Fischer: Einst gegen Barca, heute 4. Liga

Den 12. Dezember 2007 wird Manuel Fischer in seinem Leben nicht mehr vergessen. Die 71. Spielminute läuft, als der junge Angreifer für Ciprian Marica eingewechselt wird. Es ist das Profidebüt für den 18-Jährigen – und zwar im Camp Nou in Barcelona. Der VfB Stuttgart, schließlich der amtierende Deutsche Meister, macht bei der 1:3-Niederlage in der Champions League gegen die Katalanen keine schlechte Figur. Genau wie Manuel Fischer, dem dieses Erlebnis, mit Superstars wie Ronaldinho, Xavi und Samuel Eto'o auf einem Platz gestanden zu haben, keiner mehr nehmen kann. Eine Riesenkarriere wie anderen Supertalenten ist dem inzwischen 27-Jährigen aber nicht vergönnt, aktuell spielt er mit dem FC Homburg in der Regionalliga Südwest

Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Fischer über seine Zeit an der Seite von Toni Kroos und den Bender-Zwillingen, seine Duelle mit dem Neu-Mainzer Bojan Krkic und seine Zukunftspläne.

FUSSBALL.DE: Manuel Fischer, haben Sie damals wenigstens ein Andenken aus Barcelona mitgenommen?

Manuel Fischer: Ja, das Trikot von Bojan Krkic. Wir kannten uns ja schon von der U 17-EM 2006 in Luxemburg. Er hat mit Spanien das Halbfinale gegen Tschechien verloren, wir sind leider im Halbfinale gegen den späteren Europameister Russland ausgeschieden. Das Turnier an sich und mit Spielern wie Toni Kroos, den Bender-Zwillingen oder Marko Marin in einer Mannschaft gespielt zu haben, war natürlich ein Riesenerlebnis für mich.

"Ich bin kein Typ, der früheren Zeiten nachtrauert oder wegen verpasster Chancen herumjammert"

Sie sind zusammen mit Bojan Krkic sogar Torschützenkönig geworden!

Fischer: Ja, es ist damals wirklich gut gelaufen. Mit Bojan habe ich auch noch zusammen in einer Europaauswahl gestanden, das war beim Meridian-Cup 2007, als wir gegen eine afrikanische Auswahl gespielt haben.

Wie finden Sie es, dass der einst als Wunderkind gefeierte Tscheche jetzt in der Bundesliga bei Mainz 05 kickt?

Fischer: Klasse! Solche Spieler sind immer eine Bereicherung für die Bundesliga, auch wenn Bojan aufgrund von Verletzungen nicht die ihm vorhergesagte Weltkarriere hingelegt hat und zuletzt in England eine schwere Zeit hatte.

Haben Sie Kontakt zu ihm gehalten?

Fischer: Nein, sein Englisch ist zu schlecht (lacht) !

Auch der Neu-Dortmunder Alexander Isak gilt als Wunderkind. In den vergangenen Jahren sind etliche junge Spieler, wie zum Beispiel Timo Werner oder die Ex-Schalker Leroy Sané und Julian Draxler, schon mit 17 oder 18 Jahren in der Bundesliga durchgestartet. Waren Sie vielleicht zur falschen Zeit sozusagen frühreif?

Fischer: Damals war es vielleicht noch schwerer, als junger Spieler in die Bundesliga zu kommen, aber darüber denke ich nicht nach. Ich bin kein Typ, der früheren Zeiten nachtrauert oder wegen verpasster Chancen herumjammert. Für mich war es vielleicht ein Knackpunkt, damals in Stuttgart in der zweiten Mannschaft zu spielen und nur selten in der ersten in der Bundesliga eine Chance zu bekommen. Wenn ich oben mal auf der Bank saß, war das für mich als junger Fußballer natürlich jedes Mal ein großes Erlebnis, aber es hat mich schließlich auch nicht weiter gebracht, daher schaue ich nur nach vorne.

Nach vielen Vereinswechseln, darunter eine Saison bei Bayern München II, sind Sie im Sommer 2016 in Homburg gelandet. Die Regionalliga ist aber nicht das Ziel Ihrer Träume gewesen, oder?

Fischer: Für mich ist nur wichtig, dass ich wieder fit bin und auf dem Platz stehen kann. Ich habe zwei Kreuzbandrisse hinter mir, da denkt man nicht mehr an eine große Profikarriere, sondern ist einfach froh, dass man wieder beschwerdefrei trainieren und spielen kann. Nachdem im letzten Jahr mein Vertrag bei den Stuttgarter Kickers ausgelaufen ist, hat sich Homburg sehr um mich bemüht. Ich fühle mich hier sehr wohl und freue mich, dass die Vorbereitung mit dem Trainingslager in der Türkei gut gelaufen ist und es jetzt bald wieder in der Liga losgeht.

Haben Sie trotzdem die Hoffnung, dass noch mal ein Profiangebot kommt?

Fischer: Wie gesagt, ist das für mich gerade nebensächlich, auch wenn sicher jeder Fußballer so hoch wie möglich spielen will. Nach meinem zweiten Kreuzbandriss musste ich doch erst einmal wieder auf die Beine kommen und mich an das Niveau in der Regionalliga heran arbeiten. Für mich steht daher allein im Vordergrund, dass ich wieder Spaß am Fußball habe und verletzungsfrei bleibe. Alles andere wird man dann sehen.

Sind Sie denn auf die Zeit nach oder neben dem Fußball vorbereitet?

Fischer: Ja, im Moment steht für mich der Fußball noch im Vordergrund, aber nebenbei bin ich im Immobilien-Management tätig.