Fußball und Musik|01.04.2015|08:00

Kreisliga-Rapper Trair: Motivation mal anders

Der rappende Kreisligaspieler: Ruben Uhlich aka Trair. [Foto: Wir Helden/Siepmann]

Fußball und Rap. Dass das bestens zusammenpasst, haben Blumentopf bewiesen. Die Hip Hop-Band aus Freising hatte von 2006 bis 2014 alle großen Turniere der deutschen Nationalmannschaft mit ihren „RAPortagen“ im Fernsehen musikalisch untermalt. Spielberichte in Form von Beats und Reimen, sozusagen. Amateurkicker Ruben Uhlich vom SV Brackel II in Westfalen zeigt, dass Rapmusik auch zur Motivation eingesetzt werden kann. Vor jedem Spiel schwört er seine Truppe auf ganz besondere Weise auf den kommenden Gegner ein.

Sonntagmittag, kurz vor 13 Uhr. Gleich ist Anstoß der Kreisliga A-Partie zwischen dem SV Brackel II und Mengede 08/20 II. Die Brackeler Spieler formen einen Kreis, um sich vor dem Spiel gegenseitig zu motivieren. Soweit nichts Ungewöhnliches. Dann tritt Ruben Uhlich in die Mitte. Statt einer normalen Ansprache ans Team gibt es etwas ganz anderes auf die Ohren. Der 22-Jährige rappt ein paar Zeilen über das bevorstehende Spiel, bei der letzten Zeile stimmt die ganze Mannschaft mit ein. „Es gilt: Einer für alle und alle für einen!“ Beeindruckend. Einschüchternd. Das sieht man auch an den Gesichtern der gegnerischen Spieler.

„Wir hatten kurz vor Rückrundenstart einen Mannschaftsabend. Da hat mich mein Kapitän zur Seite genommen und wir haben uns die Aktion gemeinsam überlegt“, sagt Uhlich. Aus der Aktion ist mittlerweile ein festes Ritual geworden. Vor allen drei Rückrundenpartien hat er das Team durch seine Rap-Einlagen motiviert. Die Zeilen sind immer speziell auf das jeweilige Spiel und den Gegner zugeschnitten. „Den Kreis mit Ansprache des Kapitäns haben wir eh schon immer gemacht. So ist das doch deutlich cooler“, findet Uhlich.

Der rappende Student

„Auch vor einem Fußballspiel geht es doch immer darum, den Gegner schlecht und sich selber stark zu machen. Ohne Beleidigungen natürlich“

Mit Uhlich aka Trair hat der SV Brackel II nämlich ein echtes Rap-Talent in seinen Reihen. Vor knapp fünf Jahren fing er mit der Musik an, seit drei Jahren werden seine Tracks professionell aufgenommen und Musikvideos dazu gedreht. Hier eine kleine Kostprobe. Als Student der Germanistik und Sozialwissenschaften erfüllt der Dortmunder nicht gerade das gängige Rapper-Klischee: „Vom Gangster-Gehabe bin ich ganz weit entfernt. Meine Musik ist tiefgründiger“, sagt Uhlich. Auf seinem aktuellen Album „Legentrair“ gehe es unter anderem um persönliche Erfahrungen und um gesellschaftliche Missstände, auf die er aufmerksam machen möchte, sagt der Musiker.

An den Rap-Motivationen vor den Kreisligaspielen sieht man, dass Trair nicht nur die ernsten Töne beherrscht. Im Team wusste jeder, dass Uhlich Musik macht, seine erste Ansage vor dem Spiel kam dennoch überraschend. Positiv überraschend. Zwei der bisherigen drei Rückrundenspiele konnten die Brackeler für sich entscheiden, nur dem Tabellenführer aus Hörde mussten sie sich geschlagen geben. Uhlichs Ansprachen lassen sich bestens in die Battle-Kultur des Hip Hop einordnen. Hier treten zwei Rapper gegeneinander an und das Publikum entscheidet, wer besser war. „Auch vor einem Fußballspiel geht es doch immer darum, den Gegner schlecht und sich selber stark zu machen. Ohne Beleidigungen natürlich“, sagt Uhlich.

Fußball und Rap harmonieren

Haben Fußball und Rapmusik eigentlich etwas gemeinsam? Wenn einer die Antwort kennen muss, dann Ruben Uhlich. „Zum einen drücke ich durch die Musik meine Leidenschaft als Fan von Borussia Dortmund aus. Und zum anderen bildet sich durch beides eine gewisse Szene oder Gemeinschaft. Ich spiele Fußball mit Freunden zusammen und will Spaß an der Sache haben – beim Rappen ist es nichts anderes.“

Aktuell steht der SV Brackel II auf dem fünften Tabellenplatz. Sieben Punkte Rückstand sind es auf den Tabellenführer. Zielvorgabe zu Beginn der Saison: Aufstieg in die Bezirksliga. Der linke Offensivspieler Ruben Uhlich, dessen Spielerprofil Ihr hier sehen könnt, findet: „Das Ziel ist auf jeden Fall noch drin, wir können in elf Spielen noch einiges reißen.“ Wenn Trair die richtigen Zeilen wählt und den richtigen Ton vor dem Spiel trifft, auf jeden Fall.

Hier könnt Ihr eine von Trairs Rap-Motivationen sehen, in der sogar FUSSBALL.DE erwähnt wird: