Best-of Kurzpass Kurios |28.12.2014|09:00

Reus-Flirt und tierischer Spaß

In der Rubrik Kurzpass Kurios berichtet FUSSBALL.DE regelmäßig über die besonderen Geschichten aus dem Amateurfußball. [Foto: Imago/FUSSBALL.DE]

Der Amateurfußball hat in den vergangenen Monaten nicht mit Skurrilitäten gegeizt. Zum Jahresende blickt FUSSBALL.DE auf die Höhepunkte der Hinrunde zurück und präsentiert Euch ein Best-of der Rubrik Kurzpass Kurios.

Im zweiten Teil gibt es unter anderem eine irre Aufholjagd, Transfergeflüster um Marco Reus und zwei tierische Geschichten über Ferdi, den Fuchs und ein "falsches" Pferd.

Ein Team sieht rot

Fünf Rote, zwei Gelb-Rote und acht Gelbe Karten. Hayati Acun, Spielertrainer des FC Germania Gustavsburg , fiel es schwer, die Ereignisse aus dem Spiel gegen die SKG Walldorf zu begreifen. "So etwas habe ich in 30 Jahren als aktiver Fußballer noch nicht erlebt", sagte er der Allgemeinen Zeitung. Am Ende holte sich seine Mannschaft einen Punkt – zu fünft!

"Wir werden eine Verpflichtung von Marco Reus intern diskutieren und dann eine Entscheidung fällen. Der Vorstand"

"Wir Gustavsburger sind bestimmt keine Kinder von Traurigkeit. Aber die vielen Platzverweise hören sich ja so an, als hätten wir Rugby statt Fußball gespielt. So war es aber ganz bestimmt nicht.", meinte FCG-Torhüter Sebastian Schützger nach dem Spiel, dessen Schlussviertelstunde sich zur wahren Kartenflut entwickelte. In Unterzahl wehrte sich Gustavsburg erfolgreich vor dem Ausgleich, kurz vor dem Abpfiff kassierten die Gastgeber dann doch noch den Ausgleichstreffer zum 2:2.

Im Anschluss kochten die Emotionen noch einmal hoch. Wegen einer vermeintlichen Schiedsrichterbeleidigung flog der sechste Spieler aus Gustavsburg vom Platz, auch ein Walldorfer Akteur sah noch die Rote Karte. Hektische Schlusssekunden, in denen zehn Walldorfer gegen fünf Gustavsburger auf den Sieg gedrängt hätten, verhinderte der Schiedsrichter durch den Abpfiff.

Aus 1:6 wird 7:6 – Traktors irre Aufholjagd

Wer 6:1 zur Pause führt, der darf es im zweiten Durchgang durchaus etwas gemächlicher angehen lassen. Man sollte vielleicht nur nicht ganz abschalten. Der SV Seehausen/Börde II darf dafür nun getrost als mahnendes Beispiel herhalten. Bei Traktor 06 Hohenwarsleben lag Seehausen komfortabel in Führung. Und brach dann fürchterlich ein. Traktor drehte das Spiel noch und siegte sensationell mit 7:6 . Seehausen bezeichnete die Partie in der 1. Kreisklasse auf Facebook als „kurios, spannend und am Ende tragisch“.

Eine Erklärung für den Einbruch fanden auch die Seehauser in ihrem Spielbericht nicht: „Bei den Gästen lief nicht mehr viel zusammen. Der Gastgeber kämpfte sich heran und als kurz vor Schluss eine verunglückte Flanke im Tor von Seehausens Keeper Kunth einschlug, war eine der historischsten und denkwürdigsten Pleiten in der Seehäuser Geschichte perfekt.“

Aufs falsche Pferd gesetzt

Der Stachel saß tief. Denn es kam einer unehrenhaften Entlassung gleich. „Aufs falsche Pferd“ habe man gesetzt, sagte Thomas „Diego“ Nordmann. Mit diesen Worten gab der Manager von TuRa 86 Essen seinem Torwart Marc Mühlenbeck im Februar den Laufpass. Dabei war der erst sechs Wochen zuvor verpflichtet worden. Doch der Schlussmann hat es seinem Ex-Klub zurückgezahlt. Auf seine Weise. Auf besondere Weise.

