Irres Aufstiegs-Triple: Eutin dreimal Meister
Jubel in Eutin: Die erste Mannschaft spielt in der kommenden Saison in der Regionalliga Nord. [Foto: imago]
Ein Aufstieg ist schön, zwei sind besser, drei der absolute Wahnsinn. Genau dieses Kunststück hat Eutin 08 vollbracht. Alle drei Herren-Mannschaften haben sich für die nächsthöhere Spielklasse qualifiziert. Der Amateurverein ist damit der wahrscheinlich erfolgreichste Fußballverein Deutschlands.
Peter Schubert hat im Fußball schon einiges erlebt. Er war Cheftrainer des VfB Lübeck und von Alemannia Aachen, zudem Nachwuchskoordinator des österreichischen Spitzenvereins Sturm Graz. Und doch wird die Station Eutin 08 vermutlich ewig die erfolgreichste seiner Karriere sein. Die erste, die zweite und die dritte Herren-Mannschaft haben vergangene Saison jeweils als Meister den Aufstieg perfekt gemacht. Das Saisonziel des Vereins wurde damit weit übertroffen. Der Sportliche Leiter sagt gegenüber FUSSBALL.DE : „Mit den ersten beiden Mannschaften hatten wir den Aufstieg anvisiert. Aber dass auch die 3. Mannschaft so eine Entwicklung nimmt, war nicht geplant.“
Die 1. Herren wurden in der Schleswig-Holstein-Liga mit 21 Punkten Vorsprung souverän Meister. Über die Aufstiegsspiele qualifizierte sich die Mannschaft von Trainer Mecki Brunner für die Regionalliga Nord. Die 2. Herren wurden Meister in der Kreisliga, die 3. Herren in der Kreisklasse. Schubert begründet den Triple-Aufstieg mit dem starken Teamgeist: „Wir haben über alle drei Mannschaften hinweg einen tollen Zusammenhalt.“ Die Spieler springen zwischen den Teams hin und her. Die Durchlässigkeit macht Eutin 08 zu einem ganz besonderen Verein. Bestes Beispiel: In Jannik Niebergall und Lukas Schultz gibt es gleich zwei Spieler, die vergangene Saison in allen drei Mannschaften zum Einsatz kamen und sich nun als dreifacher Meister bezeichnen können.
Spieler als Ordnungskräfte
"Mit den ersten beiden Mannschaften hatten wir den Aufstieg anvisiert. Aber dass auch die 3. Mannschaft so eine Entwicklung nimmt, war nicht geplant"
Niebergall war eigentlich für die 2. Mannschaft gedacht. Als Not am Mann war, sprang er auch bei den übrigen beiden Mannschaften ein. Der 20-Jährige erzählt: „Das spielerische Niveau ist natürlich extrem unterschiedlich. In der ersten Mannschaft geht alles total schnell. Da wird ein komplett anderer Fußball gespielt als in der dritten Mannschaft.“ Und doch ist sich niemand zu schade, in einer unteren Liga auszuhelfen. Auch Niebergall führt dies auf den Zusammenhalt zurück: „Hier ist alles total familiär. Wenn man zum Training kommt, sieht man die Spieler aller drei Mannschaften vor den Kabinen stehen und miteinander quatschen.“
Auch an Spieltagen ziehen alle an einem Strang. Steht Niebergall bei der ersten Mannschaft nicht selber auf dem Platz, arbeitet er ehrenamtlich als Ordnungskraft – genauso wie viele andere Spieler auch. Selbst bei wichtigen Auswärtsspielen sind die übrigen Mannschaften präsent. Bestes Beispiel: Als die 1. Herren eines ihrer Aufstiegsspiele im 180 Kilometer entfernten Drochtersen bestritten, fieberten die komplette 2. Mannschaft sowie Teile der 3. Herren und der A-Junioren vor Ort mit.
Vorfreude auf Lübeck-Derby
Der Erfolg der 1. Herren kommt nicht von ungefähr: Die Mannschaft ist stark besetzt. Der offensive Mittelfeldspieler Kevin Wölk hat früher in der 3. Liga für SV Darmstadt 98 und Rot Weiss Ahlen gespielt. Innenverteidiger Christian Rave spielte für den VfR Neumünster im DFB-Pokal gegen Hertha BSC. „Wir haben einige Spieler mit höherklassiger Erfahrung“, sagt Schubert. Dass in der Kleinstadt Eutin (knapp 17.000 Einwohner) überhaupt solch hochklassiger Fußball geboten werden kann, ist nicht zuletzt dem Mäzen Arend Knoop zu verdanken. Der vermögende Autohändler investiert in die Infrastruktur des Vereins und akquiriert weitere Unterstützer.
Die Menschen in Eutin haben längst Notiz von ihren erfolgreichen Fußballern genommen. Im Januar reisten 1000 Fans zum Hallen-Masters nach Kiel. Das Aufstiegsspiel zur Regionalliga im heimischen Waldeck-Stadion sahen sogar 1650 Zuschauer. Der Verein hofft, dass es solche Zuschauerzahlen in der Regionalliga häufiger geben wird – besonders wenn es gegen namhafte Vereine wie den VfB Lübeck geht. Im Hinblick auf die kommende Saison zeigt sich Schubert demütig: „Als Aufsteiger geht es einzig und allein darum, die Liga zu halten.“ Selbiges dürfte somit für die zweite und dritte Mannschaft gelten. Gut möglich also, dass es kommende Saison den Triple-Klassenerhalt zu feiern gibt.