Eigener Energydrink: B-Ligist wie RB Leipzig
Der TC Freisenbruch sorgt mit einem eigenen Eerngydrink und einem Krimi mal wieder für Schlagzeilen. [Foto: Fotos privat, OGNI661, ROJA55, Collage FUSSBALL.DE]
Unter Kreisliga-Brause versteht der passionierte Amateurfußballer in der Regel wohl Bier. Beim TC Freisenbruch mittlerweile nicht mehr. Denn der Amateurklub aus Essen verkauft seinen eigenen Energydrink. Mit „Green Wolf – die Kreisliga-Brause“ will der TC nicht nur Geld verdienen, sondern vor allem weiter Schlagzeilen produzieren. Denn der B-Ligist aus dem Grenzgebiet zwischen Essen und Wattenscheid hatte sich im vergangenen Jahr ein ambitioniertes Ziel gesetzt: unter die Top 100 der deutschen Fußballvereine bei Facebook zu steigen. Die Zahl der Likes haben die Freisenbrucher seitdem fast verdreifacht auf 3056 (Stand 28.02.2016, 10 Uhr), damit belegen sie im Ranking von Sportmarketing-Berater Andreas Will aktuell vor zahlreichen Viertligisten den 111. Platz. Es fehlen aber eben immer noch ein paar der begehrten Gefällt mir-Angaben. Für die soll nun der hausgemachte Energydrink sorgen. Und natürlich der vereinseigene Krimi.
Die Autoren Jörg Stanko und Arnd Rüskamp haben den TC Freisenbruch in ihrer Kurzgeschichtenreihe „Krimmini“ verewigt. Das liest sich dann laut Inhaltsangabe folgendermaßen: „Beim TC Freisenbruch 02 freut man sich auf prominenten Besuch. Kurz bevor dieser nebst Pressetross im Waldstadion eintrifft, entdeckt der 1. Vorsitzende, dass der Stürmer an der Querlatte baumelt. Die erst jüngst verpflichtete Pressesprecherin Antoine, genannt Toni, Hasenäcker ermittelt auf eigene Faust. Sie besorgt sich Informationen aus der Rechtsmedizin und schnüffelt im Privatleben des Toten herum, der nicht nur auf dem Platz ein gefragter Mann war.“ Ein Toter auf dem Sportplatz. Davon waren sie beim TC Freisenbruch sofort hellauf begeistert. „Das war genau die Schlagzeile, die wir haben wollten: Der TC Freisenbruch hat eine Leiche im Keller“, sagt Vorstandmitglied Peter Schäfer.
Mit dem Rad zum Auswärtsspiel
Gefragt ist auch der TC Freisenbruch dank seiner kreativen Marketingabteilung wieder. Das war nicht immer so. Noch in der Sommerpause stand der Klub, der im Gegensatz zur lokalen Konkurrenz nicht über einen schicken Kunstrasen, sondern im Waldstadion Bergmannsbusch nur über einen maroden Ascheplatz verfügt, vor dem Abstieg in die Kreisklasse C. „Wir mussten irgendwie die Trendwende herbeiführen“, sagt Schäfer. „Wir haben uns also vorgenommen, anders zu sein, uns verrückte Sachen einfallen zu lassen.“ Der TC streamte ein Kreisligaspiel live im Internet, steigerte seine Facebook-Likes und seine Zuschauerzahlen (von 37 auf 120) und tat nebenbei auch noch Gutes. Die elf Kilometer lange Strecke zum jüngsten Auswärtsspiel bei der SG Kupferdreh-Byfang II legte die Mannschaft als Dank für 2000 Facebook-Likes per Fahrrad zurück – und spendete die rund 500 Euro an gesparten Spritkosten.
"Jede Ähnlichkeit ist rein zufällig, wir sind eigentlich das Gegenstück zu Leipzig"
„Unsere Entwicklung ist in allen Bereichen positiv“, sagt Schäfer. Denn auch sportlich könnte es für Freisenbruch, das einst um den Aufstieg in die Landesliga mitspielte, wieder ein Stückchen aufwärts gehen. Das Team, das seine Mannschaftsseite auf FUSSBALL.DE vorbildlich pflegt , liegt derzeit als Tabellenvierter in Schlagdistanz zu Relegationsrang drei. Das jüngste Heimspiel gegen die SF Niederwenigern III gewann Freisenbruch 2:0 . Dort ging auch der hauseigene Energydrink zum ersten Mal über die Ladentheke. „Die Nachfrage war sehr groß“, sagt Schäfer. Mit dem Slogan „Heimspiele auf Asche sind nichts für Flaschen“ wirbt der Klub für das Getränk, das das Vereinsmaskottchen, der Wolf, ziert.
Der Vergleich mit RB Leipzig liegt nahe. Der Klub hat es mit der Power, beziehungsweise den Millionen aus dem Verkauf von Energydrinks, bis an die Tabellenspitze der Zweiten Bundesliga gebracht. „Jede Ähnlichkeit ist rein zufällig, wir sind eigentlich das Gegenstück zu Leipzig“, sagt Schäfer. Der Klub existiere seit 1902 und habe noch nie fusioniert oder seinen Namen geändert. „Wir sind ein Traditionsverein, auch wenn der Klub sportlich nie erfolgreich war.“ Neben Pantothensäure und Vitamin B6 enthält der Drink deshalb laut Inhaltsangabe auch „100 Prozent Leidenschaft, 100 Prozent Ehrgeiz, 100 Prozent Tradition und 100 Prozent ehrlichen Fußball“.
Auch der Kieler Kreisligist Fortuna Wellsee hat sich einen eigenen Energydrink geleistet. Allerdings fließt der Erlös aus dem Verkauf der 200 Dosen an den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche. Wellsee und Freisenbruch haben sich bereits zum Duell der Dosenklubs verabredet – via Facebook selbstverständlich.