Waren: Fair-Play hinter Gittern
Sie wollen nur spielen - auch in Unterzahl: die Männermannschaft des Müritzsportclub Waren. [Foto: Privat]
Der Müritzsportclub Waren hat im Spiel gegen die Insassen der Jugendanstalt Neustrelitz gezeigt, wie Fair-Play auch funktionieren kann. Obwohl nur acht Spieler zur Verfügung standen, sagten die Warener nicht ab. Obwohl sie zur Halbzeit bereits 0:10 hinten lagen, hielten sie bis zum Schluss durch und wurden dafür von ihrem Landesverband ausgezeichnet.
Mit Gefängnissport verbinden wohl die wenigsten Spiel, Spaß und Fair-Play. Die Gefängnismannschaft des FC Neustrelitz 07 und der Müritzsportclub Waren ficht das nicht an. Hinter einem Zaun und hohen Gittertoren befindet sich der Hartplatz der Jugendanstalt Neustrelitz, auf dem regelmäßig Ligaspiele stattfinden. „Man läuft durch das komplette Gefängnis auf den Platz. Am Anfang war es ungewohnt, aber letztendlich war das Spiel gegen die Insassen der Jugendanstalt das fairste der Saison“, sagt Mario Schlobinsky ,Trainer und Spieler des Müritzsportclubs Waren.
Seine Mannschaft hatte vergangene Saison große Personalprobleme. Siebenmal mussten die Warener, die aktuell in der Kreisklasse West spielen, in Unterzahl antreten. Auch zur Partie in Neustrelitz reisten sie nur zu acht an. „Die Motivation, in so deutlicher Unterzahl 60 Kilometer zu einem Spiel zu fahren, ist nicht hoch“, unterstreicht Schlobinsky. Der Schiedsrichter pfiff die ungleiche Partie an, schon zur Halbzeit lagen die Gäste 0:10 zurück. In der Pause einigten sich die Verantwortlichen beider Teams darauf, das Spiel wegen sportlicher Überlegenheit abzubrechen. Doch es kam anders.
Die Spieler des FCN machten nämlich lange Gesichter, und auch ihre Gegner waren nicht angereist, um nur 45 Minuten zu spielen. „Eigentlich geht es uns immer nur um Fußball“, sagt Schlobinsky. Spontan schlug der MSC vor, doch weiterzuspielen - mit gegnerischer Unterstützung. Ohne zu zögern, zogen sich Spieler des FC Neustrelitz die gegnerischen Trikots über und das Spiel ging weiter – natürlich nun außerhalb der Wertung.
"Die Motivation, in Unterzahl 60 Kilometer zu einem Spiel zu fahren, ist eigentlich nicht hoch"
Obwohl den acht Spielern des MSC von Anfang an klar war, dass sie keine Chance auf den Sieg haben würden, sagten sie das Spiel nicht ab. Obwohl sie mit zehn Gegentoren vorzeitig gefrustet nach Hause hätten fahren können, machten sie weiter. Für ihr respektvolles Verhalten sind die Spieler des MSC vom Landesverband ausgezeichnet worden – zur eigenen Verwunderung. „Für mich heißt Fair-Play eigentlich: wenige Fouls und Karten“, sagt der Trainer. Der Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern ehrte das Team jedoch aus gutem Grund mit der Fair-Play-Medaille. Denn beim Fair-Play-Gedanken geht es um respektvolles und faires Verhalten gegenüber Spielern, Gegnern, Schiedsrichtern, Trainern und Zuschauern. Und das kann sich auf vielfältige Weise äußern.
Im Rahmen des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande am 17. November wird der Bundessieger unter den Fair-Play-Medaillen-Gewinnern der Landesverbände geehrt.