Pokal-Wahnsinn: Ludwigsfelde "unrausfliegbar"
[Foto: Fotos Schlichting, Screenshot; Collage FUSSBALL.DE]
1:4 lag der Ludwigsfelder FC nach einer Stunde zurück, am Ende siegte der Landesligist im Brandenburg-Pokal noch 7:5! Die irre Aufholjagd gegen die TSG Einheit Bernau war nicht das erste Fußballwunder der Ludwigsfelder.
Die zweite Halbzeit war noch nicht alt, da befürchtete Walter Kornmüller langsam Schlimmes. Der von ihm trainierte Ludwigsfelder FC hatte im Landespokal Brandenburg soeben das 1:4 gegen die TSG Einheit Bernau kassiert, ein Debakel drohte. „Hoffentlich kriegen wir hier nicht sechs oder sieben Stück“, beschreibt der 63-Jährige seine dunklen Gedanken in dem Moment.
Dann kam alles etwas anders. Der Pokal-Wahnsinn der beiden Landesligisten im hübsch gelegenen Waldstadion, nur gut zehn Kilometer südlich der Berliner Stadtgrenze, nahm seinen Lauf. Am Ende stand ein unglaubliches 7:5 nach Verlängerung für Ludwigsfelde. „An ein solches Spiel kann sich hier im Verein niemand erinnern“, sagt Kornmüller, dessen Team nun im Viertelfinale steht.
Dreierpack von Jeff Salpeter
"An ein solches Spiel kann sich hier im Verein niemand erinnern"
„Hier ist was los“, hatte ein mit Sitzkissen ausgestatteter älterer Herr auf der Gegengerade recht fassungslos festgestellt, nachdem die Gastgeber in der dritten Minute der Nachspielzeit das 5:5 erzielt hatten. Per Foulelfmeter. 1:4 nach 54 Minuten, 3:4 nach 72, dann das 3:5 in der 80. Minute. Es war das zweite Mal, dass Trainer Kornmüller seine Mannschaft als „mausetot“ abschrieb. Doch Stürmer Jeff Salpeter schlug in der 81. Minute und Sekunden vor dem Abpfiff zu. Zuvor hatte Bernau zwei Chancen vergeben, die mit „hundertprozentig“ nur unzureichend beschrieben sind.
Alles auf Anfang, Verlängerung. Salpeter hatte noch nicht genug. Ein paar Sekunden nach Anpfiff knallte er den Ball erneut ins Tor, 6:5. Somit gelang ihm das seltene Kunststück, erst in der 93. (90. + 3) und dann in der 91. Minute zu treffen. Dass der Hattrick nach strenger Definition nicht lupenrein ist, dürfte den Dreierpacker wenig stören.
Kurz vor dem Ende fiel die endgültige Entscheidung – 7:5! Auf der Facebook-Seite des Ludwigsfelder FC ist ein Foto der Anzeigetafel mit dem Endstand zu sehen. Darunter fragt jemand, ob die Teams Handball gespielt hätten. Nein, es war einfach eine ganz besondere Fußball-Aufführung. 110 Augenzeugen können dies bestätigen.
Nur der Stadionsprecher bleibt cool
Aber wie geht so etwas? LFC-Trainer Kornmüller hat eine Erklärung parat: „Bernau hat nach der hohen Führung auf Verwalten umgestellt. In meiner Mannschaft hat endlich einer für den anderen gekämpft.“ Manchmal kann Fußball so einfach sein.
Als der Wahnsinn vorbei war, gab der Stadionsprecher in aller Ruhe das Ergebnis durch. So viel Zeit muss sein: „Mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter René Müller endet die Partie nach einem 1:2 zur Pause 7:5 nach Verlängerung für den Ludwigsfelder FC.“ Dann aber wurde der Mann am Mikro euphorisch: „Wir wünschen uns einen attraktiven Gegner in der nächsten Runde. Der FC Bayern kann es ja leider nicht sein.“ Dafür aber immerhin Drittligist Energie Cottbus oder Regionalligist SV Babelsberg 03.
Wen Ludwigsfelde auch immer bekommt, in dieser Saison ist für nichts zu garantieren. Der Klub scheint „unrausfliegbar“ zu sein. Vor der irren Aufholjagd gegen Bernau war man eigentlich gegen Blau-Weiß Briesen ausgeschieden. Aber das 1:3 wurde umgewertet, weil Briesen einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatte.