Olympia |20.08.2016|09:30

Brannenburg: Kein Brimborium für die Benders

Auf dem Sportplatz des TSV Brannenburg (links unten) haben Lars und Sven Bender angefangen, später waren sie mal gemeinsam im "aktuellen sportstudio" (links oben) - und jetzt kämpfen sie gemeinsam bei Olympia (rechts unten) um die Goldmedaille. [Foto: Imago (3), Getty Images / Collage: FUSSBALL.DE]

Der oberbayerische TSV Brannenburg fiebert mit und träumt vom olympischen Doppel-Gold: Die Zwillinge Lars und Sven Bender, die mit der deutschen Mannschaft am späten Samstagabend im Endspiel auf Brasilien treffen, haben in der 5.500 Einwohner zählenden Gemeinde als Kinder mit dem Fußballspielen angefangen. Auf ein Public Viewing verzichten sie in Brannenburg jedoch.

Da staunten die Altherren des TSV Brannenburg nicht schlecht. Zwei Burschen aus der E-Jugend mischten eines Tages bei einer Trainingseinheit mit. Die Zwillinge waren ungemein laufstark und spielten derart präzise Pässe, dass die mehr als 30 Jahre älteren Gegenspieler Probleme bekamen. „Damals hat man schon erahnt, dass die beiden ihren Weg machen könnten“, sagt Jörg Beller, stellvertretender Abteilungsleiter in Brannenburg.

Die beiden, das sind Lars und Sven Bender. Zwei Fußballer, die einst auf einem Wiesen-Sportplatz nahe der deutsch-österreichischen Grenze ihre ersten Tore erzielten. Und die nun mit Deutschland Goldmedaillen in Rio de Janeiro holen können. Am Samstag (22.30 Uhr/live in der ARD) steht für die 27-Jährigen ein Karriere-Höhepunkt an. Olympia-Finale gegen Gastgeber Brasilien. Im berühmten Maracanã mit seinen 74.738 Plätzen. Mit zu erwartenden zehn Millionen TV-Zuschauern in Deutschland.

In Brannenburg werden fast alle der rund 5.500 Einwohner am Samstag einschalten. Auf ein Public Viewing verzichten sie in der oberbayrischen Gemeinde jedoch. „Lars und Sven sind zwei bodenständige Leute, für die immer der Sport im Vordergrund steht. Da wäre so ein Brimborium nicht angebracht“, betont Jörg Beller. Die Brannenburger brauchen keine Großleinwand, um ihren Stolz für die Bender-Brüder auszudrücken.

"Lars und Sven sind zwei bodenständige Leute, für die immer der Sport im Vordergrund steht"

Das machen sie beim TSV auf eine andere Weise. Die Blau-Weißen widmen den Zwillingen auf ihrer Homepage eine eigene Kategorie. Auf der Unterseite „Die Benders“ schreibt der Verein auch über die Anfänge der Ausnahmefußballer und präsentiert außergewöhnliche Fakten: Als die Brannenburger F-Jugend einmal 87 Tore in sieben Spielen erzielte, waren Lars Bender mit 45 und Sven Bender mit 34 Treffern daran beteiligt.

Im Alter von zehn Jahren wechselten die Talente zur Spielvereinigung Unterhaching , nach drei Spielzeiten ging es weiter zu 1860 München. Bei den Löwen entwickelten sich die Benders zu Jugend-Nationalspieler. Sie holten 2008 den Titel bei der U 19-Europameisterschaft. Die Jury zeichnete damals beide als beste Spieler des Turniers aus.

Und auch bei den Profis stellten sich die Erfolge ein. Sven Bender wurde mit Borussia Dortmund 2011 Meister. 2012 wiederholte er den Erfolg und sicherte sich mit dem Gewinn des DFB-Pokals sogar das Double. Lars Bender ist mit Bayer Leverkusen Dauergast in den Champions League. 2012 erkämpfte er sich mit starken Leistungen für die Rheinländer seinen Platz im deutschen EM-Kader.

Zweimal Silber wäre auch ok

Als DFB-Trainer Horst Hrubesch den Zwillingen schließlich zwei der drei U 23-Plätze für Olympia in Aussicht stellte, waren die beiden begeistert. „Das ist einfach eine super Sache. Wir freuen uns extrem, dass wir nach einigen Jahren mal wieder zusammenspielen können. Und dann auch noch bei so einer großartigen Gelegenheit wie Olympia“, sagte Lars Bender vor dem Abflug gegenüber DFB.de .

Die Spielfreude merkte Jörg Beller den beiden Spieler während des Turnierverlaufs an. „Gerade im Viertelfinale gegen Portugal und im Halbfinale gegen Nigeria haben sie und der Rest der Mannschaft klasse Partien abgeliefert“, sagt der Brannenburger.

Die sportliche Klasse ist die eine Sache, die Jörg Beller an Lars und Sven Bender hervorhebt. Die Verbundenheit zur Heimat eine andere. Die Zwillinge sind weiterhin Mitglieder beim TSV. Bei Besuchen in Brannenburg schauen sie schon mal ab und an bei einem Jugendtraining vorbei. Und ebenso wichtig ist es für die beiden Bundesliga-Stars, welches Ergebnis ihre Freund in der A-Klasse erzielt haben. Trotz Einsätzen in der Champions League verlieren sie den oberbayrischen Amateurfußball nie aus den Augen.

Auch deshalb gönnt jeder Brannenburger Lars und Sven Bender am Samstag den Sieg. Gewinnt das DFB-Team, könnte der TSV sich auch als Verein mit zwei Olympiasiegern bezeichnen. Und wenn es am Samstag gegen Neymar und Co. eine Niederlage gibt? „Dann wäre das zwar sehr traurig, aber kein Weltuntergang“, sagt Jörg Beller. Zwei Silbermedaillen-Gewinner im Verein, das würde auch seinesgleichen suchen.