Irrer Schiri|07.01.2017|10:00

Schiri Leonardy: 1000 Kilometer pro Spiel

Raphael Leonardy ist als Schiedsrichter in der Schweiz (Bild rechts) und in der Rheinlandliga aktiv. [Foto: Arens]

Er ist Schiedsrichter durch und durch – und noch dazu sehr heimatverbunden. Deshalb leitet Raphael Leonardy nicht nur Spiele in der Schweiz, sondern nach wie vor auch im Fußballverband Rheinland. Exakt 505 Kilometer einfache Strecke liegen zwischen seinem Wohn- und Arbeitsort Glarus in der Ostschweiz und dem Trierer Stadtteil Heiligkreuz, wo sein Elternhaus steht. „Es gibt einige Unterschiede zwischen den beiden Ländern, was die Pfeiferei angeht. Jedenfalls gefällt es mir, mich in diesen beiden Welten zu bewegen“, berichtet der 34-Jährige. 

Bis hinauf zur vierten Liga hat es Leonardy bei den Eidgenossen geschafft. „Ganz so hoch, wie es klingt, ist das aber nicht“, klärt der am Kantonsspital in Glarus tätige Assistenzarzt auf. An achthöchster Stelle im schweizerischen Ligen-Ranking kommt diese Spielklasse schließlich erst, zwei Stufen höher ist er dort als Assistent aktiv. In Deutschland ist er bis hinauf zur sechstklassigen Rheinlandliga unterwegs.

Seit rund 18 Jahren ist Leonardy Schiedsrichter: „Los ging es, weil ein Lehrer von mir dringend noch einen Unparteiischen für seinen Klub gesucht hat. Als Schüler hat mich auch der Schiri-Ausweis gereizt, mit dem ich unter anderem freien Eintritt zu Spielen von Eintracht Trier hatte.“ Auch später, während einer Ausbildung in Mainz und dem Studium in Frankfurt und in Bochum kehrte er regelmäßig an den Wochenenden nach Trier zurück, um hier nicht nur seine Familie und Freunde zu treffen, sondern auch als Referee im Einsatz zu sein. „Wir haben im Fußballkreis Trier-Saarburg eine ausgeprägte Kameradschaft unter den Schiris. So etwas motiviert zusätzlich“, sagt der Mediziner.

Pfeifen auf neutralem Platz

"Wir haben im Fußballkreis Trier-Saarburg eine ausgeprägte Kameradschaft unter den Schiris. So etwas motiviert zusätzlich"

Als sich die Chance bot, an einem Krankenhaus in der Schweiz tätig zu sein, zog er Anfang 2012 nach Zürich, gut ein Jahr später folgte der Wechsel nach Glarus: „Auch dort wollte ich nicht aufs Pfeifen verzichten. Außerdem hat mich das Spiel- und Schiedsrichtersystem in der Schweiz interessiert.“

Umfangreich war das Prozedere, bis er schließlich hier in die Schiedsrichtergilde aufgenommen war: „Über den Fußballverband Rheinland, den DFB und den Schweizerischen Fußballverband wurde ich zunächst an den Regionalverband in Zürich überwiesen. Mehrere Beobachtungen und Probespiele in den jeweils nächsthöheren Ligen haben sich dann noch angeschlossen …“ Auch in den unteren Klassen hat er dort viel Professionalität ausgemacht: „Eine Stunde vor dem Anpfiff soll der Schiedsrichter schon vor Ort sein, eine dreiviertel Stunde vorher findet in der Schiri-Kabine eine Besprechung mit den Trainern und Kapitänen statt. Dann folgt die Passkontrolle“, berichtet Leonardy.

Die Spesen werden schon vor dem Anpfiff gezahlt – und zwar von beiden Vereinen je zur Hälfte. Gespielt wird meist auf zentralen Sportanlagen mit mehreren Spielfeldern, die von ein paar Vereinen genutzt werden. Bei den Anstoßzeiten ist man laut Leonardy in den Alpen flexibel: „Ob Samstag morgens, Sonntag abends oder an verschiedenen Tagen während der Woche – ich hatte schon alles.“

In Deutschland geht er für die SSG Kernscheid an den Start, in seiner Wahlheimat für den „FC Manpower“ – die Firmenmannschaft leitet ihren Namen von einem großen Personaldienstleister ab. „Der Fußball mit Betriebs-, aber auch Altherrenmannschaften ist hier sehr gut organisiert. Kleinfeldligen für die Ü 50 haben einen hohen Stellenwert und sind ziemlich beliebt.“ Sein Match mit prominentester Beteiligung war bislang das Duell der U 18-Juniorinnen des Grasshopper Club Zürich  gegen den FC St. Gallen („Da ging es ganz schön ab; ich hatte ordentlich zu tun.“)

Ein bis zwei Mal im Monat geht es gemeinsam mit Ehefrau Lisa und Söhnchen Leonard auf Heimatbesuch in das knapp sechs Fahrstunden entfernte Trier. „Oft bleiben wir dann ein verlängertes Wochenende. So kann ich mich dann auch von den meist zwei Einsätzen binnen 24 Stunden erholen“, sagt Leonardy mit einem Augenzwinkern.