SSV Buer fordert FC Bayern heraus
Wollen den FC Bayern im DFB-ePokal fordern: "xSeb22" Wehmeyer, Luca "SirGibi1" Speuser und Philipp "Eisvogel" Schermer.[Foto: SSV Buer]
Als am 19. Januar die erste Runde des DFB-ePokals ausgelost wurde, war bei der SSV Buer der Jubel groß. Die Gelsenkirchener dürfen sich am 10. Februar mit dem größten Namen im deutschen Fußball messen - es geht gegen den FC Bayern München. "Wir haben uns über das Los riesig gefreut und können es kaum noch erwarten, bis es losgeht", gibt Erdinc Albayoglu zu.
Der 43-Jährige leitet die eSports-Abteilung bei den "Rothosen" und ist täglich im Kontakt mit seinen drei Jungs, die am kommenden Samstag nun in der Fußball-Simulation "EA FC 24" die Sensation schaffen wollen: Das sind das Bueraner Eigengewächs Sebastian "xSeb22" Wehmeyer (19), Mitgründer der Abteilung und außerdem im eTalentwerk des VfL Bochum aktiv, Luca "SirGibi1" Speuser (20) sowie Philipp "Eisvogel" Schermer. Der 25-Jährige hat im eSports bereits einige Erfolge vorzuweisen, gewann er doch 2021 mit Celtic Worms, ebenfalls einem Amateurklub, die erste Auflage des DFB-ePokal und schaffte es danach als eSports-Profi des FC Schalke 04 in die eNationalmannschaft des DFB.
KEINE ÜBERMANNSCHAFT
Nun wartet also der FC Bayern auf die Gelsenkirchener. Der Name weckt natürlich Fantasien. im eSports sind die Münchner allerdings noch recht frisch dabei und, im Vergleich zum Fußball auf dem Feld, keineswegs eine Übermannschaft. Erst seit der DFB für alle Erstligisten verbindlich die Gründung einer eigenen eSports-Abteilung vorschrieb, sind auch die Bayern dabei. "Wir rechnen uns schon etwas aus", geht Erdinc Albayoglu von einem recht offenen Duell zwischen dem Amateurklub aus dem Ruhrpott und den Profis aus dem Süden Deutschlands aus.
"Das sind Profis, die spielen jeden Tag. Dennoch müssen wir uns vor den Bayern nicht verstecken."
Seit der Gründung der eSportsabteilung vor drei Jahren, während der Corona-Panemie, holten sich die Bueraner dreimal in Folge die Kreismeisterschaft und mischten danach zweimal im e-Westfalenpokal mit. Der große Wurf allerdings blieb den Jungs von der Löchterheide zuvor verwehrt - bis jetzt, und nun kommen halt die Bayern.
Gerne hätten die Bueraner das große Duell live und mit Zuschauern ausgetragen, doch gedaddelt wird nun virtuell. Das ist im eSports zwar üblich, aber die erste Runde im DFB-ePokal sollte eigentlich am Sonntag in der esportfactory in Osnabrück steigen. Da ein Spieler der Bayern am Montag eine Klausur schreibt, einigte man sich auf einen virtuellen Zock - und zwar am Samstag.
"Die Jungs haben fleißig trainiert, wir sind gut vorbereitet", berichtet Erdinc Albayoglu. "Und wer da auf uns zukommt, wissen wir auch, wir haben den Gegner studiert." Mücahit Sevimli, Miguel Mestre, José Carlos Sánchez und João Victor Ferreira Lopes tragen das Trikot des FC Bayern, Trainer der Münchner ist Matthias Luttenberger. "Klar, das sind Profis, die spielen jeden Tag", weiß Erdinc Albayoglu. "Aber wir müssen uns vor den Bayern nicht verstecken, auch wenn wir natürlich nicht die selben Voraussetzungen haben wie sie."
TRAUM VOM GAMING-RAUM
Die Bueraner eSportler daddeln nämlich ausschließlich online miteinander. Obwohl der Verein auf der Sportanlage an der Löchterheide recht großzügige Räumlichkeiten hat - neben einem Naturrasen-, Kunstrasen- und Aschenplatz gibt es ein Funktionsgebäude mit zahlreichen Umkleiden, in dem auch das Vereinsheim untergebracht ist - fehlt ein Raum für die Konsolenkids. "Für den Verein wäre es sehr wichtig, neben dem ‚normalen‘ Fußballangebot auch im eSports präsent zu sein", betont Erdinc Albayoglu und nennt ein Beispiel: "Wenn ein Spieler es auf dem Platz nicht in die erste Mannschaft in der Landesliga schafft und sich daher zu einem anderen Verein wechseln möchte, könnte er immer noch bei der SSV bleiben, wenn wir eine Ecke mit Playstation und Bildschirm hätten."
Denn wie in ganz Deutschland, ist eSports auch in der Schalke-Stadt auf dem Vormarsch. Neben der SSV Buer gibt es aktuell zehn weitere Vereine, die Fußball auch in der virtuellen Variante im Programm haben: SC Hassel, Genclerbirligi Resse, Buer, Spielvereinigung Westfalia Buer, Rot-Weiss Wacker Bismarck, Eintracht Erle, Spiel- und Sportverein Beckhausen, FC Glückauf Hüllen, ETuS Bismarck, Kickers Ückendorf und Schwarz-Weiß Buer Bülse. Kickers Ückendorf hat sogar letztes Jahr im November ein großes eSports-Turnier veranstaltet, an dem über 50 Teams aus ganz Deutschland teilnahmen. "Wir sind auf dem richtigen Weg und hoffen, dass wir weiter durch den Fußballkreis und den Verband unterstützt werden", sagt Erdinc Albayoglu mit einem kleinen Verweis in Richtung Stadtsportbund, der doch, bitte schön, auf der Sportanlage am Nordring endlich den Weg für einen eSports-Raum freimachen sollte.
Wer weiß, vielleicht gelingt den "Rothosen" im DFB-ePokal ja die große Überraschung gegen die "Roten" - und dann sollte es in Buer doch endlich etwas werden mit dem Traum vom eigenen Gaming-Raum.