Schock bei Hallenturnier |14.01.2016|16:00

Herzstillstand: Sejdiu auf Weg der Besserung

Der bislang sportlich größte Auftritt von Ardian Sejdiu: Mit der Paulaner-Traumelf gegen die Bayern und Mario Götze. [Foto: Imago]

In einem solchen Moment tritt der Fußball weit in den Hintergrund: Ardian Sejdiu vom Hamburger Landesligisten TSV Sasel brach am vergangenen Wochenende bei einem Hallenturnier in Ahrensburg in Schleswig-Holstein auf dem Spielfeld zusammen und wurde mit einem Herzstillstand ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wurde er in ein künstliches Koma versetzt, die Aufwachphase wurde am Mittwochabend eingeleitet. Inzwischen befindet sich der 22-Jährige auf dem Weg der Besserung.

Ardian Sejdius Trainer Daniel Zankl war als Ersthelfer für seinen Spieler zur Stelle: „Es war eine schreckliche Situation. Glücklicherweise konnte durch unseren Physiotherapeuten und einen ehemaligen Co-Trainer eine hervorragende erste Hilfe gewährleistet werden“, sagte der spürbar betroffene Trainer. „Nach den ärztlichen Tests sieht es den Umständen entsprechend sehr gut aus. Die Werte sind besser als erwartet, dennoch befinden wir uns noch in einer Phase des Abwartens.“ Die Tests zeigten, dass das Herz des 22-Jährigen gesund sei. Ein Herzinfarkt als Ursache konnte ausgeschlossen werden.

"Der Fußball rückt in dieser Situation - auch noch einige Tage danach - ganz weit weg. Es war und ist nur wichtig, dass Ardian überlebt"

Zunächst habe sich Sejdiu auf dem Boden gewunden, bis nach kurzer Zeit der Herzschlag ausgesetzt habe. „Die Ersthelfer haben die Ruhe bewahrt und per Defibrillator, Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung alles Nötige getan, bis die Notärzte eintrafen“, so Zankl. Im Krankenhaus kam dann früh die erste gute Nachricht: Obwohl Sejdius Herz lange Zeit still gestanden hatte, war sein Gehirn jederzeit mit ausreichend Sauerstoff versorgt, sodass Folgeschäden zum jetzigen Zeitpunkt fast gänzlich ausgeschlossen werden können.

TSV-Trainer Zankl leistete seinem Spieler noch bis tief in die Nacht am Krankenbett Beistand. „Der Fußball rückt in dieser Situation – auch noch einige Tage danach – ganz weit weg. Es war und ist nur wichtig, dass Ardian überlebt. Seine Gesundheit steht für uns alle an erster Stelle.“ Auch Sejdius Mannschaftskollegen vom TSV Sasel zeigten sich angesichts des Vorfalls geschockt. „Glücklicherweise waren beim Hallenturnier nur acht Mitspieler vor Ort, die es hautnah miterleben mussten. Jeder von ihnen ist psychisch angeknackst. Gerade für die jungen Mitspieler ist es eine extrem schwierige Situation, einen Mitspieler auf dem Hallenboden mit dem Tod ringen zu sehen“, weiß Zankl.

Der Ahrenburger Stadtwerke-Cup wurde nach dem Zwischenfall abgebrochen. Um eine bestmögliche ärztliche Versorgung zu gewährleisten, wurden die Zuschauer gebeten, die Halle sofort zu verlassen. Der TSV Sasel bedankte sich in einem Statement auf der Vereins-Homepage bei den Ersthelfern und sprach Ardian Sejdiu seine Unterstützung aus. Ob der TSV-Spieler, der seinen größten Auftritt im Fußball beim Spiel der Paulaner-Traumelf gegen den FC Bayern München im Sommer 2014 bestritt, noch einmal für den Verein auflaufen kann, ist noch unklar.

Tipps zum Akutmanagement

Jens Kleinefeld, Facharzt für Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmedizin und Leitender Notarzt aus Köln, referierte im August 2015 bei einer Fortbildung für Bundesliga-Ärzte in der DFB-Zentrale in Frankfurt zum Thema "Akutmanagement von Notfällen auf dem Platz". Für den Fall eines Herzstillstandes empfiehlt er folgende Notfallmaßnahmen:

  1. Mit dem Defibrillator aufs Feld rennen
  2. Am Kopf bzw. seitlich neben dem Kopf des Spielers positionieren, den Erste-Hilfe-Koffer am Kopfende abstellen
  3. Bewusstsein prüfen: Reagiert der Spieler auf Ansprache und Schmerzreiz?
  4. Atmung prüfen: Bei überstrecktem Kopf fühlen und schauen
  5. Wenn kein Bewusstsein und keine normale Atmung vorhanden ist: Herzdruckmassage starten
  6. Währenddessen den Defibrillator anschließen und die Analyse starten
  7. Sobald der Defibrillator einsatzbereit ist und es empfiehlt: Schock abgeben
  8. Anschließend Herzdruckmassage fortsetzen; währenddessen die Beatmung vorbereiten
  9. 30 Mal Herzdruckmassage mit einer Frequenz von 100/Minute, danach 2 Mal beatmen
  10. Nach zwei Minuten erneute Defibrillatoranalyse starten; die Maßnahmen fortsetzen bis der Spieler das Bewusstsein zurückerlangt oder die Atmung sich normalisiert