Jena, Meppen, Haching: 22 Spiele, 22 Siege!
Die Spieler von Carl Zeiss Jena (oben links), vom SV Meppen (oben rechts) und der SpVgg Unterhaching haben allen Grund zum Jubeln: sie sind in dieser Regionalliga-Saison noch ohne Punktverlust. [Foto: Fotos Getty, imago; Collage FUSSBALL.DE]
Es gibt „Die glorreichen Sieben“ und die „Fünf Freunde“ - die Regionalliga hat jetzt ihre „Makellosen Drei“. Während die beiden Erstgenannten fiktive Film- und Serienfiguren sind, haben die SpVgg Unterhaching, der FC Carl Zeiss Jena und der SV Meppen in ihren Staffeln tatsächlich noch keinen einzigen Punkt abgegeben, führen ihre Tabellen mit optimaler Ausbeute an. Insgesamt stehen für das Trio nicht weniger als 22 Siege aus 22 Partien sowie 67:12 Tore zu Buche.
Unterhaching mit den meisten Siegen
Die SpVgg Unterhaching hat von den „Makellosen Drei“ die meisten Siege auf dem Konto. Neunmal war die Mannschaft von Trainer Claus Schromm in der Regionalliga Bayern im Einsatz, neunmal gab es für die Gegner bei einer Tordifferenz von 30:5 zugunsten der Hachinger nichts zu holen. Einmal zog der ehemalige Bundesligist aber dann doch den Kürzeren. Im DFB-Pokalspiel gegen Erstligist FSV Mainz 05 mussten sich die Süddeutschen im Elfmeterschießen 2:4 geschlagen geben.
Der Vorsprung der SpVgg auf die beiden Verfolger TSV 1860 München U 23 (sieben Zähler) und FC Bayern München U 23 (neun) ist schon jetzt komfortabel. Das liegt unter anderem an den Zugängen, die die Konkurrenz schon vor der Saison haben aufhorchen lassen. Unter anderen kam der Bundesliga erfahrene Stürmer Stephan Hain (von 1860 München) sowie Außenbahnspieler Jim-Patrick Müller (Dynamo Dresden) und Mittelfeldspieler Dominik Stahl (1860 München). Müller und Stahl sammelten jeweils schon Erfahrungen in der zweiten Liga.
"Wir merken schon jetzt, dass Tabellenplatz eins durchaus sexy macht"
Besonders Angreifer Hain ist einer der Erfolgsgaranten bei den Bayern. Obwohl er erst nach zwei Spieltagen verpflichtet worden war, kommt er auf bemerkenswerte zehn Treffer bei nur sieben Einsätzen. Allein beim 5:0 gegen den 1. FC Schweinfurt 05 gelangen dem 27-Jährigen vier Treffer. „Ich spüre absolutes Vertrauen“, so Hain im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man sein volles Potenzial abrufen kann. Hinzu kommt, dass ich die Bälle von meinen Mitspielern optimal aufgelegt bekomme. Mit dem großen Selbstvertrauen, das ich mir in den ersten Spielen erarbeitet habe, läuft es beim Torabschluss dann fast von alleine. Ich hoffe, dass ich meinen Lauf fortsetzen kann.“
Beim Saisonziel gibt es für Hain und Co. kein Vertun. „Wir haben den Anspruch, die Playoffspiele um den Aufstieg in die 3. Liga zu erreichen“, stellt der Stürmer klar. „Es gibt allerdings einige Vereine, die das Zeug dazu haben, uns Paroli zu bieten. Die Nachwuchsmannschaften des FC Bayern München und des TSV 1860 München hinterließen bislang ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Dennoch wissen wir, wie schwer es wird, uns zu besiegen. Wir glauben an uns und die Titelchance.“
Saisonsieg Nummer zehn kann Unterhaching bereits am Freitag (ab 19 Uhr) beim Aufsteiger SV Seligenporten perfekt machen. Der Neuling hat sich nach schwachem Saisonstart, unter anderem gab es bei der U 23 des FC Augsburg eine historische 0:12-Auswärtsniederlage, gefangen und hat seit vier Begegnungen (zehn Punkte) nicht verloren.
Meppen die Überraschungsmannschaft
Nur wenige Experten hatten dem SV Meppen in der Regionalliga Nord diesen Start zugetraut. Dass die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart das Tableau nach sieben Spielen mit sieben Siegen anführt, darf als Überraschung bezeichnet werden. Bei der FUSSBALL.DE -Umfrage vor der Saison hatten nur sechs Trainer den Ex-Zweitligisten auf dem Zettel. Zum Vergleich: Titelverteidiger VfL Wolfsburg U 23 , der aktuell auf Rang zehn nicht weniger als zwölf Punkte hinter dem SVM zurückliegt, bekam 17 und damit die mit Abstand meisten Stimmen.
