Ein Team sieht Rot: Remis mit fünf Mann
Sieben Platzverweise in einem Spiel, davon sechs für ein Team: Die Partie zwischen Germania Gustavsburg und der SKG Walldorf schreibt B-Liga-Geschichte. [Foto: 2009 Getty Images]
Fünf Rote, zwei Gelb-Rote und acht Gelbe Karten. Hayati Acun, Spielertrainer des FC Germania Gustavsburg, fällt es immer noch schwer, die Ereignisse aus dem Spiel gegen die SKG Walldorf zu begreifen. "So etwas habe ich in 30 Jahren als aktiver Fußballer noch nicht erlebt", sagte er der Allgemeinen Zeitung. Am Ende holte sich seine Mannschaft einen Punkt – zu fünft!
Das Spiel in der Kreisliga B Groß-Gerau begann nicht ungewöhnlich. Tobias Buske und Christian Koeth hatten die Gastgeber durch ihre Tore mit 2:0 in Führung gebracht. Da waren gerade einmal 15 Minuten gespielt. Als kurz vor der Pause ein Gustavsburger Spieler nach einer Tätlichkeit vom Platz flog, entwickelte sich jedoch ein kurioses Farbenspiel.
FCG-Torhüter Sebastian Schützger fehlte nach dem Schlusspfiff eine plausible Erklärung für diese Wendung im Spiel. "Es gab keine Verletzten, niemand musste auf dem Platz behandelt werden. Klar ging es in den Zweikämpfen intensiv zur Sache, das normale Maß wurde dabei aber nicht überschritten", erklärte er im Gespräch mit T-Online .
Genaue Regelauslegung - oder einfach überzogen?
"Die vielen Platzverweise hören sich ja so an, als hätten wir Rugby statt Fußball gespielt. So war es aber ganz bestimmt nicht"
Dennoch setzte in der Schlussviertelstunde eine wahre Kartenflut ein, der Ball hingegen rollte nur noch selten. Tobias Scholz war in der 75. Minute der Anschlusstreffer gelungen, fünf Minuten später schickte der Schiedsrichter den zweiten Gustavsburger vom Feld. Während Walldorfs Trainer Michael Weber den Unparteiischen nach der Partie für seine genaue Regelauslegung lobte, sah Acun dessen Leistung kritischer und bewertete viele Entscheidungen als "überzogen".
Seine Mannschaft stemmte sich in Unterzahl gegen das zweite Gegentor, auch Schützger lobte die Moral seiner Mitspieler: "Mit jedem Platzverweis haben wir noch eine Schippe draufgelegt, uns angefeuert und gesagt: Jetzt erst recht. Heute gehen wir nicht als Verlierer vom Platz." Nach zwei weiteren Platzverweisen für die Gastgeber war der Ausgleich in der Nachspielzeit jedoch nicht mehr zu verhindern. Tobias Scholz zerstörte mit seinem zweiten Treffer die letzten Hoffnungen der sechs verbliebenen FCG-Spielern auf einen Heimsieg.
Schlusslicht in der Fairnesstabelle
In den Sekunden nach dem 2:2 kochten die Emotionen noch einmal hoch. Wegen einer vermeintlichen Schiedsrichterbeleidigung flog der sechste Spieler aus Gustavsburg vom Platz, auch ein Walldorfer Akteur sah noch die Rote Karte. Hektische Schlusssekunden, in denen zehn Walldorfer gegen fünf Gustavsburger auf den Sieg gedrängt hätten, verhinderte der Schiedsrichter durch den Abpfiff.
Die Konsequenzen der verrückten Partie bereiten Hayati Acun Kopfschmerzen. Im nächsten Spiel gegen den SV Raunheim fehlen dem Spielertrainer gleich vier Akteure wegen Rotsperre. In der Fairnesstabelle rutschte das Team ebenfalls ab und übernahm - wie passend - die rote Laterne. Als typisch für die Mannschaft sieht Torwart Schützger die Farbe Rot aber nicht: "Wir Gustavsburger sind bestimmt keine Kinder von Traurigkeit. Aber die vielen Platzverweise hören sich ja so an, als hätten wir Rugby statt Fußball gespielt. So war es aber ganz bestimmt nicht."