230 Tore für SG Castrop-Rauxel: "Wir hatten das Ranking ständig im Blick"
Zum Saisonabschluss mit dem Planwagen nach Hause: "Auch da ging es feuchtfröhlich zu."[Foto: SG Castrop-Rauxel/Privat]
Die SG Castrop-Rauxel, Meister der Kreisliga C2 in Herne, war in der abgelaufenen Saison 2024/2025 das torhungrigste Team im deutschen Amateurfußball. In 28 Partien traf die Mannschaft 230-mal, erzielte damit im Schnitt 8,21 Tore pro Spiel. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Trainer Ayhan Celik (38) über eine überragende Saison.
FUSSBALL.DE: Ihr Team stellte mit 230 Treffern bundesweit den torgefährlichsten Angriff. Wie stolz sind Sie auf Ihre Mannschaft, Herr Celik?
Ayhan Celik: Es war eine grandiose Leistung, die das Team über die gesamte Saison abgeliefert hat. Als Trainer ist man nie zufrieden, weil am Ende sogar noch einige Treffer hätten hinzukommen können. (lacht) Wir hatten das Ranking ständig im Blick, weil wir unser letztes Saisonspiel am 1. Juni hatten und unsere Verfolger aus anderen Ligen noch zwei Partien absolvieren mussten. Als klar war, dass wir die Nummer eins geblieben sind, wurde das sofort in der WhatsApp-Gruppe kommuniziert.
Wie fielen die Feierlichkeiten nach dem souveränen Aufstieg in die Kreisliga B aus?
Celik: Wir haben gleich dreimal gefeiert. Am 25. Spieltag haben wir mit dem 15:0 gegen RSV Wanne II den Aufstieg perfekt gemacht. Danach haben wir es bei uns auf der Platzanlage richtig krachen lassen. Die Meisterschaft haben wir vier Spieltage später mit dem 16:0 gegen SuS Pöppinghausen II klargemacht. Zum Saisonabschluss sind wir nach unserem 8:3 bei die DJK Falkenhorst Herne II mit dem Planwagen nach Hause gefahren. Auch da ging es feuchtfröhlich zu. (lacht)
Dabei ist die SG Castrop-Rauxel sogar mit einer Niederlage in die Saison gestartet. Was passierte danach?
Celik: Ganz ehrlich: Am 1. Spieltag waren wir beim 2:3 gegen den SV Sodingen II grottenschlecht. Wir sind nicht ins Spiel gekommen, hätten noch zwei Stunden spielen können, ohne die Partie zu drehen. In den weiteren 27 Partien haben wir jedoch nichts mehr liegengelassen und die maximale Punktzahl geholt.
Was zeichnete Ihr Team neben der extremen Torgefahr ganz besonders aus?
Celik: Mit insgesamt 25 Gegentreffern haben wir auch die wenigsten Tore aller Teams in unserer Liga kassiert. Unsere Viererkette hat über die gesamte Saison einen guten Job gemacht. In unserem Team stehen viele erfahrene Spieler, die bereits höherklassig gespielt und unsere jungen Spieler mitgezogen haben.
Wird das Team zusammenbleiben?
Celik: Alle Spieler sind geblieben. Insgesamt sieben Zugänge sind dazugekommen, wovon einer bereits in der Bezirksliga gespielt hat. Wir haben an Qualität dazugewonnen.
"Bei jedem Spiel ohne Gegentor musste das Trainerteam jeweils fünf Euro in die Mannschaftskasse einzahlen"
Ihr bester Torjäger Dennis Kock ist 41 Jahre jung und steuerte nicht weniger als 70 Treffer zum Gesamterfolg bei. Wird er auch in der neuen Saison noch für die SG Castrop-Rauxel auf Torejagd gehen?
Celik: Aufgrund seines Alters hatte Dennis tatsächlich über ein Karriereende nachgedacht, doch wir konnten ihn bei der Aufstiegsfeier zum Weitermachen überreden. (lacht) Es ist schon beachtlich, welches Laufpensum er nach wie vor abspult. In der Box hat er einen unglaublichen Torriecher.
Auch außerhalb des Platzes ist Ihr Team sportlich, hat eine eigene Dartsabteilung aufgebaut. Wer ist an der Dartscheibe besonders treffsicher?
Celik: Im April haben einige Spieler eine Dartsabteilung im Verein gegründet und mittlerweile drei Turniere im Klubheim organisiert. Mit Julian "Jolle" Theiler hat sogar ein Mittelfeldspieler aus unserer Mannschaft ein Turnier gewonnen. Ich nehme auch teil, habe vorher noch nie Darts gespielt und bin mit großem Spaß bei der Sache.
Wann steht ein Besuch in London im Alexandra Palace an, wo alljährlich die Darts-Weltmeisterschaften stattfinden?
Celik: Tatsächlich waren zwei oder drei Spieler aus unserem Kader bereits als Zuschauer in London vor Ort. Auch ich schaue mir die WM im Ally Pally ganz gerne an.
Zurück zum Fußball: Für jedes Spiel ohne Gegentor haben Sie sich einen besonderen Motivationstrick einfallen lassen. Wie kam es dazu?
Celik: Mein Co-Trainer Pierre Kilian, der jetzt als Sportlicher Leiter bei uns tätig ist, hatte die Idee. Bei jedem Spiel ohne Gegentor musste das Trainerteam jeweils fünf Euro in die Mannschaftskasse einzahlen. Wenn wir einen Treffer kassiert hatten, musste jeder Spieler im Kader einen Euro berappen. So ist eine schöne Summe zusammengekommen. Es war ein kleiner Ansporn, damit die Konzentration im Team immer hochgehalten wurde.
Vor einigen Jahren spielte die SG Castrop-Rauxel noch in der Bezirksliga, stürzte dann ab und musste nach dem Zwangsabstieg in der Kreisliga C einen Neustart organisieren. Mit welcher Zielsetzung werden Sie in die neue Saison starten?
Celik: Ich habe eine Gewinnermentalität, will möglichst vorne mitmischen. Wofür es am Ende reichen wird, werden wir nächsten Sommer sehen. Ich peile jedenfalls einen Platz im oberen Tabellendrittel an.