Ins eigene Netz: Torwart gleicht Treffer aus
Andre Schmidtke wurde vom BFV geehrt und ist am 16. November Gast beim Länderspiel in Hannover. [Foto: Bayerischer Fußball-Verband]
Seit 1996 zeichnet der DFB faires Verhalten aus. Aus allen 21 Siegern der Landesverbände wird ein Bundessieger ausgewählt. Und eine Medaille wandert in den Profifußball. Die Fair Play-Medaillen des DFB werden beim Länderspiel gegen die Niederlande am 17. November in Hannover verliehen. FUSSBALL.DE stellt die Sieger der Landesverbände vor. Heute: Torwart André Schmidtke vom SV Wildflecken.
André Schmidtke möchte gar nicht so recht im Mittelpunkt stehen. Weder auf dem Fußballplatz, noch bei seiner Ehrung mit dem Fair Play-Preis durch den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) oder bei der Ermittlung des Bundessiegers aller Fair Play-Preisträger der Landesverbände am 17. November beim Länderspiel gegen die Niederlande in Hannover. Dabei hat Schmidtke Scheinwerferlicht und Applaus mehr als verdient.
"Für mich war das nichts Besonderes, meiner Meinung nach sollte das alltäglich sein"
Der 22 Jahre alte Torhüter des SV Wildflecken hatte im Derby gegen den SCK Oberwildflecken mit Absicht ins eigene Tor getroffen. Der kuriosen Aktion vorausgegangen war ein Treffer für sein eigenes Team, den Schmidtke aber so nicht stehenlassen wollte. „Ein Gegenspieler hatte sich verletzt und lag auf dem Feld. Die Gegner hatten schon aufgehört zu spielen, mein Bruder machte weiter und erzielte ein Tor“, erinnert sich Schmidtke an die Szene. Innerhalb der Mannschaft entstanden ob der verzwickten Situation zwei Meinungen – Schmidtke, sein Trainer und einige Teamkollegen entschieden sich dann dafür, das unfaire Tor auszugleichen. „Mir war es eigentlich egal, was die anderen gedacht haben. Es waren nicht alle begeistert, einige haben auch nach dem Spiel noch gemotzt“, so Schmidtke.
Der Gegner war begeistert
Der Torhüter setzte sich durch, schnappte sich nach dem Anpfiff den Ball und drosch ihn in die eigenen Maschen. Der Gegner aus Oberwildflecken zeigte sich begeistert und meldete den positiven Vorfall beim BFV, während Schmidtke die Situation gar nicht an die große Glocke hängen wollte: „Für mich war das nichts Besonderes, meiner Meinung nach sollte das alltäglich sein.“ Es sei seine Grundeinstellung, fair zu spielen, betont Schmidtke. Und so kann er auch die Ehrungen und Preise rund um seine Person nicht ganz nachvollziehen. Dennoch: Im Vorfeld des Toto-Pokalspiels des FC Teutonia Reichenbach gegen den Drittligisten FC Würzburger Kickers wurde Schmidtke vom BFV-Bezirksvorsitzenden Jürgen Pfau geehrt. Der Preis bestand unter anderem in der Einladung zum DFB-Länderspiel gegen die Niederlande in Hannover am 17. November.
André Schmidtke wird das Testländerspiel in der HDI-Arena gemeinsam mit seinem Cousin und den weiteren Fair-Play-Landessiegern verfolgen. Große Gedanken um die Wahl zum Bundessieger macht sich der Schüler aus Bayern nicht – er will viel mehr das Spiel genießen. „Ich erwarte natürlich einen Sieg für Deutschland“, sagt Schmidtke.
Mittlerweile ist der Torwart übrigens vom SV Wildflecken zur DJK Schweinfurt gewechselt und hütet in der bayrischen Kreisliga das Tor. Unterdessen haben sich die damaligen Kontrahenten im Derby, der SVW und der SCK Oberwildflecken, zusammengetan – zur guten Stimmung innerhalb der neuen Spielgemeinschaft hat mit Sicherheit auch die Fair-Play-Aktion von André Schmidtke beigetragen.