Großer Erfolg|16.06.2023|14:45

Lyn Meyer krönt sich zur besten Torjägerin

Lyn Meyer: "Wir wollten die Trophäe gemeinsam gewinnen"[Foto: allsportfaces]

Es ist der krönende Abschluss nach einer langen Leidenszeit: Lyn Meyer von Eintracht Braunschweig aus der Frauen-Oberliga Niedersachen sicherte sich mit 46 Toren in 24 Spielen in der ausklingenden Saison 2022/2023 die Torjägerkanone für alle. Damit ist die 28 Jahre alte Angreiferin Deutschlands beste Torschützin der 4. Liga. Am Ende setzte sie sich mit zwei Toren Vorsprung gegen ihre ärgste Konkurrentin Vanessa Baugatz (44 Treffer in 19 Spielen) von der zweiten Mannschaft des 1. FC Union Berlin durch.

Der Gewinn der Torjägerkanone gerät dabei allerdings schnell zur (schönen) Nebensache. Deutlich bedeutender war es für die ausgebildete Polizeibeamtin, "einfach wieder mit den Mädels auf dem Platz stehen zu dürfen", erklärt sie im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Mich haben immer wieder schwerwiegende Verletzungen aus der Bahn geworfen. Erst in der Saison zuvor war ich nach einem auskurierten Kreuzbandriss zurückgekommen. Von daher bin ich glücklich, dass ich in dieser Saison verletzungsfrei geblieben bin und alle Spiele absolvieren konnte. Dass ich außerdem in unserer Spielklasse Deutschlands erfolgreichste Torschützin geworden bin, rundet nun das Ganze ab."

Torjägerkanone, Meisterschaft und Aufstieg

Nicht nur für Meyer selbst, sondern auch für ihr Team Eintracht Braunschweig lief es in dieser Saison dabei wie am Schnürchen. Nach zuvor drei vergeblichen Anläufen, die auch durch die Corona-Pandemie geprägt waren, gelang den Braunschweiger "Löwinnen" im vierten Anlauf nun endlich der ersehnte Aufstieg in die Regionalliga Nord.

"Ich bin niemand, der sich gerne in den Mittelpunkt rückt. Der Erfolg ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Die Torjägerkanone ist dabei eine schöne Anerkennung."

Mit zehn Punkten Vorsprung ging die Eintracht in ihrer Staffel vor dem TSV Limmer als Meister durch Ziel. Das Aufstiegsspiel gegen die SpVg Aurich, das im August-Wenzel-Stadion in Barsinghausen ausgetragen wurde, entschieden die Braunschweigerinnen vor wenigen Tagen souverän 4:1 (2:0) für sich, so dass dem Gang in die 3. Liga nichts mehr im Wege stand. Meyer selbst steuerte zwei Treffer im Aufstiegsspiel zum Erfolg bei.

Grund zum Jubeln gab es für die Spielerin mit der für eine Stürmerin eher untypischen Nummer "6" allerdings erst, nachdem die Meisterschaft auch rechnerisch in trockenen Tüchern war. "Wir haben in der Rückrunde die beiden Duelle gegen unsere ärgsten Verfolger TSV Limmer und SV Hastenbeck verloren", erinnert sich Meyer. "Auch generell bin ich eher eine Person, die auf Nummer sicher gehen will, bevor gejubelt wird. Als wir dann nicht mehr auf den zweiten Platz abrutschen konnten, konnte ich auch durchatmen."

Gute Stimmung trotz Niederlage im Pokalfinale

Einziger kleiner "Makel" in einer sonst rundum gelungenen Spielzeit war das verlorene Endspiel um den Niedersachsenpokal. Ebenfalls auf dem Gelände des Niedersächsischen Fußballverbandes in Barsinghausen unterlag Eintracht Braunschweig dem künftigen Ligakonkurrenten TSV Barmke (1:3) aus der Regionalliga Nord. Getrübt wurde die Freude über eine hervorragende Saison deswegen aber nicht. Um die Meisterschaft, den Aufstieg und die Torjägerkanone ausgiebig zu feiern, geht es für den gesamten Tross der Eintracht für drei Tage an die Nordsee.

Schließlich sieht Meyer den Gewinn der Torjägerkanone für alle keineswegs als ihren alleinigen Verdienst an. Vielmehr gilt ihr Dank ihren Teamkolleginnen. "Es fängt schon hinten bei unserer Torhüterin an und zieht sich bis vorne in die Spitze", sagt die frühere Juniorinnen-Nationalspielerin, die einst zwei Partien für die U 17-Auswahl des DFB absolviert hatte. "Ich bin niemand, der sich gerne in den Mittelpunkt rückt. Der Erfolg ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Die Torjägerkanone ist dabei eine schöne Anerkennung. Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Mädels."

Das zeigte sich vor allem auch darin, dass Lyn Meyer nicht zuletzt durch ihre Teamkollegin Carolin Helmerding immer wieder auf den neuesten Stand gebracht wurde, wie es in der Wertung zur Torjägerkanone für alle gerade aussieht. "Das gesamte Team hat mitgefiebert. Wir wollten die Trophäe gemeinsam gewinnen", erklärt "Lyni", wie sie liebevoll von ihren Mitspielerinnen genannt wird.

Drei Tore beim einzigen Champions League-EInsatz

Für die Trophäe hat die 1,67 Meter große Angreiferin, die während ihrer Laufbahn für den 1. FC Lokomotive Leipzig und den VfL Wolfsburg insgesamt neunmal in der Frauen-Bundesliga zum Einsatz gekommen war und außerdem 72 Partien in der 2. Frauen-Bundesliga bestritten hatte, bereits ein Plätzchen ausfindig gemacht. Sie wird es dabei einem "Edelfan" widmen - ihrer sechs Monate alten Nichte Pauline. "Meine Eltern haben mein früheres Kinderzimmer in ein Spielzimmer für meine Nichte umgewandelt. An der einen Wand befindet sich allerdings noch meine Trophäensammlung. Dort kommt dann auch die Torjägerkanone hin", erklärt Deutschlands Top-Torschützin der 4. Liga.

Und doch reichte die Torjägerkanone mit dem Blick auf die bisherige Laufbahn nicht aus, um den wohl schönsten Moment der Karriere zu erneuern. "An mein einziges Spiel in der Champions League mit dem VfL Wolfsburg kommt so schnell nichts heran", beschreibt Lyn Meyer, die in der Saison 2013/2014 zum 13:0 der "Wölfinnen" gegen Pärnu JK aus Estland sogar drei Treffer beigesteuert hatte. "Es war ein einmaliges Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Dass ich ausgerechnet in dieser Partie drei Tore erzielen konnte, macht es umso schöner. Ich kann mich erinnern, wie nervös ich vor der Partie war. Meine damaligen Mitspielerinnen haben mich aber darin bestärkt, einfach ich selbst zu sein." Damit fährt Lyn Meyer nach wie vor gut.