5. Liga statt CL|03.11.2024|11:00

Pourié: Früher gegen Ronaldo, jetzt in Ahlen

"Sobald du auf dem Platz bist, schaltest du das Drumherum aus": Marvin Pourié (M.) bei Rot Weiss Ahlen.[Foto: Rot Weiss Ahlen]

Am 27. November ist der FC Kopenhagen in der UEFA-Champions League bei Juventus Turin zu Gast. Das Match geht 3:1 für den italienischen Rekordmeister aus, der Abend wird dennoch zu einem unvergesslichen Erlebnis für einen jungen Spieler, der auf Seiten der Dänen spät eingewechselt wird - und zwei Wochen später in der europäischen Königsklasse auch noch Real Madrid und Superstar Cristiano Ronaldo in Kopenhagen empfängt. Diese 23 Minuten Champions League kann Marvin Pourié keiner mehr nehmen. In der Oberliga Westfalen sind die Namen etwas kleiner, dort spielt er jetzt.

Heute beispielsweise trifft der inzwischen 33-Jährige mit seinem neuen Verein Rot Weiss Ahlen im Derby auf den SV Lippstadt. Sein Debüt hat der Stürmer, der in der Jugend unter anderem beim FC Liverpool ausgebildet wurde, vor einer Woche daheim beim 1:3 gegen die U 21 des VfL Bochum gegeben, wobei ihm immerhin der Ahlener Ehrentreffer per Foulelfmeter vergönnt war. Im FUSSBALL.DE -Interview erzählt Marvin Pourié, mit welchen Stars er früher sein Trikot getauscht hat, und was er mit dem ehemaligen Zweitligisten Ahlen vorhat.

FUSSBALL.DE: Marvin Pourié, dein letzter Verein war die VSG Altglienicke in der Regionalliga Nordost. Wie kam nun der Wechsel nach Ahlen zustande?

Marvin Pourié: Ich komme aus der Umgebung, bin in Werne aufgewachsen und habe in der Jugend unter anderem für Borussia Dortmund und die Hammer Spielvereinigung gespielt. Der Kontakt nach Ahlen kam über Luka Tankulic zustande, mit dem ich beim SV Meppen zusammen auf dem Platz stand und der spielender Co-Trainer bei Rot-Weiß ist. Auch mit Dennis Kocker aus dem Vorstand des Vereins gab es im Vorfeld sehr gute Gespräche, sodass ich mit Rot Weiss Ahlen gerne den nächsten Schritt in meiner Fußballerlaufbahn gehen möchte.

"Fußball ist fast immer gleich, ob du in der Champions League oder in der Oberliga aufläufst"

Du hast in verschiedenen europäischen Ländern in der ersten Liga gespielt, unter anderem in Dänemark, Belgien und Russland, außerdem für 1860 München, die TuS Koblenz sowie den Karlsruher SC in der zweiten Bundesliga. Ist die Profikarriere jetzt vorbei?

Pourié: Ja. Ich hatte Angebote von verschiedenen Klubs aus dem Ausland, noch einmal zwei Jahre im Profibereich zu spielen, aber ich möchte jetzt einen anderen Weg einschlagen. Meine Frau und ich haben drei Kinder, alles Jungs, der älteste geht schon zur Schule und die beiden jüngeren in den Kindergarten. Im Moment leben wir noch im Emsland, so dass ich zum Training und zu den Spielen nach Ahlen pendle. Sobald wir etwas Passendes finden, werden wir in die alte Heimat nach Werne oder Umgebung ziehen.

Rot Weiss Ahlen hat dich als "Königstransfer" vorgestellt, schließlich hast du bei einigen Vereinen mit klangvollen Namen gespielt. Wie war es für dich, jetzt in der Oberliga aufzulaufen?

Pourié: Gut, es hat Spaß gemacht, auch wenn wir das Spiel verloren haben. Fußball ist fast immer gleich, ob du jetzt in der Champions League oder in der Oberliga aufläufst. Sobald du als Spieler auf dem Platz bist, schaltest du das Drumherum aus. Für mich geht es in Ahlen jetzt darum, mitzuhelfen, dass der Verein wieder nach oben kommt, also dahin, wo er meiner Meinung nach hingehört. Das Ziel sollte zunächst die Rückkehr in die Regionalliga sein, möglichst mit der Perspektive, weitere Schritte nach vorne zu gehen und insgesamt die Strukturen noch zu verbessern.

Hast du auch schon die Karriere nach der Karriere im Blick?

Pourié: Ja, ich möchte nach und nach Trainerlizenzen erwerben und nach dem Ende meiner aktiven Zeit gerne als Trainer arbeiten. Bei Rot Weiss Ahlen blicke ich nun aktuell auch hinter die Kulissen und werde in den nächsten Wochen und Monaten in mehrere Bereiche des Vereins reinschnuppern. Unter anderem liegt dabei der Fokus für mich auf die Jugendarbeit bei Rot Weiss Ahlen. Ich möchte dort meine Erfahrungen im Fußball an junge Kicker weitergeben. Wir möchten die Anlaufstelle für Talente sein, die in den Nachwuchsleistungszentren von Borussia Dortmund, Schalke 04, VfL Bochum, Arminia Bielefeld und SC Paderborn vielleicht durchs Raster rutschen und in Ahlen eine bessere Perspektive für sich sehen. Marco Reus und Kevin Großkreutz sind die besten Beispiele dafür, wie man über den Umweg Rot Weiss Ahlen große Karrieren machen kann.

Du bist als Jugendlicher zu den "Reds" in Liverpool gewechselt. Wie kam es dazu?

Pourié: Ich wollte einfach meine Chance nutzen und bei einem großen Verein die möglichst beste Ausbildung durchlaufen. Klar ist das hart, als 16-Jähriger seine Familie und Freunde hinter sich zu lassen, aber es war eine super Zeit in Liverpool, die ich nie vergessen werde.

Welche Erinnerungen hast du denn noch an die Spiele mit dem FC Kopenhagen in der Champions League? Größere Namen als Juventus Turin mit unter anderem Gianluca Buffon und Andrea Pirlo und Real Madrid mit unter anderem Superstar "CR7", Gareth Bale und Xabi Alonso trifft man selten im Fußball…

Pourié: Das waren natürlich absolute Highlights. Davon träumst du als Kind, einmal in der Bundesliga oder sogar in der Champions League zu spielen. Wenn vor dem Anpfiff die berühmte Hymne erklingt, ist das schon etwas ganz Besonderes, davon kann man noch seinen Kindern erzählen. Andererseits möchte ich mich nicht zu sehr mit der Zukunft beschäftigen, das ist vorbei, jetzt zählt die Gegenwart und Zukunft mit Ahlen.

Trotzdem noch eine Frage zu den großen Zeiten: Mit wem hast du das Trikot getauscht und wo sind die Shirts?

Pourié: Aus dem Spiel bei Juve habe ich das Trikot von Paul Pogba, und nach dem Match gegen Real habe ich mit Sergio Ramos das Shirt getauscht. Die Trikots und viele andere haben einen besonderen Platz bei mir zu Hause.

Die nächsten Stationen heißen Lippstadt, Bövinghausen, Clarholz und Wattenscheid. Was geht in dieser Saison noch mit RW Ahlen?

Pourié: Wir stehen aktuell im Mittelfeld der Tabelle, aber nach oben ist es nicht so weit. Ich bin jedenfalls mit großen Zielen nach Ahlen gekommen und werde jeden Tag dafür arbeiten, diese zu erreichen. Hier entsteht etwas, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen.