Regionalligaspieler bei DFB-Pokal-Auslosung |09.04.2015|15:30

Rico Weiler: So lief der Abend im TV-Studio

Ein großer Abend für Rico Weiler: Der Amateurfußballer (Zweiter von rechts) zog im Beisein von (von links) ARD-Moderator Alexander Bommes, U-21-Trainer Horst Hrubesch und Jürgen Gelsdorf (Leiter der Fußballabteilung von Bayer Leverkusen) die Lose für das DFB-Pokal-Halbfinale. [Foto: FUSSBALL.DE; ARD-Screenshot]

Durch sein zugegebenes Hand-Tor in der Nachspielzeit der Partie zwischen dem West-Regionalligisten KFC Uerdingen 05 und Aufstiegsaspirant Alemannia Aachen (1:1) wurde KFC-Defensivspieler Rico Weiler zu einem Fairplay-Vorbild. Zahlreiche Medienberichte, Interviews und TV-Auftritte später durfte der 24-jährige gebürtige Düsseldorfer am Mittwochabend als Belohnung sogar in der ARD das Halbfinale des DFB-Pokals auslosen.

Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Weiler, der mit vier Saisontreffern auf Rang 40 der Regionalliga-Torjägerliste steht, über den Trubel um seine Person, die Halbfinal-Auslosung des DFB-Pokals und die Aussichten für den Saisonendspurt.

"Ich werde dem Trubel nicht hinterher trauern"

FUSSBALL.DE: Im Halbfinale des DFB-Pokals trifft der Drittligist Arminia Bielefeld auf den VfL Wolfsburg, der FC Bayern München empfängt als Titelverteidiger Borussia Dortmund. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Auslosung, Herr Weiler?

Rico Weiler: Zufrieden wäre der falsche Ausdruck. Es sind nur noch vier Mannschaften im Wettbewerb. Da hat es jedes Team verdient, das Finale zu erreichen. In nur einer Partie ist ohnehin alles möglich, so dass jegliche Konstellation meiner Meinung nach Spannung erzeugt hätte. Ich bin aber froh, dass ich zumindest dem FC Bayern das Heimrecht zugelost habe. (lacht)

Sie drücken also dem deutschen Rekordmeister aus München die Daumen?

Weiler: Ja, aber als Fan würde ich mich nicht bezeichnen - eher als Sympathisant. Mein jüngerer Bruder ist schon seit längerer Zeit Anhänger des FC Bayern. Ich wurde sozusagen von seiner Begeisterung angesteckt. Aber auch schon davor imponierte mir die Spielweise der Münchner, Mehmet Scholl war damals einer meiner Lieblingsspieler. Die Mannschaft überzeugt nun einmal seit Jahrzehnten mit einer bemerkenswerten Konstanz. Es ist eine Freude, ihr zuzuschauen.

Für welchen Verein schlägt persönlich Ihr Herz?

Weiler: Ich war schon immer Fan von Fortuna Düsseldorf. Es ist meine Heimatstadt, ich habe mehr als 20 Jahre lang dort gewohnt und in der Jugend bei der Fortuna Fußball gespielt. Mich würde es freuen, wenn sie mittelfristig wieder in das Oberhaus aufsteigen würde.

Haben Sie unmittelbar nach der Ziehung wütende oder auch zufriedene SMS von Freunden bekommen?

Weiler: Einige fanden es zwar schade, dass ich schon im Halbfinale Bayern gegen den BVB gelost habe, weil ich so das mögliche "Traum-Finale" vorweg genommen habe. Wütend war aber niemand. Es wurde eher viel gescherzt, als dass mich ernstzunehmende Nachrichten erreicht haben. (lacht)

Wiedersehen mit Gelsdorf

Wie würden Sie den Abend im ARD-Fernsehstudio beschreiben?

Weiler: Es waren schöne Momentaufnahmen, die ich wahrscheinlich erst in den kommenden Wochen und Monaten realisieren werde, wenn sich der Trubel um meine Person wieder ein wenig gelegt hat. Solche Erfahrungen sammelt man nicht jeden Tag. Ich habe mich gefreut, Jürgen Gelsdorf wiederzusehen, der zu meiner Zeit bei der U 23 von Bayer 04 Leverkusen dort auch schon tätig war. Er hat mich auch sofort begrüßt, nachdem ich das Fernsehstudio betreten habe. Nach meiner Ankunft hatten wir 30 bis 45 Minuten Zeit bis zum Sendestart. Da blieb auch noch ein wenig Zeit, um über die damalige Zeit zu plaudern.

Sie haben nun in den vergangenen Wochen schon einige Fernsehauftritte miterlebt. Hätten sie damit gerechnet, dass so ein Hype um Ihre Person entsteht?

