Mentaler Druck: Sprechstunde mit Dr. Hermann
Jetzt ansehen: die Online-Sprechstunde mit Dr. Hans-Dieter Hermann.[Foto: DFB]
Wie entsteht mentaler Druck? Wie können Vereine mit dem Thema umgehen und welche Unterstützung können Trainer*innen liefern? Immer mehr Profifußballer*innen betonen, wie wichtig es ist, auf mentale Probleme zu reagieren. Da seelische Beschwerden in vielen Bereichen immer noch ein Tabuthema darstellen, lud der DFB alle interessierten Vertreter*innen aus dem Amateurfußball zu einer Online-Sprechstunde mit Dr. Hans-Dieter Hermann ein. Der langjährige Sportpsychologe der Nationalmannschaft nahm sich Zeit, um individuelle Fragen der Teilnehmenden zur frühzeitigen Erkennung, Ursachensuche und zum Umgang mit mentalem Druck zu beantworten. Die Aufzeichnung der Sprechstunde steht allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.
Woche für Woche stehen Deutschlands Amateurspieler*innen auf den Plätzen und sind gefordert. Mentaler Druck ist dabei längst nicht nur eine Begleiterscheinung im Profifußball. "Ich habe in meinem Beruf häufig festgestellt, dass sich die Themen im Profi- und im Amateurfußball überschneiden. Mentalen Druck kann man unabhängig von der Ligaklasse in allen Bereichen, in denen ein Leistungsanspruch besteht, empfinden", berichtete der Sportpsychologe Dr. Hans-Dieter Hermann in einer Online-Sprechstunde gegenüber Vereinsvertreter*innen aus dem Amateurbereich. Die rund 25 Teilnehmenden bekamen dabei nicht nur allgemeine Informationen über seelische Beschwerden, ihre Ursachen und Symptome, sondern erhielten zugleich konkrete Handlungsempfehlungen für die von den anwesenden Trainer*innen, Schiedsrichter*innen, Vereinsärzt*innen etc. geschilderten Situationen.
"Spieler*innen in ihren positiven Leistungen bestärken"
Schon im Vorhinein erreichten Hans-Dieter Hermann viele Fragen der Interessierten, die sich um das Wohlergehen der Amateurspieler*innen drehten. Während der Sprechstunde betonte der langjährige Teampsychologe der Nationalmannschaft, wie wichtig es sei, erstmal mit den Spieler*innen in den Dialog zu kommen. Indem Trainer*innen aktiv auf ihre Schützlinge zugingen und sich nach ihrem seelischen Befinden erkundigten, könne eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen und Hemmungen aus dem Weg geräumt werden.
Konkreter berichteten die Teilnehmenden unter anderem von Magen-Darm-Beschwerden der Spieler*innen, die sich vor oder nach einem Spiel bemerkbar machten. "Magenkrämpfe oder ein allgemeines Unwohlsein können Zeichen für mentalen Druck sein. Gerade Kinder und Jugendliche machen sich häufig Sorgen, den/die Trainer*in oder die Eltern zu enttäuschen. Hier hilft es, die Spieler*innen in ihren positiven Leistungen zu bestärken", erklärte Hermann. Regelmäßiges Lampenfieber oder Schlafstörungen vor einem Spiel zu akzeptieren, könne dabei helfen, auf längere Sicht gelassener zu reagieren.
Um den Spieler*innen den erhöhten Leistungsdruck zu nehmen, der zum Beispiel während Negativserien auftritt, berichtete der Sportpsychologe über angewendete Methoden in Profifußballklubs, die sich ebenso in Amateurvereinen umsetzen lassen. "Nach einem Spiel sollte eine Spielanalyse stattfinden. Anschließend sollte sich aber nur noch auf das nächste Spiel fokussiert und die Tabellensituation in der Trainer*in-Kommunikation außer Acht gelassen werden", so Hermann.
Neben möglichen Kommunikationshilfen wurden den Teilnehmenden in der rund 70-minütigen Sprechstunde auch nützliche Informationen zum Umgang mit einflussnehmenden Eltern, unter Druck stehenden Ergänzungsspieler*innen oder Tipps wie Atemtechniken zur mentalen Vorbereitung auf ein Spiel mitgegeben.