LSV Wahrstorf: Sponsor weg, Klub am Ende?
Zehn Jahre lang prangte auf den Trikots des LSV Wahrstorf (in Weiß) das Logo ihres Hauptsponsors, der Versicherungsfiliale von Uwe Schröder. [Foto: BOSSCA]
Der Zeitpunkt wäre nie günstig. Aber nun ist er besonders unglücklich. Ausgerechnet im Jahr des Jubiläums droht dem LSV 75 Wahrstorf das Aus. Nach 40 Jahren stehen die Fußballer aus dem hohen Norden vor dem Nichts. „Ich hoffe, dass es weitergeht“, sagt Vorstandsmitglied Uwe Schröder. „Aber im Moment sieht es nicht gut aus.“ Ausgerechnet wegen Schröder sieht es nicht gut aus. Denn er ist beim LSV nicht nur Kassenwart und für Marketing sowie Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sondern seit zehn Jahren auch der Hauptsponsor. Der Unternehmer zieht sich mit Saisonende zurück.
„Mein Entschluss aus privaten Gründen steht fest, ich steige aus“, sagt Schröder. 75.000 bis 100.000 Euro habe er über die Jahre in den Klub aus der Nähe von Rostock investiert. Nun ist Schluss. Sein 14 Jahre alter Sohn läuft für einen anderen Verein auf. „Ich bin am Wochenende nicht mal mehr bei den Spielen in Wahrstorf. Warum soll ich dann also noch zahlen?“, fragt Schröder. Er geht im Guten. Niemand zürnt ihm in Wahrstorf. Sie wissen sein Engagement zu schätzen. Aber er hinterlässt eine Lücke, die wohl nicht mehr zu schließen ist.
„Das Hauptproblem ist das Geld. Nach dem Ausstieg unseres Hauptsponsors klafft ein Loch von mindestens 7000 Euro. Bei dieser Summe darf der Rasentraktor aber nicht kaputt gehen, auch neue Bälle sind nicht drin“, sagte der Vereinsvorsitzende Tom Wilhelm den Norddeutschen Neuesten Nachrichten .
Auch die Gemeinde winkt ab
„Ich bin am Wochenende nicht mal mehr bei den Spielen in Wahrstorf. Warum soll ich dann also noch zahlen?“
Ein neuer Sponsor müsste her. Oder aber die Gemeinde einspringen. Aber die winkt bereits ab. „Ich kann nicht mehr Geld zur Verfügung stellen, da sind wir als Gemeinde mit wenig Gewerbesteuereinnahmen an die Kreisumlage gebunden“, sagte die Pölchower Bürgermeisterin Irmgard Rautenberg der Zeitung. 1500 Euro im Jahr steuert die Gemeinde nach Schröders Angaben zum Vereinsetat hinzu. Allerdings zahlt der Klub allein 1200 Euro im Jahr an Miete für das Vereinsheim zurück in die öffentliche Kasse. Hinzukommen die Gebühren für Strom, Wasser und Versicherung.
Blieben also noch die Mitglieder. 40 hat die Fußballabteilung derzeit, 20 die Frauensportgruppe. Würde der Kreisoberligist allerdings die Beiträge erhöhen, würden die Mitglieder davonlaufen, ist Schröder überzeugt: „Dann kommt keiner mehr aufs Land.“ In Wahrstorf, rund zehn Kilometer südlich von Rostock gelegen, leben rund 250 Einwohner, in der gesamten Gemeinde Pölchow keine tausend. Also muss der Verein auch Externe anlocken. „Das hat am Anfang gut geklappt. Wir sind schließlich ein netter, kleiner Verein“, sagt Schröder. „Allerdings haben wir keine Schule hier. Also hatten wir nie eine Chance, eine Kinder- und Jugendarbeit aufzubauen.“
Letzte Hoffnung Fusion
Denn nur drei Kilometer entfernt liegt Papendorf. Dort gehen rund 800 Schüler auf die Warnowschule Papendorf. Und die SG Warnow Papendorf ist mit zehn Nachwuchsteams im Spielbetrieb gemeldet. Beim LSV Wahrstorf reicht es nur noch zu einer Herrenmannschaft. Früher waren es drei. Der demografische Wandel hat auch beim LSV seine Spuren hinterlassen.
Vielleicht kann eine Fusion mit dem Nachbarn den Fußball in Wahrstorf noch retten. „Eine Fusion ist sehr interessant, im Verein sind alle offen dafür“, sagt Schröder. Schließlich stößt Warnow Papendorf mit seinen elf Teams so langsam an seine Grenzen. Da bietet sich der schöne Rasenplatz in Wahrstorf mit dem großen Vereinsheim geradezu an.
Sponsor Schröder werden sie in Wahrstorf nicht mehr umstimmen können. „Wenn ich eine Entscheidung fälle, dann steht die“, sagt der Unternehmer, der selbst nie für seinen Herzensklub aufgelaufen ist. „Ich kann überhaupt nicht Fußball spielen“, gibt Schröder zu. Dafür hat er den Fußball in Wahrstorf zehn Jahre lang am Leben gehalten. Auch keine schlechte Leistung.