Schiritalent|10.04.2023|21:15

Max Wilke: Mit 15 Schiedsrichter

Max Wilke: "Ich bin ehrgeizig und habe mir die 3. Liga als Ziel gesetzt."[Foto: privat]

Max Wilke ist erst zwölf Jahre alt, als er sich für einen Schiedsrichter-Lehrgang anmeldet. Am selbst Kicken hat er die Lust verloren, aber nicht am Fußball. Spiele zu leiten wird zu seiner großen Leidenschaft. Jetzt, mit immer noch sehr jungen 15 Jahren, pfeift der Gymnasiast aus Eimelrod, einem Ortsteil des Skisportorts Willingen im nordhessischen Teil des Hochsauerlands, sogar schon bei den Herren. In der Hinrunde dieser Saison war Max Wilke bis zu fünfmal in der Woche auf dem Platz, von August bis Anfang Dezember kam er innerhalb von 16 Wochen auf stolze 40 Einsätze. Wie er von Männern, die seine Väter sein könnten, respektiert wird und welche Ziele sich der Fan von Fifa-Schiedsrichter Daniel Siebert gesetzt hat, verrät er im folgenden Interview.

FUSSBALL.DE: Max Wilke, wie kamst du dazu, dich so früh fürs Schiedsrichtern zu interessieren?

Max Wilke: Ich war mit zwei Freunden bei einem Spiel der ersten Mannschaft unseres Vereins, dem SV Eimelrod , und habe mich über die Schiedsrichter-Leistung aufgeregt. Dann haben die Jungs gesagt: "Mach das doch selber, bestimmt kannst du das besser!" Das war im Oktober 2019 – und tatsächlich habe ich mich kurz danach für einen Lehrgang angemeldet.

Bei dem du mit Abstand der jüngste Anwärter warst…

"Die Bundesliga wäre ein Traum, aber ich finde es wichtig, zwischen Traum und Ziel zu unterscheiden. Ich habe mir die 3. Liga als Ziel gesetzt"

Wilke: Das stimmt! Der zweitjüngste Teilnehmer war 15, aber es waren auch deutlich ältere dabei. Einer war, glaube ich, 25 und der älteste 32 Jahre alt.

Kümmern sich die Schiedsrichter-Lehrwarte im Fußballkreis besonders um ihren Benjamin?

Wilke: Das ist in dem Alter immer so, dafür gibt es das sogenannte "Patenmodell". Wenn man seinen Schiedsrichter-Schein erfolgreich absolviert hat, bei mir war das im Februar 2020, wird man in den ersten fünf Spielen von seinem "Paten" begleitet. Mir hat das sehr geholfen, denn ich muss zugeben, dass ich vor meinem ersten Einsatz als Unparteiischer schon sehr nervös war.

Wann war das?

Wilke: Das war am 19. September 2020, ein D-Jugendspiel zwischen der JSG Adorf/Vasbeck und der JSG Friedrichstein III. Die Spieler auf dem, Platz waren also im gleichen Alter wie ich.

Und, wie war’s?

Wilke: Gut! Ich habe versucht, cool zu bleiben und mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Es gab auch keine besonderen Vorkommnisse, sodass es für mich ein sehr angenehmer Start als Schiedsrichter war.

Warum hattest du vorher mit dem aktiven Fußball aufgehört?

Wilke: Ich war nicht der talentierteste am Ball (lacht) . Ich habe bei der JSG Upland bei den Bambinis angefangen, dort aber schon in der F-Jugend aufgehört. Dann habe ich mich eine Zeitlang im Skispringen probiert, aber weiterhin auch als Zuschauer Fußballspiele bei uns in Eimelrod besucht. Seit ich Schiedsrichter bin, konzentriere ich mich komplett darauf – neben der Schule natürlich.

Im vorigen Sommer bist du bereits zu den Senioren aufgerückt, pfeifst in der Kreisliga. Die Spieler könnten deine Eltern sein. Gucken die nicht komisch, wenn da plötzlich so ein Jungspund mit Pfeife und Karten vor Ihnen steht?

Wilke: Ich habe den Eindruck, dass die Spieler denken, ich sei älter, 17 oder 18. Mit meinen 1,86 Meter bin ich ja recht groß. Wenn sie nach dem Abpfiff mitbekommen, dass ich erst 15 bin, dann sagt schon mal einer: "Was, erst 15? Das hat man gar nicht gemerkt!" Das freut mich natürlich, das ist ein sehr schönes Kompliment.

Pfeifst du lieber Jugend- oder Seniorenspiele?

Wilke: Lieber Senioren, da hatte ich, bis auf eine Ausnahme am vorigen Sonntag noch nie Probleme. Abstiegskampf in der Kreisliga B, die SG Lelbach/Rhena II gegen den TuS Massenhausen . Das war eine hitzige Partie, nach einem Elfmeter gab es eine kleine Rudelbildung, aber am Ende war alles in Ordnung. Bei Jugendspielen, zum Beispiel in der B-Jugend, also in meinem Alter, habe ich manchmal den Eindruck habe, dass die Spieler denken: "Wieso soll ich mir von dem etwas sagen lassen?" Im Endeffekt habe ich aber auch dort überwiegend positive Erfahrungen gemacht, sodass ich weiterhin sehr viel Freude an der Schiedsrichterei habe.

Wenn du weiterhin gute Leistungen bringst und von den Schiedsrichter-Beobachtern positiv bewertet wirst, steigst Sie jedes Jahr eine Liga auf. Dann könntest du mit 25 in der Bundesliga pfeifen. Würde damit ein Traum von dir wahr werden?

Wilke: Ein Traum wäre die Bundesliga schon, aber ich finde es wichtig, zwischen Traum und Ziel zu unterscheiden. Ich bin ehrgeizig und habe mir die 3. Liga als Ziel gesetzt. Als nächster Schritt kommt aber erst einmal die Kreis-Oberliga, das ist in anderen Landesverbänden die Bezirksliga. Ich freue mich schon darauf, andere Mannschaften und andere Fußballplätze in der Region kennenzulernen.