Doch aktuell sind die „Wölfe“ die abgeschlagenen Jäger, der SV Meppen ist der Gejagte. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf den zweitplatzierten Lüneburger SK, der mit sechs Siegen und einem Unentschieden ebenfalls noch ungeschlagen ist. Dass der LSK einen solchen Start hinlegt, ist auch eine Sensation.
Meppen, in der Vorsaison auf Rang fünf gelandet, hat keinen kompletten Umbruch hinter sich. Vielmehr haben die Verantwortlichen um Trainer Neidhart die Mannschaft punktuell verstärkt. Stürmerzugang Benjamin Girth vom Südwest-Regionalligisten KSV Hessen Kassel führt die interne Torschützenliste mit fünf Treffern an. Sehr wohl im Norden fühlt sich scheinbar auch Außenbahnspieler Marius Kleinsorge, der vom Drittligisten SV Wehen Wiesbaden kam, der bislang dreimal erfolgreich war. „Die Mannschaft hat sich schnell zu einer Einheit zusammengefunden. Jeder kämpft für den anderen“, so Neidhart im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Außerdem haben wir das System umgestellt, um über die Außenbahnen noch mehr Tempo entfalten zu können.“
Eine Veränderung beim SV Meppen rückt den Sieben-Siege-Start mit 21:6 Toren in ein noch positiveres Licht. Neidhart: „Durch eine Etatkürzung gehen so gut wie alle unsere Spieler arbeiten. Dennoch ist es uns gelungen, eine neue Euphorie zu entfachen. Wir merken schon jetzt, dass Tabellenplatz eins durchaus sexy macht.“
Der Weg bis zur Meisterschaft ist allerdings noch weit, das weiß auch Neidhart: „Wir bleiben da ganz entspannt, fühlen uns in der Rolle des Gejagten vorerst sehr wohl. In der Vorsaison hatten wir teilweise mit erheblichen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Wir wissen also, was alles passieren kann. Fakt ist, dass wir über viel Qualität verfügen. Die anderen Mannschaften müssen erst einmal an uns herankommen - und dürfen sich dabei nicht viel erlauben.“
Jenas großer Trumpf Defensive
Ein kurzer Blick auf die Tabelle der Regionalliga Nordost genügt, um zu erkennen, warum der FC Carl Zeiss Jena mit sechs Siegen aus sechs Begegnungen souveräner Spitzenreiter ist. Die Thüringer weisen nicht nur die beste Offensive der Liga auf (16 Treffer), lediglich ein Gegentreffer bedeutet auch regionalligaweit die beste Abwehr. Erst beim jüngsten 4:1-Auswärtssieg über das Schlusslicht TSG Neustrelitz musste Torhüter Raphael Koczor zum ersten Mal hinter sich greifen. Zu Koczors Vordermännern gehört unter anderen Zugang Matthias Kühne, der vom aktuellen Drittligatabellenführer MSV Duisburg gekommen war.
Aktuell erfüllt der ehemalige Zweitligist damit - trotz einiger Unruhe in der Führungsebene - die Hoffnungen seiner Anhänger. „Die Erwartungen in Jena sind vor jeder Saison hoch, selten wurden wir dem gerecht. Das wollen wir diesmal ändern. Für uns gilt es, möglichst bis zum Saisonende in Schlagdistanz zur Tabellenspitze zu bleiben“, hatte der neue Trainer Mark Zimmermann vor der Saison angekündigt. In der zurückliegenden Spielzeit war der 42-Jährige noch für die U 19 verantwortlich. Bereits seit 2008 arbeitet der ehemalige Bundesligaprofi für den FC Carl Zeiss in verschiedenen Positionen.
Nur im Pokal lief es für Jena in dieser Saison nicht wie am Schnürchen. Auf Landesebene gab es ein überraschendes 0:1 beim Landesligisten BSV Eintracht Sondershausen. Ein Höhepunkt war trotz der 0:5-Heimniederlage das DFB-Pokalspiel gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Damit kann sich der FCC nun voll und ganz auf die Liga konzentrieren.
Nächster Gegner für die Mannschaft von Trainer Zimmermann ist der aktuelle Vizemeister Berliner AK . Am Sonntag (ab 14.05 Uhr, Live im MDR Fernsehen) geht das Duell in Jena über die Bühne. Dann ist der „glorreiche“ siebte Sieg in Folge möglich.