Weiler: Nein. Darüber habe ich mir aber auch nie Gedanken gemacht. Die Entscheidung, das Handspiel zuzugeben, würde ich immer wieder so treffen. Und zwar auch dann, wenn sie keine mediale Beachtung geschenkt bekommen hätte. Dass sie nun ein derartig großes Echo ausgelöst hat, ist aber sicherlich umso schöner. Für den Fairplay-Gedanken im Fußball - und auch für mich.

Wie gehen Sie mit dem Trubel um?

Weiler: Es ist selbstverständlich etwas anderes, wenn man plötzlich von einem Pressetermin zum nächsten fährt, statt jeden Tag "nur" beim Training eines Viertligisten auf dem Platz zu stehen. Genau das ist es aber auch, was ich noch einmal betonen möchte: Ich habe in einem Viertligaspiel in der 93. Minute ein irreguläres Tor erzielt und dann zugegeben, dass ich die Hand zur Hilfe genommen habe. Darauf bilde ich mir definitiv nichts ein. Trotzdem habe ich kein Problem mit dem Trubel und würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht angenehm wäre, als Fairplay-Vorbild für den Fußball in der Öffentlichkeit zu stehen.

Könnten Sie sich an die mediale Aufmerksamkeit gewöhnen oder sind Sie froh, wenn der Hype demnächst erst einmal wieder vorbei ist?

Weiler: Dazu muss ich sagen, dass ich in meinem Leben früh entschieden habe, Fußballer zu werden. Medienrummel gehört zu diesem Beruf nun einmal dazu. Ich weiß aber auch, dass ich als Spieler eines Viertligisten in der nächsten Zeit nicht mehr allzu häufig in das mediale Rampenlicht rücken werde. Dem Trubel werde ich aber nicht hinterher trauern.

Sie bekommen nun unter anderem auch einen Fairplay-Pokal vom Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband (WFLV) sowie des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) verliehen. Bestätigt ein solcher Titel noch einmal Ihre Entscheidung?

Weiler: Ich freue mich auf jeden Fall darauf, den Preis in Empfang zu nehmen. Es ist eine tolle Sache, dass solche Fairplay-Aktionen gewürdigt werden, auch wenn es nicht gerade im deutschen Spitzenfußball geschehen ist. Für den Sport, der uns allen am Herzen liegt, sind solche Verleihungen sicherlich von Vorteil. Sie zeigen auch Spielern von unterklassigen Vereinen, dass Fairness großgeschrieben wird und vor allem anderen stehen sollte.

Im Stadion erkannt

Wurden Sie in den vergangenen Wochen auf der Straße öfter erkannt als zuvor?

Weiler: Da ich mich ziemlich viel in Düsseldorf aufhalte, ist mir das - ehrlich gesagt - nicht so sehr aufgefallen. Dort kennen mich ohnehin sehr viele Leute, weil ich in Düsseldorf früher nicht nur Fußball gespielt habe, sondern auch zur Schule gegangen bin und meine gesamte Kindheit verbracht habe. Allerdings war ich zuletzt beim Spiel zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen (0:0, Anm. d. Redaktion ) im Stadion. Dort wurde ich schon öfter erkannt. Bei der DFB-Pokal-Auslosung in Leverkusen haben mich sonst nur altbekannte Gesichter begrüßt. Ich achte aber auch nicht so sehr darauf, ob mir plötzlich mehr Leute hinterher schauen als früher. Wer mit mir reden möchte, kann mich weiterhin ganz normal ansprechen. (lacht)

Sportlich läuft es dagegen nicht optimal. Mit dem KFC Uerdingen 05 stehen Sie mitten im Abstiegskampf, haben nur noch drei Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone. Warum läuft es nicht rund?

Weiler: Ein Grund ist definitiv, dass wir immer mit einer anderen Elf auf dem Platz stehen. Wir haben großes Verletzungspech und immer mal wieder einige gesperrte Spieler in unseren Reihen, so dass sich die Mannschaft von Spieltag zu Spieltag neu aufeinander einstellen muss. Allerdings soll das nicht die Ausrede dafür sein, dass wir seit zwölf Begegnungen nicht gewonnen haben. Von der Kaderbreite her sind wir meiner Meinung nach gut genug aufgestellt, müssen im Saisonendspurt aber alle noch eine Schippe drauflegen, um das gemeinsam angepeilte Ziel Klassenverbleib zu erreichen.

Am Samstag gastiert der KFC beim direkten Konkurrenten SG Wattenscheid 09. Ein richtungsweisendes Spiel im Rennen um den Klassenverbleib?

Weiler: Beide Mannschaften stehen unten drin und das Ende der Saison rückt immer näher. Sicherlich besitzt die Partie in der Lohrheide einen hohen Stellenwert für uns. Klar ist aber auch, dass jedes noch ausstehende Spiel für uns wichtig ist, um den Klassenverbleib unter Dach und Fach zu bringen. In Wattenscheid wollen wir damit beginnen.