Regionalliga |19.07.2016|12:00

Neu in der RL Nord: Die mit dem Wolf tanzen

Jubel, Trubel, Heiterkeit in Wolfsburg: Lupo Martini ist viertklassig. [Foto: imago]

Wenn die neue Saison in der Regionalliga Nord am letzten Juli-Wochenende startet, sind drei Neulinge mit dabei. Während aus der 3. Liga keine Mannschaft in die Nord-Staffel abgestiegen ist - die U 23 des SV Werder Bremen sicherte sich knapp den Klassenverbleib - schafften drei Teams aus der Oberliga den Sprung in die vierte Liga. Für zwei der drei Aufsteiger ist es die erste Viertligasaison in der Vereinsgeschichte. Sowohl Lupo-Martini Wolfsburg als auch der 1. FC Germania Egestorf/Langreder waren bisher maximal fünftklassig am Ball. Der SV Eichede kehrte dagegen nach zwei Jahren in der Oberliga wieder in die Regionalliga zurück.

Ex-Profi trainiert Eichede

Für den SV Eichede hätte die Saison 2015/2016 kaum dramatischer und emotionaler zu Ende gehen können. Der 1947 gegründete und in den Vereinsfarben rot und weiß auflaufende Klub musste nach dem Meistertitel in der Schleswig-Holstein-Liga in der Aufstiegsrelegation ran. Im Jeder gegen Jeden-Modus ging es gegen die drei Konkurrenten Bremer SV (Meister Bremen-Liga ), 1. FC Germania Egestorf-Langreder (Vizemeister Oberliga Niedersachsen ) und Altona 93 (Tabellensechster Oberliga Hamburg ) in einer Vierergruppe um die Qualifikation für die Regionalliga Nord.

Nach zwei Partien hatte Eichede zwei Zähler auf dem Konto. Im Spiel gegen den Bremer SV musste ein Sieg her, um den Aufstieg in trockene Tücher zu bringen. Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit gelang der erlösende 2:1-Siegtreffer per Foulelfmeter. Torjäger Arnold Lechler, der zuvor mit 22 Saisontreffern auch der Garant für die Meisterschaft war, verwandelte den Strafstoß und brachte das mit einer Rekordkulisse von 2500 Zuschauern gefüllte Stadion zum Beben. Nach dem Regionalliga-Abstieg 2014 war die Rückkehr des SV Eichede damit perfekt.

"Wir wollen so schnell wie möglich in der Liga ankommen. Es wird eine sehr reizvolle Aufgabe, auf die sich der gesamte Verein freut"

Die emotionalen Wochen hatten damit aber noch nicht ihr Ende gefunden. Oliver Zapel, der seit 2012 Cheftrainer in Eichede war, verkündete seinen Wechsel zum Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach. Ein Nachfolger musste her. Und der war mit Jörn Großkopf schnell gefunden. Der 49-jährige Fußball-Lehrer und Ex-Bundesligaprofi vom FC St. Pauli, der zuletzt den KFC Uerdingen in der Oberliga Niederrhein trainiert hatte, übernahm das Zepter beim Verein aus dem Kreis Steinburg. Die Zielsetzung ist klar: „Als Aufsteiger kann es für uns nur um den Klassenverbleib gehen“, so Großkopf gegenüber FUSSBALL.DE .

Egestorf/Langreder im 7. Himmel

Ähnlich dramatisch wie beim SV Eichede ging es auch beim 1. FC Germania Egestorf/Langreder zu. Auch für den Verein aus Barsinghausen (Niedersachsen) war in der abschließenden Partie der Aufstiegsrelegation gegen Altona 93 ein Sieg Pflicht, um den Sprung in die 4. Liga aus eigener Kraft zu schaffen. In der 90. Minute musste Egestorf zunächst den 1:1-Ausgleichstreffer hinnehmen. In der vierten Minute der Nachspielzeit war es dann aber Angreifer Christoph Beismann, der in der mit 1200 Zuschauern ausverkauften Arena das Tor zum Aufstieg erzielte.

Für den im Juli 2001 gegründeten Klub - die Fußballabteilungen des TSV Egestorf und des TSV Langreder fusionierten damals - endete damit die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Neben dem Vizemeistertitel in der Oberliga Niedersachsen und dem erfolgreichen Abschneiden in der Aufstiegsrunde qualifizierte sich die von Jan Zimmermann trainierte Mannschaft sensationell für den DFB-Pokal. Im Niedersachsenpokal erreichte Egestorf/Langreder das Endspiel.

Unter anderem schaltete der 1. FC Germania im Viertelfinale den jetzigen Ligakonkurrenten SV Meppen (4:1) und im Halbfinale den Drittligisten VfL Osnabrück (6:4 nach Elfmeterschießen aus). Zwar ging das Finale gegen den Nord-Regionalligisten SV Drochtersen/Assel (0:2) dann verloren. Da sich im Niedersachsenpokal aber beide Finalisten für den DFB-Pokal qualifizieren, war die Niederlage zweitrangig. Für das Zimmermann-Team steht neben der ersten Viertligasaison damit ein weiteres Highlight auf dem Programm. Am 21. August (ab 15.30 Uhr) will Egestorf/Langreder in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim für eine Überraschung sorgen.

Gastarbeiter-Klub ganz groß

Mit 19 Zählern Vorsprung wurde Lupo Martini Wolfsburg in der Oberliga Niedersachsen Meister und schaffte damit den seit vielen Jahren ersehnten erstmaligen Aufstieg in die Regionalliga Nord. Der von italienischen Gastarbeitern gegründete Verein (1962) hatte bereits in der Saison 2012/2013 am Aufstieg geschnuppert. Nach der Vizemeisterschaft scheiterte der älteste von Gastarbeitern in Deutschland gegründete Klub aber in der Aufstiegsrunde.

Dass es für die Italiener jetzt geklappt hat und der Meistertitel so souverän geholt wurde, lag auch an einem erfolgreichen Sturmduo. Die beiden Angreifer Andrea Rizzo (15 Tore) und Petrus Amin (13 Treffer) waren gemeinsam 28-mal erfolgreich. Trainiert wird Lupo Martini („Lupo“ ist das italienische Wort für „Wolf“) seit mehr als 13 Jahren von Francisco Coppi. Am 1. Juli 2003 übernahm der 47-jährige Italiener das Ruder bei den Wolfsburgern.

Vor seiner ersten Regionalliga-Saison sagt Coppi im Gespräch mit FUSSBALL.DE : „Wir wollen so schnell wie möglich in der Liga ankommen. Es wird eine sehr reizvolle Aufgabe, auf die sich der gesamte Verein freut.“