Ex-Profi Mike Wunderlich: Für immer Viktoria

Seit mehr als vier Jahren spielt Ex-Zweitligaprofi Mike Wunderlich (FSV Frankfurt) für den Traditionsverein FC Viktoria Köln in der Regionalliga West. In dieser Saison will der 30-jährige Kapitän und Sohn von Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich die Rheinländer zum ersehnten Aufstieg in die 3. Liga führen. Nach einem holprigen Saisonstart mit einem Remis und einer Niederlage sprangen zuletzt fünf Siege in Folge heraus. Besonders beeindruckend: Mittelfeldmann Wunderlich war in jedem Saisonspiel an mindestens einem Tor beteiligt, führt mit sieben Treffern und vier Torvorlagen die Scorerliste an.

Im aktuellen FUSSBALL.DE - Regionalliga-Interview der Woche spricht Mike Wunderlich über seine herausragende Form, die Titelchancen der Viktoria, das kommende Spitzenspiel gegen die zweitplatzierte U 23 von Borussia Dortmund und seine persönliche Zukunft bei den ambitionierten Kölnern.

FUSSBALL.DE: Viktoria Köln rangiert auf Platz drei, Sie treffen am laufenden Band. Bisher können Sie mit der Saison zufrieden sein, Herr Wunderlich?

Mike Wunderlich: Auf jeden Fall. Wir haben uns nach den Misserfolgen in ersten beiden Spielen nicht aus der Ruhe bringen lassen, bei aller Kritik an uns positiv weitergearbeitet. Jetzt sind wir voll im Soll, stehen gut da.

"Ich bin mit dem Ziel zur Viktoria gekommen, in die 3. Liga aufzusteigen. Ich fühle mich dazu verpflichtet, meinen Teil dazu beizutragen"

Warum war der Saisonstart so holprig?

Wunderlich: Dazu muss ich zunächst einmal sagen, dass der Wuppertaler SV und die U 23 von Borussia Mönchengladbach zwei hochkarätige Gegner waren. Der WSV ist weiterhin unbesiegt, Gladbach gehört zu den Titelkandidaten. Wir haben also nicht gegen Kanonenfutter gespielt. Dennoch hätten wir beide Partien auch für uns entscheiden können. Beim 3:3 in Wuppertal sind uns drei individuelle Fehler unterlaufen. Gegen Gladbach haben wir nach einer guten ersten Halbzeit, in der wir 2:0 oder sogar 3:0 hätten führen können, komplett den Faden verloren und am Ende noch 1:4 verloren. Unser Manko war, dass wir aus unseren Chancen nicht genügend Tore gemacht haben.

Danach gab es fünf Siege in Folge, im DFB-Pokal scheiterte die Viktoria erst im Elfmeterschießen am Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Was macht die Mannschaft aktuell so stark?

Wunderlich: Wir sind nach der Sommerpause schnell eine Einheit geworden, haben außerdem eine gute Vorbereitung gespielt. Nachdem wir in den Spielen gegen Wuppertal und Gladbach insgesamt sieben Gegentore hinnehmen mussten, haben wir unseren Fokus vermehrt auf die Defensive gelegt. Das hat gut geklappt. Nur zwei Gegentore in den zurückliegenden fünf Begegnungen sprechen für sich. Vorne besitzen wir genug Qualität, um auch mit einer etwas defensiveren Ausrichtung erfolgreich zu sein.

Ihre persönliche Torstatistik ist beeindruckend. Befinden Sie sich in Bestform?

Wunderlich: Ich fühle mich gut, bin zufrieden mit meinen bisherigen Leistungen. Vor allem freut mich, dass ich kaltschnäuziger geworden und deshalb auch in der Lage bin, fast mit jeder Chance ein Tor zu erzielen. Ich hoffe, dass mein Positivlauf noch ein wenig anhält. Im Endeffekt ist es aber egal, wer von uns die Tore schießt. Hauptsache, wir gehen als Sieger vom Platz.

Am Samstag steht das Spitzenspiel gegen die U 23 von Borussia Dortmund auf dem Programm. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Wunderlich: Der BVB ist ein Titelaspirant, steht zurecht auf Platz zwei. Dortmund hat sich mit einigen guten Jungs verstärkt, will wieder hoch in die 3. Liga. Es erwartet uns eine der besten Mannschaften der Liga, die ihren Vorsprung auf uns vergrößern will. Wir haben großen Respekt vor dem BVB, werden uns aber keinesfalls verstecken. Meiner Meinung nach werden am Samstag Nuancen über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Gibt es Schwächen beim BVB, die es auszunutzen gilt?

Wunderlich: Man müsste lange suchen, um bei Dortmund Schwächen zu finden. Es ist kein Wunder, dass der BVB noch unbesiegt ist. Ich habe mir das erste Saisonspiel bei der U 21 des 1. FC Köln selbst angeschaut. Dortmund hat hochverdient 4:1 gewonnen. Auch die weiteren Ergebnisse sprechen für das Team. Dennoch setzen wir es uns als Ziel, die erste Mannschaft zu sein, die den BVB in dieser Spielzeit besiegt.

Bereits seit dem Regionalliga-Aufstieg 2012 spielt Viktoria Köln stets oben mit. Zum Titel reichte es nicht. Warum?

Wunderlich: Wir sind immer gut in die Saison gestartet, hatten aber vor der Winterpause oft eine schlechte Phase. In der Rückserie war der Abstand zum Spitzenreiter dann zu groß, um noch einmal angreifen zu können. Wir müssen konstanter werden. Derzeit sind wir auf einem guten Weg dahin.

Wie stehen denn diesmal die Titelchancen?

Wunderlich: Wir haben eine gute Mannschaft. Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, dann wird sich auch der Erfolg einstellen. Allerdings haben wir uns wieder vorgenommen, in Ruhe zu arbeiten und uns nicht mit einem hohen Ziel unter Druck zu setzen. Die Favoritenrolle sollen uns andere zuschieben. Es ist ja ohnehin so, dass wir fast immer der Titelfavorit sind. Jeder ist gegen uns besonders motiviert. Mit dieser Rolle müssen wir klarkommen. Und das tun wir auch.

Sie erzielten in 128 Viertligapartien 67 Tore, bereiteten außerdem 41 Treffer vor. Angebote von höherklassigen Vereinen gab es auch nach Ihrer Zweitliga-Zeit beim FSV Frankfurt regelmäßig. Dennoch verlängerten Sie Ihren Vertrag bis Juni 2019. Warum?

Wunderlich: Ich habe zwei Kinder, die jetzt in die Schule und in den Kindergarten kommen. Da überlegt man einmal mehr, ob man aus der Heimat weg und die Kinder aus dem bekannten Umfeld reißen will, um eine oder zwei Ligen höher zu spielen. Außerdem bin ich mit dem Ziel zur Viktoria gekommen, in die 3. Liga aufzusteigen. Ich fühle mich dazu verpflichtet, meinen Teil dazu beizutragen.

Werden Sie überhaupt noch einmal für einen anderen Klub auflaufen?

Wunderlich: Wenn mein Vertrag ausläuft, bin ich 33 Jahre alt. Läuft alles normal, beende ich bei der Viktoria meine Karriere.

Der Siegtreffer von Mike Wunderlich gegen Alemannia Aachen im Video: