Regionalliga |06.04.2016|16:20

Demandt neuer Trainer bei Rot-Weiss Essen

Sven Demandt (Mitte) ist in Essen kein Unbekannter. Daneben Klubboss Michael Welling (links) und der Sportliche Leiter Andreas Winkler. [Foto: Verein]

Sven Demandt ist neuer Trainer beim West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Der 51 Jahre alte Ex-Profi soll den abstiegsbedrohten Traditionsverein zum Klassenverbleib führen und unterschrieb einen Vertrag bis Juli 2017 (inklusive Option). Demandt ist an der Hafenstraße kein Unbekannter: Von Anfang 2006 bis Mitte 2008 hatte der gebürtige Kölner die Essener U 19 trainiert. Bei den RWE-Profis folgt er nun auf Jan Siewert, der die Rot-Weissen zu Saisonbeginn übernommen hatte. Aktuell rangieren die mit ambitionierten Zielen gestarteten Essener auf Rang 15, zwei Zähler hinter einem sicheren Nichtabstiegsplatz.

„Wir möchten jetzt nicht mehr groß zurückblicken, sondern uns auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren. Uns bleiben acht Ligaspiele, um den Klassenerhalt zu erreichen. Diese Situation nehmen wir an: als Trainerteam, als Mannschaft und als gesamter Verein Rot-Weiss Essen. Schließlich haben wir alle ein gemeinsames Ziel“, betont Demandt.

"Wir möchten jetzt nicht mehr groß zurückblicken, sondern uns auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren"

Zuletzt war Sven Demandt von Juli 2015 bis Anfang März Trainer in der 3. Liga beim SV Wehen Wiesbaden. Seinen Vertrag bei den ebenfalls abstiegsbedrohten Hessen löste er auf, um bei seinem Ex-Klub RWE anzuheuern.

Weitere Trainerstation von Demandt war die U 23 von Borussia Mönchengladbach , mit der er in der Saison 2014/2015 die Meisterschaft in der Regionalliga West gewann, jedoch in den Playoff-Spielen an der zweiten Mannschaft des SV Werder Bremen (0:0/0:2 nach Verlängerung) scheiterte. Als Spieler war Demandt unter anderem für Fortuna Düsseldorf, FSV Mainz 05 und Hertha BSC am Ball.

Seinen Einstand als RWE-Cheftrainer gibt Sven Demandt am Freitag (ab 19.30 Uhr) im wichtigen Auswärtsspiel beim direkten Konkurrenten Rot Weiss Ahlen . Unterstützt wird Demandt bis Saisonende von U 19-Trainer Jürgen Lucas, der bereits in der vergangenen Spielzeit interimsweise bei der ersten Mannschaft eingesprungen war.

„Sven kennt den Verein und die Liga aus seiner Zeit als Trainer und hat sich außerdem als Spieler bereits in vergleichbaren Situationen befunden. Darüber hinaus hat er in der Vergangenheit nachgewiesen, dass er eine Mannschaft führen und entwickeln kann. Um sich den Einstieg zu erleichtern, wollte Sven gerne Jürgen Lucas ins Trainerteam aufnehmen, der immer nah an der Mannschaft war und jeden einzelnen Spieler bestens kennt“, so Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorsitzender der Rot-Weissen.

Unser ausführliches Interview:

FUSSBALL.DE: Herr Demandt, wie lange mussten Sie überlegen, Trainer in Essen zu werden?

Sven Demandt: Es ging alles sehr schnell - musste es auch. Unter dem Strich habe ich eine Bauchentscheidung getroffen. Die sind aber bekanntlich häufig die besten.

Sie waren von 2006 bis 2008 Trainer der Essener U 19. Wie froh sind Sie, wieder bei RWE zu sein?

Demandt: Ich freue mich extrem auf die spannende Aufgabe. Aus meiner Zeit als A-Junioren-Trainer kenne ich den Verein bereits. Ich weiß, was mit diesem begeisterungsfähigen Umfeld möglich ist. Die Leidenschaft für RWE ist bei sehr vielen Menschen riesig. Aktuell schafft sie eher Leiden. Daher geht es zunächst einmal einzig und allein um den Klassenverbleib.

Wie sehen Ihre Ziele mit RWE aus, wenn Essen die Liga hält?

Demandt: Essen ist nicht der einzige Verein in der Regionalliga West mit guten Möglichkeiten. Drei bis vier andere Klubs sowie die U 23-Mannschaften arbeiten ebenfalls unter extrem guten Bedingungen. Ich habe mit Gladbach am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie brutal schwierig es ist, aus der Regionalliga herauszukommen. Man muss Meister werden und durch das Nadelöhr ‚Playoff-Spiele‘ kommen. Das ist eine gewaltige Herausforderung, mit der wir uns - Stand jetzt - aber nicht beschäftigen.

Was sind jetzt Ihre vorrangigsten Aufgaben?

Demandt: Die Mannschaft verfügt über viel Qualität, lässt in diesem Bereich viele andere Vereine in der Regionalliga West hinter sich. Entscheidend ist jedoch, dass wir die Qualität auch auf den Rasen bekommen. Möglicherweise müssen wir dafür an gleich mehreren Stellschrauben drehen. Ich habe RWE beim 1:0 gegen den SC Verl beobachtet. Es gilt, an diese Leistung anzuknüpfen.

Was ist sonst entscheidend, um die Mannschaft in die Spur zu bekommen?

Demandt: Wir haben nicht viel Zeit, um uns auf das Ahlen-Spiel am Freitag vorzubereiten. Vor uns liegen arbeitsreiche Tage, in denen ich mir ein Bild von der Mannschaft verschaffen will. Dafür werde ich sicher einige Einzelgespräche führen. Ich denke, dass jeder merkt, dass die Spieler wollen. Ich bin dafür da, dass sie auch können.

Worauf kommt es an, um die Liga zu halten?

Demandt: Wir haben noch acht Spiele zu absolvieren. Das sind sicher nicht so viele. Sie reichen aber aus, um unsere Ziele zu erreichen. Das geht nur gemeinsam. Da schließe ich alle vom Präsidium bis zu den Fans mit ein.

Würden Sie mit RWE auch in die 5. Liga gehen?

Demandt: Diese Frage stellt sich für mich nicht, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass wir nicht absteigen.

Stürmer Marcel Platzek kennen Sie bereits lange. Sie haben mit ihm in Essen und Mönchengladbach gearbeitet. Er fehlt in Ahlen gelbgesperrt. Wie ärgerlich ist das?

Demandt: Marcel hat unter meiner Regie weit mehr als 100 Partien absolviert. Ich hatte ihn damals auf einem Ascheplatz entdeckt, kenne seine Qualitäten. Auf der einen Seite hätte ich ihn gerne dabei, auf der anderen Seite ist er auch nur ein Baustein im Kader. Wir müssen schauen, wie wir ihn bestmöglich ersetzen.

Der aktuelle U 19-Trainer Jürgen Lucas unterstützt sie bis Saisonende als Co-Trainer. Welche Rolle spielt er?

Demandt: Ich kenne Jürgen schon seit Jahren. Er erleichtert mir den Einstieg, weil er die Spieler bestens kennt.

Wie schätzen Sie Ihren ersten Gegner Rot Weiss Ahlen ein?

Demandt: Ahlen hat nicht umsonst fünf Siege in Folge eingefahren. Uns erwartet ein selbstbewusster Gegner. Wir müssen die Nerven behalten und uns über die einfachen Dinge Sicherheit holen.