Möllering: Toronto, New York, Rödinghausen
Nach Nordamerika-Gastspiel zurück in Deutschlands Regionalliga: Konstantin Möllering, hier noch im Trikot der Sportfreunde Siegen, ist beim SV Rödinghausen gelandet. [Foto: Imago]
Den alten und neuen Trainingsplatz von Konstantin Möllering trennen rund 6100 Kilometer und sechs Zeitzonen. Im Vorjahr stand er noch im Kader von New York Cosmos. Nun steht der Mittelfeldspieler beim Regionalligisten SV Rödinghausen unter Vertrag. Er spielt für einen Klub, der in einer 10.000-Einwohner-Gemeinde im östlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen beheimatet ist. In New York leben 850-mal so viele Menschen. „Es ist schon etwas anderes“, sagt der 26-Jährige im Gespräch mit FUSSBALL.DE: „Aber ich freue mich auf die Aufgabe.“
Es ist für Konstantin Möllering auch eine Rückkehr. In der Regionalliga West lief er schon für vier Klubs auf. Alles begann bei seinem Jugendverein Preußen Münster, es folgten Stationen bei Borussia Dortmund II , dem VfL Bochum II und den Sportfreunden Siegen. Bei den Siegerländern trainierte Möllering unter Michael Boris. Und der verhalf ihm dazu, ein sportliches Abenteuer zu erleben und besondere Lebenserfahrungen zu sammeln. „Michael Boris kannte den Scout Dieter Mertel ganz gut. Der hatte wiederum Kontakte nach Nordamerika“, erzählt Möllering. Mertel vermittelte ihm ein Probetraining bei Toronto FC, einem Klub aus der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS). Konstantin Möllering empfahl sich für einen Platz im erweiterten Kader und zog 2015 nach Kanada.
Kontakt zu Michael Bradley
„Zu einem Einsatz in der ersten Liga hat es aber nicht gereicht“, erzählt Möllering. Das Ausländerkontingent war begrenzt. Gegen Stars wie den italienischen Nationalspieler und MLS-Torschützenkönig Sebastian Giovinco konnte sich der Deutsche nicht durchsetzen. „Ich konnte von gestandenen Spielern im Training aber viel lernen“, sagt er. Dabei denkt Möllering neben Giovinco auch an die US-Nationalspieler Jozy Altidore und Michael Bradley. Mit ihnen steht er heute noch in Kontakt. Besonders zum Ex-Mönchengladbacher Bradley hat er einen guten Draht. „Er kannte sich ja in Deutschland aus, deshalb haben wir uns sehr gut verstanden“, so Möllering.
"Dass in den USA und Kanada lasch trainiert wird, ist nur ein blödes Klischee"
Ende 2015 verließ er Toronto und versuchte in den USA sein Glück. Möllering stand vor einem Wechsel zu den Tampa Bay Rowdies in die zweitklassige NASL. Doch dann verpflichtete der Klub aus Florida den Engländer Joe Cole. Der Ex-Spieler des FC Chelsea blockierte einen Ausländerplatz und Möllering begab sich auf die Suche nach einer Alternative. Er fand sie bei New York Cosmos. Der Klubname ist weltweit bekannt. Einst spielten Weltstars wie Franz Beckenbauer und Pelé für Cosmos. Nach der Neugründung verlieh der Ex-Schalke-Profi Raúl dem Klub neuen Glanz.
Als Möllering 2016 nach New York zog, war der Spanier schon weg. Dafür traf er auf Juan Arango, der die Fans von Borussia Mönchengladbach einst mit seinen Freistoßtoren verzückte. Möllering bestritt aber nur Partien für die zweite Mannschaft der New Yorker. Auch wenn dem Mittelfeldspieler die großen Einsätze in der MLS und NASL verwehrt blieben, bereut er die Zeit in Nordamerika keineswegs. „Ich habe vor allem die Monate in New York genossen. Die Stadt ist einfach der Wahnsinn. Und mein Englisch habe ich natürlich auch verbessert.“
Keine Einigung mit RWE
Trotzdem zog es ihn Anfang 2017 zurück nach Deutschland. Rot-Weiss Essen lud Möllering zum Probetraining ein, er absolvierte dort drei Testspiele. „Trainer Sven Demandt und Sportdirektor Jürgen Lucas haben sich echt um mich bemüht. Leider konnten wir uns am Ende nicht einigen“, sagt Möllering. Kurz vor Transferschluss kam er beim SV Rödinghausen unter. Der Klub von Trainer Alfred Nijhuis ist als Siebter in die Winterpause gegangen und will diesen Platz nun verteidigen. „Ich werde mich da voll reinhängen“, verspricht Möllering.
Fitnessdefizite sieht er nicht. „Dass in den USA und Kanada lasch trainiert wird, ist nur ein blödes Klischee. Wir hatten da auch oft zwei Einheiten pro Tag. Und Spieler wie Michael Bradley stacheln dich auf dem Trainingsplatz immer an, alles zu geben“, unterstreicht Möllering. Das Abenteuer im beschaulichen Rödinghausen kann also beginnen.