"Diesen Fehler machen wir nicht wieder"
Kein Grund zum Ausruhen: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. [Foto: 2014 Getty Images]
2014 war intensiv, 2015 wird kaum anders. Beim DFB hat sich einiges bewegt. Generalsekretär Helmut Sandrock blickt aus Sicht des Verbandes zurück und voraus, spricht über die geplante DFB-Akademie, den Anteil des Amateurfußballs am weltweiten Erfolg des deutschen Fußballs und die "Ehrenrunde".
Frage: Herr Sandrock, ist es in Ihrer Rolle schwer, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen?
Helmut Sandrock: Ja, und das gelingt nur, weil mich meine Familie so großartig unterstützt. Eine Führungsposition, egal wo, erfordert vollen Einsatz und ein hohes Zeitbudget. Die soziale Komponente ist aber auch äußerst wichtig, man muss sich wohlfühlen und sich des Rückhalts der Familie sicher sein. Ich bin sehr dankbar, dass dies bei mir der Fall ist.
Beim Ballon d'Or war Deutschland am Montag als einzige Nation in allen Kategorien vertreten und holte drei von vier Auszeichnungen. Was sagt das über den Fußball in Deutschland und auch über den DFB aus?
"Die WM hat nicht der DFB alleine gewonnen, nicht die Liga, nicht irgendein Verein. Die WM hat auch der gesamte Amateurfußball gewonnen"
Sandrock: Es ist der Ausdruck jahrelanger Entwicklungsarbeit im DFB, der Bundesliga und auch des Amateurfußballs. 2014 war das erfolgreichste Jahr in der Verbandsgeschichte, das eben nicht nur durch die WM in Brasilien so außergewöhnlich war. Die WM-Titel der U 20 der Frauen und der männlichen U 19 bei der EM in Ungarn kommen ja hinzu.
In dieser Situation wurde vom Verband mit dem Bau der DFB-Akademie der größtmögliche Umbruch beschlossen. Warum wird ausgerechnet im Erfolg ein neuer Weg eingeschlagen?
Sandrock: Nichts ist vergänglicher als der Erfolg. Das ist ein Satz fürs Phrasenschwein, aber es ist nun einmal so. 1996 waren wir Europameister, um die Jahrtausendwende haben wir dann feststellen müssen, dass die Nationalmannschaft große Probleme bekommt und auch die Vereine bei den internationalen Wettbewerben extreme Schwierigkeiten haben. Den Fehler, zu glauben, dass wir nur den Status quo bewahren müssen, machen wir nicht wieder. Der Fußball ist global, die Entwicklung rasant und es wird überall viel Geld investiert. Wir müssen uns entwickeln, uns ständig hinterfragen und weiter verbessern. Für die Ausbildung und Entwicklung unsere Spitzenspieler und Spitzentrainer benötigen wir die bestmöglichen Bedingungen - daher ist die Errichtung einer Akademie konsequent und zukunftsweisend.
Auch die Amateurvereine haben Anteil an den Erfolgen in der Spitze. Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber den Amateurvereinen ist die "Ehrenrunde". Der DFB schickt den WM-Pokal auf Reisen. Im Jahr 2015 haben Amateurspieler die Möglichkeit, sich wie Philipp Lahm zu fühlen und den Pokal in den Händen zu halten.
Sandrock: Ja, und auf die Realisierung dieses Projektes freuen wir uns sehr. Der Gedanke hinter der Aktion ist simpel: Die WM hat nicht der DFB alleine gewonnen, nicht die Liga, nicht irgendein Verein. Die WM hat auch der gesamte Amateurfußball gewonnen. Also ist es nur folgerichtig, diesen Erfolg für die Basis ein Stück weit erlebbar zu machen. Natürlich können wir nicht alle 25.000 Vereine besuchen, es wird deswegen über FUSSBALL.DE eine Aktion geben, über die sich Vereine als Teilnehmer der "Ehrenrunde" bewerben können. Geplant ist, dass wir etwa 60 Vereine besuchen. Über das genaue Prozedere werden wir zeitnah informieren.
Aus Sicht der Nationalmannschaft hat Oliver Bierhoff das Jahr 2015 als Zwischenjahr bezeichnet. Gilt dieser Begriff für den Verband insgesamt?
Sandrock: Was das A-Team betrifft, hat Bierhoff Recht, schon weil im Jahr 2015 nicht die Endrunde eines großen Turniers ansteht. Für den DFB insgesamt gibt es keine Zwischenjahre. Die Arbeiten rund um die Akademie werden uns fordern, daneben gibt es viele weitere Aktivitäten, die in den kommenden Monaten viel Aufwand mit sich bringen. Das Finale der Champions League in Berlin, das DFB-Pokalfinale. Der DFB-Bundestag 2016 will in 2015 schon vorbereitet sein. Für einige unserer Mannschaften stehen außerdem Turniere an, andere kämpfen in der Qualifikation. Es ist viel los – ausruhen können und wollen wir uns als DFB nicht.
Das gesamte DFB.de-Interview mit Helmut Sandrock, in dem er ausführlicher über die DFB-Akademie und weitere Zukunftsplanungen spricht, ist hier zu lesen.