Zittlau: Fast-Profi, Tramper, jetzt Ljubljana
Fabian Zittlau war Kapitän bei Regionalligist Eintracht Trier (rechts), dann trampte er durch Osteuropa (unten links). Derzeit ist der 26-Jährige Praktikant an der deutsch-slowenischen Handeslkammer und lebt in Ljubljana (oben links). [Foto: Arens, privat/2 / Collage: FUSSBALL.DE]
Lange Zeit konnte er sich Hoffnung auf eine Karriere im Profifußball machen, wurde beim 1. FC Magdeburg und später in der Talentschmiede des FC Hansa Rostock ausgebildet. Später war er Kapitän beim SV Eintracht Trier in der Regionalliga Südwest. Nach einem kurzen Comeback in Magdeburg entsagte Fabian Zittlau aber vorerst dem Fußball, trampte erst mal zwei Monate über den Balkan. Inzwischen geht der 26-Jährige wieder seiner Leidenschaft nach – beim NK Interblock Ljubljana in der dritten slowenischen Liga.
Alles auf die Karte Fußball zu setzen – das kommt für Fabian Zittlau nicht unbedingt in Frage. Bereits während seiner viereinhalb Jahre in Diensten der Trierer Eintracht absolvierte er ein Studium der Medienwissenschaften. Den Klub aus der ältesten Stadt Deutschlands verließ Zittlau, weil „die Doppelbelastung einfach zu hoch war. Fußball und Uni – das hat am Ende einfach nicht mehr gepasst“. Besser vereinbar schienen beide Komponenten in Magdeburg. Beim 1. FC war er schon zwischen 2002 und 2006 von den D- bis zu den B-Junioren ausgebildet worden. Anfang 2015 wollte der schnelle, zweikampfstarke Linksverteidiger seinen Teil zum Drittliga-Aufstieg beitragen, löste seinen Vertrag aber nur drei Monate später schon wieder auf. „Das Masterstudium begann im April und ich wollte mich voll und ganz darauf konzentrieren, aber auch privat mehr erleben“, so Zittlau im Rückblick.
"Ich wollte auch privat mehr erleben"
Zu lange war in seinem bisherigen Leben nämlich vieles auf den Fußball fokussiert. Als Jugendlicher in den Internaten in Magdeburg und später in Rostock waren die Tage von 7.45 bis 22 Uhr streng durchgetaktet gewesen, auch als Regionalligaspieler gab es nur wenig Zeit, mal richtig auszuspannen. „Ich bin zwei Monate über den Balkan getourt, kam als Tramper mit den unterschiedlichsten Typen in Kontakt und habe immer wieder eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren“, so „Zitte“, wie er in Fußballkreisen genannt wird.
Pokalsieger mit der Mama
Zurück in Magdeburg startete er ein Management-Studium, trainierte die F- und E-Junioren des HSV Medizin Magdeburg und leitete eine Fußball-Arbeitsgemeinschaft in einer Grundschule: „Das war dann Fußball aus einer ganz anderen Perspektive und ein bisschen auch `back to the roots`“. 1996 hatte Zittlau unter Mutter Britta als Trainerin beim TSV Adler Jahrstedt in der F-Jugend angefangen. Erste Erfolge ließen damals nicht lange auf sich warten: Mit dem kleinen Klub wurden Mutter und Sohn Zittlau Kreispokalsieger und hätten sich ums Haar für die Finalrunde um die Landesmeisterschaft in Sachsen-Anhalt qualifiziert.
Das Engagement beim HSV Medizin endete Mitte des Jahres. Im Rahmen eines Management-Studiums, für das Zittlau an der Uni Magdeburg aktuell eingeschrieben ist, verschlug es ihn in die Alpen. An der deutsch-slowenischen Handelskammer absolviert er ein Praktikum und kümmert sich hier vor allem um die Pressearbeit.
Beim NK Interblock in der Hauptstadt Ljubljana hält sich „Zitte“ fit, kam nach der Wechselsperre und noch vor der langen Winterpause zu einem Kurzeinsatz in der dritthöchsten Liga des Landes. Von der Professionalität beim früheren Europacupteilnehmer, der in der Saison 2008/09 in der zweiten Runde des damaligen UEFA-Cups auf den Bundesligisten Hertha BSC Berlin traf (0:2/0:1) und der zweimal den Landespokal gewann, ist Zittlau beeindruckt („Hier wird mindestens viermal die Woche trainiert, teilweise sogar morgens“). Ebenso von der generellen Sportbegeisterung im nur gut zwei Millionen Einwohner zählenden Staat zwischen Österreich und Kroatien: „Die Leute hier wollen was erreichen, die Sportförderung ist sehr gut organisiert. Erfolge der Fußball-Nationalelf und bei olympischen Spielen etwa kommen nicht von ungefähr.“
Auch im Futsal konnten die Slowenen bereits nachhaltig auf sich aufmerksam machen – und erhielten den Zuschlag, die EM 2018 ausrichten zu dürfen. „Im Futsal will ich zu Jahresbeginn in jedem Fall auch noch reinschnuppern“, kündigt Zittlau an. In deutschen Hallen ist er schon seit 2008 Mitorganisator der JE-MA-RO-Masters: Frühere Nachwuchsspieler vom FC Carl Zeiss Jena , des 1. FC Magdeburg und des FC Hansa, aber auch Gäste treffen sich alljährlich zum Wettbewerb. „Das ist die ideale Gelegenheit, in kompakter Form Freundschaften und Netzwerke zu pflegen“, sagt Zittlau.
Die zehnte Auflage dieses Hallenturniers Ende dieses Jahres ist fest eingeplant. Bei welchem Verein Fabian Zittlau dann unter Vertrag steht, ist völlig offen: „Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Druck mache ich mir keinen.“ Man darf gespannt sein, welches Kapitel „Zitte“ dann in seinem aufregenden Fußballer-Laufbahn aufschlägt.