Anti-Rassismus-Workshop bei Lok Leipzig
Die Teilnehmer bekamen in Leipzig auch eine Führung durch das Stadion des Oberligisten. [Foto: FUSSBALL.DE]
„Wie im falschen Film“ habe er sich gefühlt, beschreibt Otto Addo seine Emotionen aus der Zeit, als er sich in den Jugendmannschaften mit Schmähungen konfrontiert sah. Anfang der neunziger Jahre war das, später sollte er sechs Jahre in Dortmund spielen und alleine für die Borussia 75 Bundesligaspiele absolvieren. Er selbst sei damals oft beleidigt worden, Freunden sei sogar Gewalt angedroht worden. „Meine Mutter habe ich nichts erzählt, aus Angst, dass sie mich nicht mehr zum Fußball lässt.“
Der ehemalige Profi, der einen ghanaischen Vater hat, selbst in Hamburg-Hummelsbüttel geboren wurde und der heute die U 19 des Hamburger SV trainiert, erzählt seine Geschichte in einer von der DFB-Kulturstiftung geförderten Dokumentation, die sein prägnantes Zitat zum Titel nahm: „Wie im falschen Film“.
Die Doku funktionierte nun als wesentlicher Bestandteil eines Workshops in Leipzig, bei der Jugendliche aus der Berufsbildenden Förderschule sich mit Grenzlinien und Formen des Rassismus auseinandersetzten. Die Initiative „Show Racism the Red Card“ und das Fanprojekt des 1. FC Lok Leipzig veranstalteten den Workshop. Workshop-Leiter David Buzás sagt: „Viele Jugendliche spielen selber im Verein, sind Fans und gehen ins Stadion. Fußball ist also ein idealer Anknüpfungspunkt, damit können wir das Thema Rassismus gut transportieren.“
Profis vor der Kamera
Alles geschieht spielerisch, wird am eigenen Leib erfahren. Ein Stuhlkreis-Spiel sensibilisiert für Ausgrenzungserfahrungen, ein Bilderrätsel zeigt, wie subtil Vorurteile funktionieren, beim Rollenspiel „Pressekonferenz“ erarbeiten die Jugendlichen selbst Lösungsansätze. Schließlich wird die 44-minütige Doku des Augsburger Filmemachers Timian Hopf gezeigt. Hopf hat etliche Profis für sein Anliegen vor die Kamera gebracht. Auch DFB-Integrationsbotschafter Jimmy Hartwig sprach mit Timian Hopf. Weltmeister Jérôme Boateng erzählt, wie er als überragender U-Nationalspieler früher gelobt wurde, aber sobald in der Junioren-Bundesliga mal etwas schief lief, hörte er oft von Zuschauern andere Kommentare: „Wenn ich etwas Schlechtes gemacht habe, hieß es gleich, das ist der Afrikaner in ihm, der ist einfach zu emotional.“
Am Ende des eintägigen Workshops bekamen die Teilnehmer noch eine Führung durch das Stadion des Klubs aus der NOFC-Oberliga Süd . „Ich habe gelernt, dass ich Leuten beistehen und helfen sollte, die rassistisch angegriffen werden“, sagte beim Rausgehen ein Jugendlicher. Keine schlechte Erkenntnis für einen einzigen Tag.