Kurioses Tor |19.11.2017|10:00

Mit Rückenwind: Torwart trifft per Abschlag

Ungewöhnlich: ein Treffer aus dem eigenen Strafraum. (Symbolbild) [Foto: imago]

Eigentlich war das letzte Hinrundenspiel des SC 1967 Mühlried schon gelaufen. 5:1 führten die Oberbayern in der Partie gegen den TSV Sielenbach, dann sorgte Torhüter Patrick Leuner doch noch einmal für ein Ausrufezeichen: Aus fast 90 Metern versenkte er einen Abschlag direkt im gegnerischen Tor – wenn auch mit etwas Unterstützung des Wettergottes.

Am Wochenende gab es in der Kreisklasse Aichach nur wenig Fußball zu sehen. Witterungsbedingt wurden von den insgesamt sieben angesetzten Partien lediglich zwei ausgetragen – eine davon hatte es aber wirklich in sich. Die knapp 40 Zuschauer, die sich am vergangenen Sonntagnachmittag auf den Sportplatz in Schrobenhausen verirrt hatten, bekamen zum Abschluss der ersten Halbserie eine echte Show geboten. Im Duell zwischen Mühlried und Sielenbach ging es nämlich stürmisch zu.

Vor allem die Gäste machten zu Beginn ordentlich Druck, bereits nach wenigen Minuten stand es 0:1. „Die Sielenbacher haben mit Rückenwind gespielt“, erklärt SC-Torhüter Patrick Leuner im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Sie hatten mehr Chancen und haben uns in der Abwehr ordentlich beschäftigt.“ Nach der Pause wehte dann ein anderer Wind. „In der zweiten Halbzeit war das ein Spiel auf ein Tor“, so Leuner, der in Durchgang zwei kaum mehr gefordert wurde. Die defensiven Vorderleute hielten den Ball vom eigenen Gehäuse fern, der 26-Jährige blieb weitestgehend ungeprüft. Vielleicht schaltete er sich auch deshalb mit nach vorne ein und sorgte so in der 69. Minute für das Highlight der Begegnung: ein Abschlag des Keepers wurde immer länger und landete schließlich zur Verblüffung aller im Tor der Gäste – das 6:1 für die Gastgeber.

„Das war eigentlich nicht der Plan“, gibt der Mühlrieder Schlussmann zu. „Ich hatte mich in der Halbzeit mit unserem Stürmer Marco Rechenauer besprochen. Wir spielten mit dem Wind. Also wollte ich einen weiten Ball nach vorne bringen, damit Marco frei zum Abschluss kommen kann.“ Mit einem eigenen Tor hatte der 26-Jährige nach eigener Aussage aber nicht gerechnet. „Ich hatte mich schon umgedreht, als die Zuschauer plötzlich anfingen zu jubeln“, so Leuner. „Ich habe zuerst gedacht, es wäre ein Stürmertor gewesen und gar nicht realisiert, dass niemand mehr den Ball berührt hatte.“

"So schön der Treffer auch war, ohne den Wind hätte es so bestimmt nicht geklappt"

Dreimal zu null

Die Kollegen hatten den Umstand hingegen wesentlich früher erkannt und überschütteten ihren Keeper mit Gratulationen. „Ich habe es selbst kaum glauben können“, gesteht der 26-Jährige. Obwohl das Spiel fast zu Ende war und die Hausherren bereits 5:1 geführt hatten, herrschte eine überwältigende Stimmung auf dem Rasen – beinahe ein wenig zu viel Euphorie für den bescheidenen Torschützen. „Eigentlich war der Treffer schon etwas witterungsbedingt“, gibt Leuner zu. „So schön er auch war, ohne den Wind hätte es so bestimmt nicht geklappt.“

Die Unterstützung des Wettergottes nimmt der Schlussmann aber dankend an, sorgte sein Treffer doch auch persönlich für ein versöhnliches Ende. „Das eine Gegentor hat mich schon geärgert, schließlich hatte ich in den drei vorherigen Spielen zu null gespielt. Das eigene Erfolgserlebnis hat es dann aber wettgemacht.“ Auch der SC Mühlried kann sich dank des Kantersieges zufrieden in die Winterpause verabschieden. Die Oberbayern stehen jetzt mit 28 Punkten da und sind immer noch in Schlagdistanz der Aufstiegsplätze.

Beim SCM dürfen sich die Verantwortlichen also auf die Rückrunde freuen – und vielleicht auch auf weitere Offensivaktionen ihres Keepers. „Diese weiten Abschläge sind schon mein Markenzeichen“, erklärt Leuner selbstbewusst. „Ich werde also auch weiter versuchen diese Bälle zu spielen. Ob dann ein Stürmer drankommt oder er direkt rein geht, das werden wir sehen.“ Über ein weiteres Tor würde er sich aber auf jeden Fall nicht beschweren. „Es bleibt jedoch abzuwarten, ob das passiert“, gibt der Mühlrieder selbst zu bedenken.