Schott-Trainer |08.06.2024|08:30

Horozovic: "Traum geht in Erfüllung"

Samuel Horozovic (r.): " Ich schnell Feuer und Flamme."[Foto: TSV SCHOTT Mainz]

Debüt im DFB-Pokal mit 27 Jahren: Was sich zunächst nicht allzu außergewöhnlich anhört, ist es bei Samuel Horozovic doch. Der gebürtige Mainzer ist nämlich nicht mehr Spieler, sondern seit Anfang Oktober 2023 Cheftrainer beim TSV Schott Mainz, der in der kommenden Saison in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar an den Start geht. "Samu" Horozovic wird damit im Erstrundenspiel gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth (16. bis 19. August) erstmals im bundesweiten Pokalwettbewerb an der Seitenlinie stehen.

"Ich habe im Alter von dreieinhalb Jahren als Spieler beim TSV Schott Mainz angefangen. Mittlerweile Trainer der ersten Mannschaft zu sein, ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist", so Samuel Horozovic im Gespräch mit FUSSBALL.DE .

Dabei hatte der junge Chefcoach zunächst gar nicht den Plan, Trainer zu werden. "Ich hatte das tatsächlich nicht aktiv vorangetrieben", berichtet er. "Unser Nachwuchskoordinator hatte mich gefragt, ob ich nicht das Trainerteam der F-Jugend, in der damals mein jüngerer Bruder Sean gespielt hatte, unterstützen will. Nach den ersten Eindrücken war ich schnell Feuer und Flamme. Schon mit 22 Jahren hatte ich meine A-Lizenz abgeschlossen. Nun bin ich schon in meinem zwölften Jahr als Trainer."

Auch den eigenen Bruder trainiert

"Gegen Greuther Fürth rechnet man sich schon eher eine kleine Chance aus, als es gegen einen Bundesligisten der Fall wäre."

Insgesamt drei Jahre lang betreute Samuel seinen jüngeren Bruder Sean. "Zur U 16 ist er dann in den Nachwuchs des 1. FSV Mainz 05 gewechselt, im November hat er sein Debüt für die deutsche U 18-Nationalmannschaft gegeben. So schlecht kann also auch die Zeit unter mir nicht gewesen sein", sagt der Schott-Trainer mit einem Augenzwinkern.

Bis zur U 19 war auch Samuel selbst für den TSV am Ball. "Ich habe anschließend bei Fortuna Mombach in der Verbandsliga gespielt. Da ich parallel dazu dann auch noch bei Schott U 15-Trainer in der Regionalliga war, habe ich schnell gemerkt, dass es schwierig ist, beides dauerhaft unter einen Hut zu bekommen", so Samuel Horozovic. "Vom Trainingsplatz mit den Nachwuchsspielern ging es meist direkt ins eigene Training. Daher habe ich seit der A-Lizenz den Fokus auf die Trainerlaufbahn gelegt. Die Arbeit als Trainer ist sehr vielseitig. Dabei geht es nicht nur unter anderem um die Führung eines Teams oder die Belastungssteuerung. Auch die Abstimmung bei der Kaderplanung mit unserem Sportlichen Leiter Sascha Meeth macht mir Spaß."

Hauptberuflich auf Geschäftsstelle tätig

Die Zeitpläne sind auch jetzt teilweise noch sehr eng getaktet, denn Samuel Horozovic ist neben seinem Trainerjob hauptberuflich auf der Geschäftsstelle des TSV Schott Mainz beschäftigt und für die Koordination der sportlichen Fachbereiche wie die Kindersport- oder die Fußballakademie zuständig. "Der Aufwand war schon als U 19-Trainer groß. Es gibt für mich allerdings nichts Besseres, als mich den ganzen Tag mit Fußball zu beschäftigen."

Und dort wartet mit dem DFB-Pokal-Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth ein Highlight. Bei der zurückliegenden Pokalpartie gegen Borussia Dortmund (1:6) war Horozovic in die Organisation rund um die Begegnung eingebunden, kümmerte sich unter anderem um die Einlauf- und Ballkinder. Bei der Belohnung für die Pokal-Qualifikation - der Reise ins Winter-Trainingslager in die Türkei - war der 27-Jährige dann als Trainer schon mittendrin.

"Alles auf den Pokalsieg ausgelegt"

"Wenn man ehrlich ist, war da die Aussicht auf den Klassenverbleib in der Regionalliga Südwest schon im Winter nicht mehr allzu groß", so Samuel Horozovic. "Also haben wir alles darauf ausgelegt, als erster Amateurverein den Südwestpokal zum dritten Mal nacheinander zu gewinnen. Wir haben nicht nur technisch, sondern auch konditionell ein höheres Level erreicht", sieht der A-Lizenz-Inhaber in dem Trainingslager einen wesentlichen Grund für die erneute DFB-Pokal-Teilnahme.

"Schon in der Meisterschaft konnten wir einige Ausrufezeichen setzen. Wir sind trotz des bereits feststehenden Abstiegs nicht nur in den letzten sechs Saisonspielen unbesiegt geblieben", so Horozovic. "Wir konnten auch der U 23 der TSG Hoffenheim, die zu diesem Zeitpunkt die Tabellenführung hätte übernehmen können, ein 1:1 abtrotzen sowie uns 3:0 gegen die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt und 7:0 gegen die TSG Balingen durchsetzen."

Die Bilanz von 21 Punkten aus den 13 Partien der Restrunde bedeuteten die viertbeste Ausbeute, reichten aber nicht mehr für den Klassenverbleib. "Das gewonnene Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit in unseren Aktionen war dann auch deutlich im Pokalendspiel zu sehen", meint Samuel Horozovic mit Blick auf das 3:0 am Finaltag der Amateure gegen den Stadtrivalen SV Gonsenheim. "Wir wollen von hintenheraus kombinieren und nicht die Bälle einfach nach vorne hauen", beschreibt er die Spielidee. "Wir wollen einfach zocken, mutige Entscheidungen treffen und den Ball haben. Bei Fehlern müssen wir sofort eine Reaktion zeigen und zurück in Ballbesitz kommen wollen."

Fokus auf Spielern aus der Region

Der Abstieg aus der Regionalliga Südwest hat beim TSV Schott Mainz einige Veränderungen am Kader zur Folge. "Einen Kern von zwölf Spielern konnten wir aber halten", so der Trainer. "Zu den Zugängen zählt unter anderem der drittliga-erfahrene Daniel Bohl, den es beruflich als Polizist nach Mainz zieht. Außerdem rücken sieben Spieler aus der U 19 auf. Es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Vereinsphilosophie, auf Spieler aus der Region zu setzen."

Die ehemaligen und zukünftigen Schützlinge von Samuel Horozovic bestreiten aktuell als Meister der A-Junioren-Regionalliga Südwest noch die Aufstiegsspiele zur neuen DFB-Nachwuchsliga und könnten damit ebenfalls noch Vereinsgeschichte schreiben. Möglicherweise kommt im August auch mit dem erstmaligen Erreichen der zweiten Pokalrunde ein Kapitel dazu. "Gegen Greuther Fürth rechnet man sich schon eher eine kleine Chance aus, als es gegen einen Bundesligisten der Fall wäre", so Horozovic. "Wir gehen die Partie dennoch realistisch an. Wir wollen das Spiel so lange wie möglich offenhalten. Das wäre schon ein großer Erfolg."