Pilotprojekt |27.03.2023|21:40

Pilotprojekt "STOPP" zur Deeskalation

Das Pilotprojekt "STOPP - Fünf Minuten Pause!" soll zur Deeskalation auf dem Spielfeld beitragen.[Foto: Württembergischer Fußballverband]

Nicht nur präventiv, sondern auch aktiv mit aggressiven Situationen rund um den Fußballplatz umgehen: Unter dieser Prämisse hat der Württembergische Fußballverband (wfv) in den Bezirken Donau/Iller und Riß das Pilotprojekt "STOPP - Fünf Minuten Pause!" ins Leben gerufen.

Seit dem Wochenende, 4./5. März, können die in den Pilot-Bezirken aktiven Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter die Partien mit bis zu zwei Spielunterbrechungen von jeweils fünf Minuten gezielt pausieren lassen, um auf wiederholt aggressive Spielsituationen zu reagieren. Mit dieser konkreten Handlungsanweisung soll Spielraum für die Unparteiischen geschaffen werden, um das Spielgeschehen zu beruhigen und - im Ausnahmefall - einen Spielabbruch zu vermeiden.

Zahl der Vorfälle ist leicht rückläufig

"Im bundesweiten Vergleich ist die Entwicklung bei der Anzahl der Vergehen gegen Schiedsrichter*innen in Württemberg durchaus erfreulich", sagt Uwe Hamel, Beisitzer im Verbands-Schiedsrichterausschuss, im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Seit 2019 sind die Zahlen in Relation zur Anzahl der ausgetragenen Spiele leicht rückläufig. Es mag ein ambitioniertes Ziel sein. Aber wir wollen bei den Vorfällen so nah wie möglich an die Null herankommen."

"Die Vereinsvertreter waren schon in den ersten Gesprächen sehr offen für die Idee"

Unmittelbar vor Weihnachten kam schließlich die Idee auf, "nach vielen Jahren der präventiven Arbeit nun im Rahmen eines Pilotprojekts auch aktiv gegen eine drohende Eskalationsspirale vorgehen zu können", so Hamel weiter. Bei wiederholt aggressivem Verhalten einer oder mehrerer Personen auf dem Sportgelände kann der/die Schiedsrichter*in die erste STOPP-Spielpause einsetzen, um die Gemüter zu beruhigen. Die Unterbrechung soll eingesetzt werden, wenn mit bekannten Mitteln wie Ermahnungen und Verwarnungen, Feldverweisen oder einer Ermahnung über die Ordner eine Deeskalation nicht erreicht werden kann. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Spieler*innen, Zuschauer*innen, Funktionären oder anderen Beteiligten handelt.

Trainer und Teamoffizielle als Vermittler

Bei einer solchen Spielpause laufen die Unparteiischen zum Anstoßpunkt und rufen beide Spielführer und Trainer zu sich. Dabei wird allen Beteiligten der Ablauf der Spielunterbrechung erläutert. Trainer und Teamoffizielle sollen anschließend versuchen, beruhigend auf ihre Spieler*innen oder Zuschauer*innen einzuwirken. Die Mannschaften begeben sich jeweils in die Nähe ihrer Strafräume und bleiben dort, bis die Schiedsrichterin oder der Schiedsrichter das Zeichen zur Wiederaufnahme des Spiels gibt. Widersetzen sich einzelne Akteure dieser Anweisung, kann der/die Schiedsrichter*in dies ahnden, zum Beispiel über eine Verwarnung. Legen dieselben oder auch andere Personen nach Wiederaufnahme des Spiels erneut aggressives Verhalten an den Tag, kann eine zweite Spielpause und zeitgleich "letzte Warnung" ausgerufen werden. Sollten sich die Gemüter nach wie vor nicht beruhigen und es zu anhaltend aggressivem Verhalten kommen, bricht der/die Schiedsrichter*in die Partie ab.

Schon am ersten Wochenende des Pilotprojekts wurde das Konzept in einer Partie angewendet. "Ein Bezirksliga-Spiel im Bezirk Riß wurde in der 81. Minute unterbrochen", berichtet Hamel. "Es war die erste STOPP-Spielpause. Die Partie konnte im Anschluss normal beendet werden." In einer anderen Begegnung entschied sich ein Schiedsrichter wiederum bewusst gegen die Maßnahmen. "Auch das ist wichtig zu erkennen", so das Mitglied des Verbands-Schiedsrichterausschusses. "Zuschauer waren auf den Platz gelaufen. Da war ein Abbruch nicht mehr zu umgehen."

Bei den Vereinen aus den ausgewählten Kreisen kommt das Pilotprojekt gut an. "Die Vereinsvertreter waren schon in den ersten Gesprächen sehr offen für die Idee", beschreibt Uwe Hamel. "Bei der Bekanntgabe auf den Social-Media-Kanälen wie Instagram haben wir ebenfalls viel positives Feedback bekommen. Das Thema wurde auch medial aufgegriffen. Es ist ein schönes Zeichen, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen." Der Pilotzeitraum für das "Konzept STOPP" umfasst die Amateurfußball-Rückrunde der laufenden Saison 2022/2023. Nach einer Evaluation der Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt wird der Verbands-Spielausschuss eine verbandsweite Umsetzung für die kommede Spielzeit 2023/2024 prüfen.