Torjägerkanone |11.11.2023|08:20

Andi Sadrija: Acht Tore in einer Halbzeit

Andi Sadrija (l.): "Mein persönliches Ziel ist es, die Bestmarke aus der vorherigen Saison zu knacken."[Foto: Spvg Dümmlinghausen-Bernberg/Privat]

Jede Woche passieren auf Deutschlands Amateur-Fußballplätzen kuriose Geschichten. Eine besondere Story hat auch Angreifer Andi Sadrija vom Gummersbacher C-Kreisligisten Spvg Dümmlinghausen-Bernberg geschrieben. Der 24 Jahre alte Angreifer, der in zwölf Partien nicht weniger als 43-mal traf und damit die Torjägerkanone für alle in der 10. Liga anführt, erwischte vor allem im Spiel gegen den SSV Wildbergerhütte-Odenspiel II einen "Sahnetag", von dem jeder Fußballer träumt.

Beim 11:2 (nach einem 0:1-Rückstand) gingen gleich zehn Treffer auf das Konto des Kapitäns, der über sein besonderes Kunststück immer noch verwundert ist. "An diesem Tag hat einfach alles geklappt", sagt der Torjäger. "Ich habe mit dem Kopf, per Hacke, mit einem Lupfer und einmal per Elfmeter getroffen. Das Einzige, was gefehlt hat, war ein spektakulärer Fallrückzieher. Sonst war alles dabei. Man muss aber auch sagen, dass ich von meinen Mitspielern immer perfekt bedient wurde."

Vom Abwehrspieler zum Stürmer umgeschult

Allein in der zweiten Halbzeit traf Sadrija achtmal und schnürte zwei lupenreine Hattricks, für die er einmal nur neun und einmal elf Minuten benötigte. Insgesamt war er in dieser Saison bislang für exakt 58,9 Prozent der 73 Dümmlinghauser Treffer verantwortlich. Bereits während der Vorbereitung waren dem Zugang vom vorherigen Ligakonkurrenten DJK Gummersbach mehrere Dreierpacks in den Testspielen gelungen, was in der Kabine jedes Mal eine Kiste Bier zur Folge hatte. Nach seinem Zehnerpack hatte das Team bei der dreifachen Menge besonders viel Spaß.

"Sollte ich die Trophäe tatsächlich gewinnen, wäre das für mich das Größte"

Dabei hatte Andi Sadrija der Jugend als Innen- oder Linksverteidiger angefangen, wurde erst später zum Mittelstürmer "umgeschult". Das war allerdings dann ganz nach seinem Geschmack. "Ich habe mich in der Abwehr nicht wohlgefühlt, wollte lieber Tore schießen als verhindern", sagt der Knipser, der gerade seine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik abgeschlossen hat und in zwei Jahren zum Logistik-Meister aufsteigen will.

Dass es für Sadrija, der im Team nur "AS9" gerufen wird, so gut läuft, führt er nicht zuletzt auch auf seinen Trainer Andreas Bujock zurück. Mit ihm hatte er bereits in der Jugend beim DJK Gummersbach zusammengearbeitet. "Er ist ein Gewinnertyp, hat im taktischen Bereich unglaublich viel drauf und bereitet uns immer optimal auf den kommenden Gegner vor", lobt der Torgarant. "Selbst wenn wir 11:2 gewinnen ist er nicht zufrieden, weil er das Potenzial unserer Mannschaft genau einschätzen kann."

Andi Sadrija, der gleich in seiner ersten Saison bei der Spvg Dümmlinghausen-Bernberg zum Spielführer ernannt wurde, war schon in der abgelaufenen Saison mit 53 Treffern Torschützenkönig und hatte damit maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Stadtrivalen DJK Gummersbach in die Kreisliga B. Dieses Ziel strebt er jetzt auch mit seinem neuen Klub an. "Ich will der Mannschaft mit meinen Toren helfen", sagt er. "Mein persönliches Ziel ist es, die Bestmarke aus der vorherigen Saison zu knacken." Bei nur noch zehn fehlenden Toren, aber 15 ausstehenden Partien dürfte das nur noch eine Frage der Zeit sein.

Umso mehr hat der Angreifer nach jedem Spiel das Ranking für die Torjägerkanone fest im Blick. "Sollte ich die Trophäe tatsächlich gewinnen, wäre das für mich das Größte", betont er. Zu Saisonbeginn war Sadrija noch nicht allzu sehr mit dieser Thematik vertraut. Inzwischen informiert sich aber nach jedem Spieltag und kontrolliert, wie erfolgreich die direkten Konkurrenten waren.

Durch seine eindrucksvolle Torausbeute hat "AS9" bereits bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten geweckt. Der Wechsel nach Dümmlinghausen-Bernberg sei für ihn eine "Herzensangelegenheit" gewesen, die er trotz anderer Optionen unbedingt wahrnehmen wollte. Viele Kumpels, mit denen er bereits in der Jugend zusammengespielt hatte, sind ebenfalls bei der Spvg aktiv.

"Ich will aufsteigen, kann die Mannschaft als Kapitän nicht im Stich lassen", verspricht er. Ab dem kommenden Sommer könnte Sadrija allerdings höherklassig angreifen und dabei einige Spielklassen überspringen. So gab es bereits Anfragen aus der Landesliga. "Ich habe mich noch nicht entschieden, bin für alles offen", sagt er - und will in den kommenden Wochen und Monaten mit zahlreichen Treffern weitere Eigenwerbung betreiben.

Rituale und Ronaldo

Die meisten Torjäger verfolgen vor einem Spiel besondere Rituale, haben Abläufe verinnerlicht, an die sie fest glauben. So ist es auch bei Andi Sadrija, der in der Kabine erst den linken Schienbeinschoner auf das rechte Bein anzieht und umgekehrt. Beim Aufwärmen wird auf dem Platz immer eine Zweierreihe gebildet. "Ich will immer auf die rechte Seite laufen und mein bester Kumpel Said Ismaail, der bei uns im Mittelfeld die Fäden zieht, soll auf meiner Höhe in der linken Reihe neben mir laufen", zeigt sich der Torjäger abergläubisch.

Als eine seiner Stärken stellt der Torjäger seine Robustheit und seine läuferischen Fähigkeiten in den Vordergrund. "Ich kann den Ball im letzten Drittel gut festmachen, habe in der Schlussphase noch Körner. In den letzten Spielen wurde ich meistens gedoppelt, dennoch konnte ich mich dank meiner Fitness durchsetzen", freut er sich. An seinem Antritt und seiner Grundschnelligkeit will "AS9" dagegen noch feilen. Dafür ist er auch bereit, sich zu quälen. "Ich bin ein Mentalitätsmonster", beschreibt er. "Wenn man erfolgreich sein will, muss man seinen inneren Schweinehund überwinden, mehr und härter trainieren."

Sein großes Vorbild in der Jugend war Ex-Nationalspieler Michael Ballack. "Seine Siegermentalität hat mir unglaublich imponiert." Aber auch vom brasilianischen Ex-Torjäger Ronaldo und Deutschlands WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose "habe ich mir viel abgeschaut", verrät "AS9". Von seiner aktuellen Torquote (3,58 Treffer pro Spiel) konnten allerdings selbst die beiden Weltmeister nur träumen.