21:0! Linus Belitz knackt zwei Bestmarken
Linus Belitz: "Sicherlich war es einer dieser Tage, an denen einfach alles funktioniert hat."[Foto: SV Grün-Weiß Großbeeren/Privat/Collage FUSSBALL.DE]
Es gibt Spiele während der aktiven Fußballerlaufbahn, die vergisst man so schnell nicht mehr. Eine solche Partie hat Linus Belitz vom SV Grün-Weiß Großbeeren aus der Kreisoberliga Dahme/Fläming in Brandenburg jetzt erlebt. Dem gerade einmal 20 Jahre alten Angreifer gelangen in der Begegnung gegen Schlusslicht SV Schönefeld 1995 beim 21:0-Erfolg seiner Mannschaft bemerkenswerte 13 Treffer.
Damit setzte sich der 1,90 Meter große Stürmer, der knapp über 80 Kilogramm auf die Waage bringt, in der Torjägerliste seiner Staffel deutlich von der Konkurrenz ab. Diese führt er mit 38 erzielten Toren in dieser Saison jetzt souverän an. Dass sein Vorsprung so deutlich ausfällt, liegt wohl in erster Linie daran, dass drei seiner ärgsten Verfolger - Maximilian Pletat (20 Treffer), Nick Ebert (19) und Daniel Kemnitz (17) - allesamt dem Spitzenreiter ASV Admira angehören und sich die Treffer dort auf mehrere Schultern verteilen.
Allerdings gab es für den Klub aus der Gemeinde Großbeeren, die an den südlichen Teil Berlins grenzt, nicht nur das reine Torfestival zu bejubeln. Der Kantersieg ging auch in die Geschichtsbücher des Vereins ein. Im Herrenbereich war es der mit Abstand höchste Sieg für den Neuntligisten. Erst in der vergangenen Spielzeit hatten die Grün-Weißen mit einem 8:0 eine neue Bestmarke gesetzt, die jetzt auch dank des treffsicheren Linus Belitz geradezu pulverisiert wurde. Auch der Angreifer selbst sorgte für eine persönliche Bestmarke. 13 Treffer waren ihm zuvor noch nie in einem Spiel gelungen.
Hattrick in acht Minuten und acht Treffer in einer Halbzeit
"Wir hatten uns in der Tat schon vor dem Spiel gegen Schönefeld vorgenommen, möglichst viele Tore zu erzielen und - unabhängig vom Spielstand - zu keinem Zeitpunkt nachzulassen"
"Mir liegen scheinbar Spiele an Wochentagen", suchte der in Neustadt an der Aisch bei Nürnberg geborene Stürmer im Gespräch mit FUSSBALL.DE die Gründe für seinen speziellen Tag. Schließlich steuerte er zuletzt auch an diesem Mittwoch im Nachholspiel beim SV Teupitz/Groß Köris (5:1) immerhin einen Doppelpack bei. "Wir hatten uns aber in der Tat schon vor dem Spiel gegen Schönefeld vorgenommen, möglichst viele Tore zu erzielen und - unabhängig vom Spielstand - zu keinem Zeitpunkt nachzulassen. Dass es dann zur Halbzeit schon 10:0 stand, davon waren wir auch selbst ein wenig überrascht. Sicherlich war es einer dieser Tage, an denen einfach alles funktioniert hat."
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass mit dem SV Schönefeld 1995 ein recht "dankbarer" Gegner in Großbeeren, einer Gemeinde mit knapp 10.000 Einwohnern, zu Gast war. Schließlich war der SVS, der in 24 Begegnungen bei 16 eigenen Toren bereits 187 Gegentreffer hinnehmen musste, in der laufenden Saison bereits zweimal nicht angetreten. Wenn der Klub ein weiteres Mal nicht zu einem Spiel erscheinen und für eine Absage sorgen sollte, dann würde der Verein aus dem Spielbetrieb genommen und müsste noch dazu eine Strafe durch den Verband in Kauf nehmen.
Dennoch wollen 13 Tore in einer Partie erst einmal erzielt werden. Linus Belitz, der für den Landessportbund (LSB) im Bereich Eventmanagement tätig ist und bei der Brandenburgischen Sportjugend ab Oktober ein duales Studium im Sportmanagement beginnen wird, stelle seine Qualitäten jedenfalls eindrucksvoll unter Beweis. In der ersten Halbzeit waren es fünf der zehn TSV-Tore, nach der Pause sogar acht von 13, darunter ein lupenreiner Hattrick innerhalb von nur acht Minuten. Grundsätzlich zählt der Spieler mit der Trikotnummer "21" seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor und seinen Instinkt, sich in die richtige Position zu bringen, zu seinen Stärken.
Neuer Anlauf auf Meisterschaft und Aufstieg im nächsten Jahr
Trotz der herausragenden Trefferquote von Linus Belitz in seiner ersten richtigen Saison im Seniorenbereich wird es für seinen Verein SV Grün-Weiß Großbeeren in der laufenden Spielzeit nicht mehr für den Sprung an die Spitze reichen. Ligaprimus FSV Admira ist für den Tabellenzweiten bei noch sechs ausstehenden Begegnungen schon elf Punkte entfernt.
"Man muss einfach auch mal den Hut vor der Leistung der Konkurrenten ziehen", ordnet der Fan des Bundesligisten Hertha BSC den zweiten Platz seiner Mannschaft ein. "Der FSV Admira hat eine hervorragende Saison gespielt und steht zu Recht ganz oben in der Tabelle. In der der kommenden Spielzeit wollen wir aber einen neuen Anlauf nehmen und dann auch ganz oben angreifen."
Auch wenn sein Name jetzt sicherlich auch auf dem Zettel des einen oder anderen höherklassigen Vereins stehen dürfte, schwört Linus Belitz dem SV Grün-Weiß Großbeeren die Treue. Schließlich war er erst im 2020 gemeinsam mit fünf weiteren Akteuren vom nahegelegenen RSV Eintracht 1949 aus der rund zwölf Kilometer entfernten Gemeinde Stahnsdorf nach Großbeeren zurückgekehrt, wo er schon im Nachwuchsbereich große Teile seiner Jugend verbracht hatte.
Ein besonderes Lob hat er dabei für seinen aktuellen Trainer Patrick Draheim parat. "Ich habe dem Coach in meiner jetzigen Situation sehr viel zu verdanken", schwärmt Torjäger Linus Belitz. "Vor kurzer Zeit war er selbst noch Spieler und kann sich daher gut in unsere Situation hineinversetzen. Er gibt mir die Spielzeit und die Freiheiten, die ich benötige, um mich bestmöglich zu entwickeln."