Ariane Hingst|12.03.2015|12:00

Eine Weltmeisterin für Berlins Nachwuchs

Neues Leben als Trainerin: Ariane Hingst. [Foto: Imago]

Zwei Weltmeistertitel, vier Erfolge bei Europameisterschaften, drei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen, dazu mehrere Triumphe in Meisterschaft und Pokal mit dem Verein. Über eine solch hochdekorierte Ex-Nationalspielerin darf sich seit Oktober vergangenen Jahres der Stützpunkt in Berlin-Köpenick freuen. Nach einer Hospitanz im Rahmen der DFB-Elite-Jugend-Lizenz (ehemals B-Lizenz) arbeitet Ariane Hingst als Trainerin in ihrer Heimatstadt. Über den Perspektivwechsel von der Spielerin zur Übungsleiterin, die Arbeit im Nachwuchsbereich und ihre persönliche Zukunftspläne hat die frühere Abwehrspielerin mit FUSSBALL.DE gesprochen.

Dass sie ihre Laufbahn irgendwann einmal an die Seitenlinie führen würde, stand für Ariane Hingst schon zu ihrer aktiven Zeit als Spielerin fest. „Mir war damals bereits sehr daran gelegen, als Führungsspielerin meinen Teamkameradinnen zu helfen. Ich habe mich immer wahnsinnig viel mit dem Thema beschäftigt und beispielsweise versucht, die Anweisungen der Trainer auch mal zu hinterfragen“, sagt die heute 35-Jährige. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie die Trainerausbildung sogar schon vor längerer Zeit in Angriff genommen. Verletzungen und ein Auslandsaufenthalt zum Ende ihrer Karriere verzögerten den Schritt jedoch.

"Ariane passt einfach inne Welt"

Im Rahmen des Erwerbs der DFB-Elite-Jugend-Lizenz hospitierte die 174-fache Nationalspielerin zunächst am Stützpunkt Berlin-Köpenick, wo sie nun fester Bestandteil des dreiköpfigen Trainerteams ist. „Wir sind alle sehr zufrieden mit ihr, Ariane hat sich von Anfang an super ins Team integriert“, lobt DFB-Stützpunktkoordinator Stephan Howaldt. Für ihn war es auch keine Überraschung, dass Hingst die Prüfung und in naher Zukunft die A-Lizenz anstrebt.

Generell sieht Howaldt in der Konstellation eine Win-win-Situation. „Für uns ist es natürlich sehr interessant, eine ehemalige Welt- und Europameisterin dabei zu haben und von ihrer Karriere in der Nationalmannschaft zu erfahren. Gleichzeitig weiß Ariane auch, dass sie als Trainerin noch viel lernen kann und zeigt keinerlei Star-Allüren. Insgesamt ist es ein sehr fruchtbarer Austausch.“

Noch mitten im Lernprozess

Auch für die ehemalige Spielerin von Turbine Potsdam und dem FFC Frankfurt steht der eigene Lernprozess an erster Stelle. Viele neue Dinge seien noch zu verinnerlichen, erklärt sie. Außerdem verweist sie auf die gestiegenen Anforderungen an den Nachwuchs. „Was die Jungs und Mädels heutzutage alleine an Trainingsaufwand zu leisten haben, ist extrem hoch, das kann man mit meiner Zeit überhaupt nicht vergleichen. Zugleich haben wir aber das Glück, dass es immer mehr sehr gut ausgebildete Trainer und Trainerinnen gibt.“

Falls das auf den ein oder anderen Verein noch nicht zutrifft, sieht Hingst in den DFB-Stützpunkten eine willkommene Alternative für ambitionierte Jugendspieler und -spielerinnen. „Hier wird ihnen qualitativ hochwertiges Training geboten, bei dem sie sich einmal in der Woche mit ähnlich starken Spielern messen können.“

Die Arbeit im Nachwuchsbereich war ursprünglich gar nicht der Plan der Ex-Nationalspielerin gewesen. „Bei der Hospitanz am Stützpunkt habe ich aber zum ersten Mal gemerkt, wieviel Freude es mir bereitet, mit jüngeren Spielern zusammenzuarbeiten.“ Für Ariane Hingst erwiesen sich die Auflagen zum Lizenzerwerb als Glücksfall.

Zwischen Fernweh und Heimatverbundenheit

Ein weiterer wichtiger Faktor war der Standort des Stützpunktes. Die gebürtige Berlinerin ist froh, zurück in der Heimat zu sein und sich hier weiterbilden zu können. „Ich bin nach meinem Karriereende in Australien mittlerweile seit zwei Jahren wieder zu Hause. So einen langen Zeitraum war ich, glaube ich, das letzte Mal daheim, als ich 15 Jahre alt war“, bemerkt sie.

Noch immer bewegt sich die Drittplatzierte unter Deutschlands Rekord-Nationalspielerinnen zwischen Heimatverbundenheit und Fernweh. Selbstverständlich genieße sie die Zeit mit Freunden und Familie und fühle sich in Berlin sehr wohl, über kurz oder lang ziehe es sie jedoch auch ins Ausland, sagt sie. „Ich bin mir sicher, dass ich auch in Zukunft mal wieder aus Deutschland heraus möchte, dafür bin ich viel zu sehr an anderen Kulturen und Ländern interessiert. Wenn ich das in irgendeiner Weise mit dem Fußball verbinden könnte – umso besser.“

Aus eigener Erfahrung wisse sie aber, dass es sich nicht lohne, langfristige Pläne zu schmieden. Neben der Tätigkeit als Übungsleiterin am Stützpunkt in Köpenick wird sie im Sommer bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada als Expertin für einen amerikanischen Fernsehsender arbeiten. Was danach kommt, weiß die Weltmeisterin von 2003 und 2007 noch nicht. „Ich bin da total offen – in sämtliche Richtungen.“ Stützpunktkoordinator Howaldt ist sich sicher, dass Hingst weiter ihren Weg machen wird: „Ariane passt einfach inne Welt.“