Mittlerweile bei den Ballfreunden Bergeborbeck am Ball, nutzte Marc Mühlenbeck das erste Aufeinandertreffen mit dem alten Verein zur Retourkutsche. Und zwar so: Das „falsche Pferd“ kam hoch zu Ross. Der Keeper kam auf einem Zossen zum Spiel geritten. „Ein Gag, der suggerieren sollte, dass TuRa mit meinem Rauswurf aufs falsche Pferd gesetzt hat“, erzählt Marc Mühlenbeck.

Eine Aktion, die offensichtlich gut ankam. „Das war für alle eine lustige Sache“, berichtet der Torwart, der zwar nicht für derartige Einlagen, doch wohl für seinen Humor bekannt ist. In Anlehnung an sein Vorbild Oliver Kahn hat er sich selbst zum „Titan“ ernannt. Mit dem Untertitel: „Der beste Amateurtorhüter Essens.“ Die Aktion jedenfalls war weltmeisterlich.

Fuchs Ferdi verpasst kein Training

Er ist ein wahrer Taktikfuchs. Spiele seiner Elf interessieren ihn nicht – aber bei den Mannschaftsbesprechungen, wenn die Strategie für das nächste Duell in der Kreisliga B festgelegt wird, lauscht er andächtig. „Dann sitzt er mit dabei und hört sich den Scheiß an“, sagt Klaus Badtke. Seit Mitte Oktober hat der Trainer des Kölner Klubs SV Godorf 1956 einen Neuzugang im Team. Einen wieselflinken Angreifer mit Biss. Aber eben auch einen Trainingsweltmeister unter der Woche, der dann am Sonntag nicht mehr zu den Spielen erscheint.

„Dann lässt er sich nicht blicken“, sagt Badtke. Wahrscheinlich, weil sein Team meistens am Nachmittag spielt und Füchse erst in der Dämmerung aktiv werden. Da macht der Fuchs aus Godorf auch für seine Lieblingsmannschaft keine Ausnahme. Aber wenn der SV dienstags und donnerstags auf dem Ascheplatz in der Bunsenstraße trainiert, dreht er auf. „Er läuft dem Ball bis in den Strafraum hinterher und beißt rein“, erzählt Badtke. Solange er aber nur das Spielgerät malträtiert und nicht seine Spieler, lässt ihn der Coach gewähren. „Das würde er nicht machen, er macht einen zahmen Eindruck.“

Dem Trainer und seinen Spielern ist der haarige Neuzugang längst ans Herz gewachsen. Liebevoll rufen sie ihn Ferdi, wie den Fuchs von den Kinder-Würstchen aus dem Supermarkt. Aber noch ziert das Logo des Klubs ein Esel. Warum, das weiß keiner so recht in Godorf. „Da müsste ich recherchieren“, sagt Trainer Badtke. Das eigentliche Maskottchen ist ohnehin längst Ferdi, der Fuchs.

Winsen vs. Bayern: Transfergeflüster um Reus

Mit seinen Facebook- und Twitter-Einträgen im Buhlen um Marco Reus erlangte der TSV Winsen aus dem Landkreis Harburg in Niedersachsen deutschlandweit Bekanntheit.

Dienstag, der 21. Oktober. Der FC Bayern hat zum wiederholten Male sein Interesse an einer Verpflichtung von Marco Reus bekundet. Maximilian Schmidt, Spieler der ersten Mannschaft des TSV Winsen , postet einfach mal so unter dem Twitter-Account des Vereins : „Wir werden eine Verpflichtung von Marco Reus intern diskutieren und dann eine Entscheidung fällen. Der Vorstand.“ Dann geht der 26-jährige ins Training. Als er danach auf sein Handy schaut, kann er es kaum fassen: „Das war ein echter Glückstreffer, man hofft natürlich, dass so ein Ding durch die Decke geht, aber rechnen kann man damit nicht.“

Nach dem großen Erfolg des Tweets legte Schmidt nach: „Wenn Reus im Winter schon käme, würde uns das sehr helfen. Aber er muss nicht meinen, dass er bei uns eine Stammplatzgarantie hat." Man darf gespannt sein, ob das Thema in der Winterpause erneut hochkocht. Was Social Media angeht, hat der TSV Winsen jedenfalls seine Erstklassigkeit bewiesen.