Fair Play |29.09.2017|12:00

Eigentor: Konrads große Fair Play-Geste

Ausgezeichnet: Romina Konrad (Bild links und Bild rechts in der Mitte) wurde unter anderen von Birgit Prinz (Bild rechts, 2. von rechts) geehrt. [Foto: Fotos privat, Pia Kielmann; Collage FUSSBALL.DE]

Die Landessieger der Fair Play-Medaillen stehen fest: Im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan in Kaiserslautern am 8. Oktober wird aus 21 Kandidaten der Bundesgewinner gekürt. FUSSBALL.DE stellt bis zur Verleihung ausgewählte Fair Play-Sieger vor. Diesmal Romina Konrad vom TSV Neckarau, die als Spielertrainerin ganz bewusst ein Eigentor erzielte.

Romina Konrad lächelt in die Kamera – und das aus gutem Grund. Die Spielertrainerin des TSV Neckarau steht auf dem Rasen im kleinen Stadion der TSG Hoffenheim in Sinsheim. Sie ist leicht verdeckt von einer Fahne und einem Schildchen mit dem Logo des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). In Großbuchstaben steht dort noch ein Wort geschrieben: Einladung. Und diese führt Konrad am Wochenende des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan nach Kaiserslautern.

Als Landessiegerin des Badischen Fußballverbandes nimmt die duale Studentin an der Verleihung der bundesweiten Fair Play-Medaille teil. Die offensive Mittelfeldspielerin ist als eine von zwei Frauen nominiert – neben ihr zählt noch die Trainerin einer C-Juniorinnen-Mannschaft zum Kandidatenkreis. „Ich freue mich auf die Veranstaltung. Es ist schön, in diesem Pool dabei zu sein“, erzählt Konrad im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Außerdem wäre es toll, wenn eine Frau gewinnen würde. Denn auch bei uns geht es fair zu.“

Applaus von allen Seiten

"Ich bin eine faire Spielerin und habe als Spielertrainerin auch eine Vorbildfunktion"

Ein gutes Beispiel lieferte die 25-Jährige selbst, als sie im November der vergangenen Saison in einem Meisterschaftsspiel in der Frauen-Verbandsliga ganz bewusst ein Eigentor erzielte. In der ersten Halbzeit prallte beim Stande von 2:0 für den TSV Neckarau die gegnerische Torhüterin des VfB Wiesloch im Strafraum mit einer eigenen Spielerin zusammen. Beide blieben danach am Boden liegen, als der Ball schließlich vor den Füßen von Sophie Lopez Zanon landete, die aus kurzer Distanz das zwischenzeitliche 3:0 erzielte.

„Sie hat gar nicht mitbekommen, was passiert ist“, verteidigt Konrad die Torschützin. Die Spielmacherin hatte die Szene allerdings genau im Blick – und handelte nach dem Anstoß sofort. Konrad ließ sich den Ball zuspielen, schoss die Kugel nach Absprache mit ihrer Torhüterin ins eigene Tor und stellte damit wieder den alten Zwei-Tore-Abstand her.

„Ich bin eine faire Spielerin und habe als Spielertrainerin auch eine Vorbildfunktion“, sagt Konrad, die unmittelbar nach ihrer Fair Play-Aktion mit Applaus von allen Seiten bedacht wurde. „In so einer Szene spielt man den Ball normalerweise ins Aus. Ich habe mich dann entschieden, das Eigentor zu schießen, bevor das ganze Stadion bebt und der Vorwurf aufkommt, wir hätten das Spiel nur wegen dieses Treffers gewonnen.“

Auszeichnung von Birgit Prinz

Als Siegerinnen gingen die Mannheimerinnen auch so vom Platz. 5:3 hieß es am Ende in einer Partie, die wenige Monate später einen kleinen Teil zum souveränen Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg beitrug. „Das Spiel wurde noch zu einer richtig knappen Kiste und hätte in alle Richtungen ausgehen können“, erinnert sich Konrad, die aus insgesamt 50 Einsendungen vom Badischen Fußballverband (bfv) als Jahressiegerin ausgewählt wurde.

„Rominas Verhalten hat uns besonders beeindruckt, sie hat den Jahressieg verdient“, betont Helmut Sickmüller, bfv-Vizepräsident für gesellschaftliche Verantwortung, auf der Verbandsseite. Gemeinsam mit mehreren Vertretern, unter ihnen auch Birgit Prinz, die Ehrenspielführerin der Frauen-Nationalmannschaft, überreichte er die Auszeichnung im Rahmen des Spiels zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FFC Frankfurt in der Allianz Frauen-Bundesliga an Konrad.

Mit Prinz, die mittlerweile als Sportpsychologin bei den Hoffenheimer Frauen arbeitet, war es für Konrad sogar eine Art Wiedersehen. Früher lief sie sieben Jahre lang für die TSG Hoffenheim auf – und spielte damals auch gegen die Rekord-Nationalspielerin. Es folgten weitere Stationen beim 1. FFC 08 Niederkirchen und dem 1. FC Saarbrücken in der 2. Frauen-Bundesliga, ehe sich Konrad vor eineinhalb Jahren einen komplizierten Armbruch zuzog.

„Es wurden dabei auch Nerven beschädigt. Ich konnte zunächst gar nicht schreiben und musste eine lange Reha absolvieren“, berichtet Konrad. „Deswegen bin ich aus diesem Halbprofi-Bereich rausgerutscht.“ Auch aus diesem Grund plant sie ihre weitere Karriere langfristig. „Ich will dem Fußball auch nach meiner aktiven Zeit erhalten bleiben“, betont Konrad, die das Trainerwesen als zweites Standbein für sich entdeckt hat. Aktuell absolviert die junge Spielertrainerin die B-Lizenz, die sie wenigen Wochen erfolgreich abschließen will.

Zuvor hofft Konrad aber noch auf eine andere Auszeichnung – als bundesweite Fair Play-Siegerin.


Ob Kreisliga oder Nationalmannschaft - der Deutsche Fußball-Bund sucht den fairsten Spieler, Trainer, Betreuer oder Zuschauer. In Anerkennung des Fair Play zeichnet der DFB zusammen mit seinen Landesverbänden faire Gesten mit der Fair Play-Urkunde sowie dem Fair Play-T-Shirt aus.

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