Fair-Play|11.10.2015|14:00

Fair-Play: Der Torwart als Bahnschranke

Ausgezeichnet: Die A-Junioren des TSV Flintbek. [Foto: SHFV]

Seit einigen Wochen stellen wir immer wieder Fair-Play-Medaillen Gewinner vor, aus denen am 17. November im Rahmen des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande ein Bundesgewinner gekürt wird. Sogar eine komplette Mannschaft hat es in die Auswahl geschafft. Die A-Junioren des TSV Flintbek bewiesen im Spiel gegen den Preetzer TSV am 26. Oktober 2014 große Klasse und setzten ein Statement für Fair-Play.

Begonnen hatte alles mit einer alltäglichen Spielsituation. Nach einer kurzen Unterbrechung hieß es vorerst Schiedsrichterball. Die Jungs aus Preetz und die A-Junioren aus Flintbek standen um den Mittelkreis. Alle waren sich einig, dass die Flintbeker den Ball nach der Spielunterbrechung an den Preetzer TSV abgeben. Ein Flintbeker Spieler schoss den Ball also in hohem Bogen in Richtung des gegnerischen Torwarts. Über ihn hinweg. Und direkt ins Tor zum 3:1. Obwohl die Flintbeker Jungs mit dieser unbeabsichtigten Aktion ihre Führung weiter ausbauen konnten, stand sofort fest, dass sie so nicht gewinnen wollten.

„Am Spielfeldrand haben wir von der Entscheidung überhaupt nichts mitbekommen. Die Jungs haben sich auf dem Platz verständigt“, erzählt Co-Trainer Andreas Schuldt. Nach dem Anstoß ließ der TSV Flintbek seine Gegner ungehindert auf das leere Tor zulaufen. „Unser Torhüter hat sich wie eine Eisenbahn-Schranke vor sein Tor gelegt. Die Preetzer konnten das Tor nicht verfehlen“, sagt Schuldt. Das alte Torverhältnis war wieder hergestellt. Nur spielerisch konnten die Junioren aus Flintbek nicht bis zum Abpfiff standhalten. „Wir haben gut gekämpft, aber am Ende hat es nur für ein 3:3 gereicht“, sagt Schuldt. Geärgert hat sich über die verpassten drei Punkte niemand, obwohl es zum Ende der Saison denkbar knapp wurde. Erst am letzten Spieltag konnte sich der TSV Flintbek über seinen Klassenerhalt freuen.

Fair-Play-Beauftragter ist richtig stolz

"Uns ist faires Verhalten gegenüber Schiedsrichtern und Gegnern zu jedem Zeitpunkt sehr wichtig"

Als die Jungs zwei Tage nach dem Spiel in der Zeitung lasen, dass sie für ihre Fair-Play-Aktion ausgezeichnet werden sollen, überschlugen sich die Nachrichten in ihrer WhatsApp-Gruppe. Auch im Landesverband Schleswig-Holstein war die Freude groß. „Ja, da ist man richtig stolz“, sagt der Fair-Play-Beauftragte Eddy Münch. Seit 15 Jahren kümmert er sich für den Verband schon um das Geschehen rund um Fair-Play. „Als ich von der Aktion gehört habe, dachte ich sofort, das sollten wir dem DFB melden. Jetzt haben die Jungs auf Bundesniveau Chancen“, erzählt er. Als Fair-Play-Beauftragter des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbundes hat Eddy Münch die Entwicklung des Fair-Plays im Fußball miterlebt. „In meinem ersten Jahr gingen bei uns drei Fair-Play-Meldungen ein. Vergangene Saison waren es 45“, erzählt er. Heute ist der Fair-Play-Gedanke aus dem Sport nicht mehr wegzudenken.

Schiri sein - nicht immer einfach

„Uns ist faires Verhalten gegenüber Schiedsrichtern und Gegnern zu jedem Zeitpunkt sehr wichtig“, sagt auch der Co-Trainer der A-Junioren, Andreas Schuldt. Um die Fußballwelt einmal aus Sicht eines Unparteiischen kennenzulernen, hat der Verein vor einigen Monaten einen Schiedsrichter der A-Jugend-Bundesliga eingeladen. Zusammen sind sie verschiedene Spielsituationen durchgegangen und mussten sich auf Fouls, Karten oder Schwalben einigen. „Gar nicht so einfach“, sagt Schuldt.

Jetzt freut er sich aber erst einmal auf das Länderspiel in Hannover. Besonders gespannt sei er auf den Austausch und die vielen neuen Bekanntschaften, erzählt er. Begleiten wird ihn ein relativ neuer Spieler aus Serbien. Er hat nicht oft die Möglichkeit, die Region um Kiel zu verlassen und so hat die Mannschaft beschlossen, dass er zu dem Länderspiel reisen soll. Beim TSV scheinen faires und soziales Verhalten eng gekoppelt zu sein. Und auch fußballerisch läuft es besser als vergangene Saison. Bis jetzt ist der Abstand zum Tabellenkeller noch ausreichend groß.