Schlottner: Bayern mit Kroos, jetzt 5. Liga
Uwe Schlottner einst im Bayern-Trikot im Duell mit Superstar Luca Toni (Bild rechts) und heute im Trikot des FC Unterföhring. [Foto: Fotos imago, privat; Collage FUSSBALL.DE]
In der Bayern-Jugend spielte er zusammen mit Toni Kroos und Thomas Müller, mit David Alaba und Holger Badstuber. Heute kickt Uwe Schlottner für den Bayernligisten FC Unterföhring. Der 26-Jährige sagt: „Es ist nicht schlimm, wenn man scheitert.“
Er steckte in der größten Krise seines Lebens, als er zu Bayern München kam. Elf Jahre war Uwe Schlottner damals alt – und hatte gerade seinen Vater verloren. Die Anfrage des Rekordmeisters kam zum idealen Zeitpunkt. „Meine Mutter und ich brauchten einen Tapetenwechsel. Deshalb sind wir von Würzburg nach München gezogen“, erzählt er im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Der Sport half ihm damals aus dem Tief: „Auf dem Fußballplatz kam ich auf andere Gedanken. Es war das Beste, was mir passieren konnte.“ Sein Talent war groß, der Traum vom Profifußball ständig präsent. Bei den Bayern wurden jedes Jahr ein paar Jugendliche, die sportlich oder schulisch nicht hinterherkamen, aussortiert. Schlottner musste sich nie große Sorgen machen. Genauso wenig wie einige Mitspieler, die heute zu den großen Stars des Fußballs gehören.
Der heutige Nationalspieler und Weltmeister Toni Kroos hatte ihn damals besonders beeindruckt: „Der war vielen anderen Spielern einfach zwei Schritte voraus. Er hatte sich früher weiterentwickelt als alle anderen. Das hat man einfach gemerkt. Er wurde dann auch relativ schnell zu den Profis hochgezogen“, erinnert sich Schlottner. Auch Thomas Müller zählte in der Bayern-Jugend zu den Top-Spielern. Schlottner: „Thomas hatte damals den gleichen Spielstil wie heute bei den Profis. Teilweise sind es sogar noch die gleichen Laufwege, die er macht. Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hat ihn damals ausgezeichnet.“ Schlottner selbst hat damals als Rechtsverteidiger gespielt, direkt neben Innenverteidiger Holger Badstuber. „Holger war ein richtiger Defensiv-Allrounder. Er konnte auch als Sechser oder als Linksverteidiger spielen“, erzählt er.
Mit Oliver Kahn vor 120.000 Zuschauern
"Toni war vielen anderen Spielern einfach zwei Schritte voraus. Er hatte sich früher weiterentwickelt als alle anderen"
Der größte Erfolg in der Karriere von Uwe Schlottner war der Gewinn der Deutschen-B-Juniorenmeisterschaft. Es war der 30. Juni 2007, als der Bayern-Nachwuchs im Finale gegen Borussia Dortmund antrat und 1:0 siegte. Sein damaliger Trainer war der mittlerweile verstorbene Stephan Beckenbauer. Schlottner denkt gerne an den Sohn von Franz Beckenbauer zurück: „Er hat sowohl den Spaß wie auch die Ernsthaftigkeit des Fußballs vermittelt. Der Mix hat einfach gestimmt.“
Die Karriere von Schlottner begann vielversprechend. Er durfte sogar einige Wochen lang bei den Profis mitmischen. Als es nach der Saison 2007/2008 nach Asien ging, praktisch auf die Abschiedstour von Torwart-Titan Oliver Kahn und Trainer Ottmar Hitzfeld, war Schlottner mit dabei. „Ich habe beide Testspiele komplett durchgespielt. Das war für mich eine der schönsten Erfahrungen“, erzählt er. Stolze 120.000 Zuschauer saßen auf der Tribüne, als die Bayern gegen Mohun Bagan AC antraten. Schlottner fühlte sich bei den Profis gut aufgenommen: „Besonders Mark van Bommel hatte einen super Führungsstil. Er war ein toller Spieler und toller Mensch, hat uns Jugendspieler auch einmal zu sich genommen und uns etwas erklärt. Man hat zu ihm aufgeschaut.“
Regionalliga im Visier
Doch so vielversprechend die Jugendjahre auch waren: Ein Profivertrag wurde Schlottner nie angeboten. Auch bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München bekam er keine Chance. „Auf meiner Position als Rechtsverteidiger waren bereits zwei Spieler vor mir. Ein Dritter wurde nicht gebraucht“, erzählt Schlottner. Dementsprechend glücklich war er, als das Angebot von der TSG Hoffenheim ins Haus flatterte. Anfang 2011 unterschrieb er bei deren zweiten Mannschaft, durfte zudem bei den Profis mittrainieren. Der Traum vom Bundesligadebüt blieb allerdings unerfüllt. „Irgendwie hat man gemerkt, dass es für ganz oben nicht reicht“, sagt Schlottner. Also wechselte er zum SC Wiedenbrück in die Regionalliga, absolvierte außerdem eine Berufsausbildung zum Speditionskaufmann. Den Traum vom Profifußball legte er ad acta.
Heute spielt Schlottner beim FC Unterföhring in der Bayernliga. Dort läuft es immerhin sehr ordentlich. Schlottner ist unangefochtener Stammspieler und spielt mit seinem Verein um den Aufstieg in die Regionalliga mit. „Am 4. März findet unser Schlüsselspiel gegen den FC Pipinsried statt“, sagt er. Seine ehemaligen Mitspieler werden am selben Tag auf dem Platz stehen – allerdings in ganz anderen Sphären. Thomas Müller spielt dann mit dem FC Bayern München beim 1. FC Köln, Toni Kroos mit Real Madrid beim SD Eibar. Schlottner vergießt keine Tränen, weil ihm so eine Karriere verwehrt blieb. „Es ist nicht schlimm, wenn man auch einmal scheitert. Ich habe alles dafür getan, habe alles andere hintenan gestellt. Ich kann mir nichts vorwerfen. Es sollte einfach nicht sein“, erklärt der 26-Jährige und fügt hinzu. „Alle, die damals in der Jugend der Bayern gespielt haben, hatten Talent. Aber man braucht eben auch das Glück, einen Trainer zu haben, der einen favorisiert und einen weiterbringt.“ Einige hatten dieses Glück. Uwe Schlottner eben nicht.