Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Sind schon verrückte Typen: Die Torhüter im Amateurfußball. [Foto: Imago/Symbolfoto]
Wer kennt sie nicht, die teils in die Jahre gekommenen, teils kuriosen Plätze, die der Amateurfußball landauf, landab zu bieten hat? Aber auf ihnen werden im Ligaalltag nicht nur Helden geboren, sondern auch Geschichten geschrieben. Buchautor und Amateurfußballer Joel Grandke hat einige davon zum Auftakt seiner neuen Kolumne auf FUSSBALL.DE aufgeschrieben.
Fußball-Weisheit #52: „Torhüter und Linksaußen haben eine Macke.“ Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Es verbietet sich schon aus Respektsgründen, Trainerlegende Max Merkel zu widersprechen. Man muss aber auch kein Psychologiestudium absolviert haben, um festzustellen, dass der Mann mit seiner Einschätzung recht hat. Einen kuriosen Beweis lieferte Hannovers Keeper Philipp Tschauner am vergangenen Wochenende. Beim Auswärtsspiel in Augsburg sorgte er für ein Bundesliga-Novum: Ihm gelang das Kunststück, einen Abstoß ins eigene (!) Toraus zu befördern. Was war passiert?
"Max Merkel gefällt das"
Ein Mitspieler ließ sich rechts am Strafraum fallen, um als kurze Anspielstation für seinen Keeper bereitzustehen. Tschauner hielt das kurzfristig für die beste Variante. Beim folgenden Pass bewies er allerdings, dass er mit den Händen eine deutlich bessere Figur am Leder abgibt als mit den Füßen. Der Ball segelte schließlich ins Toraus und bescherte den verdutzten Gegnern einen Eckball. „Ich musste selbst drüber lachen“, kommentierte der 96-Schlussmann nach Abpfiff. Er habe vor der Ausführung des Abstoßes drei Ideen gleichzeitig im Kopf gehabt. Immerhin, im Amateurfußball wäre man schon mehr als glücklich, wenn der Keeper mal eine einzige Idee im Kopf hätte, bevor er den Ball unmotiviert nach vorne bolzt. Dennoch erinnerte die Szene in Augsburg stark an die Aktionen, mit denen sonst nur Kreisliga-Torhüter für große Unterhaltung oder eben große Verzweiflung sorgen – je nachdem, ob es sich dabei um den eigenen oder gegnerischen Rückhalt handelt.
Die Slapstick-Einlage vom Sportsfreund Tschauner beweist zusätzlich, dass selbst größte Erfahrung nicht vor krassen Fehlern schützt. Der 31-Jährige ist schließlich mit allen Wassern gewaschen, viel mehr Routine kann sich ein Trainer zwischen den Pfosten kaum wünschen. Da wirkt jemand mit Ruhe auf seine Abwehrreihe ein, strahlt Souveränität und Sicherheit aus. So zumindest die Theorie. Ein Blick auf die Kreisliga-Keeper zeigt aber eindeutig, dass sich das Wort „Routine“ keinesfalls von der „Ruhe“ ableitet. Wer davon ausgeht, dass der erfahrene Schlussmann seine Mitspieler in hitzigen Situationen zurück auf den Boden holt, liegt völlig daneben. Ganz im Gegenteil: Der Torhüter ist meist der impulsivste Charakter auf dem Feld. Da Zweikämpfe für ihn eher Mangelware sind und er auch bei den wenigen Sprints nicht ausreichend Testosteron ausschütten kann, baut er seine Anspannung hauptsächlich über große Worte ab. So schreit er seine bis dato gar nicht geforderte Abwehr ab der 2. Minute zusammen und verlangt mehr Konzentration.
Wenn ein langer Ball des Gegners verunglückt und weder Freund noch Feind in der Nähe ist, springt er – mit der Ansage „Tooooorwaaaart!“ (sinngemäß: „Den hab ich!“ ) – aus seinem Kasten und fängt den Kullerball mit einem spektakulären Hechtsprung, als sei er das Stunt-Double in einer Hollywood-Action-Produktion. Sollte es vor dem Tor etwas unübersichtlicher werden, sind die gegnerischen Stürmer angehalten, den Strafraum nur in ausreichender Schutzkleidung zu betreten. Wenn der Torhüter seine Linie verlässt, um die Flanke abzufangen, räumt er nämlich alles aus dem Weg, was nicht tiefer als zehn Meter im Boden verwurzelt ist. Auch Mitspieler müssen gewarnt sein, da Torleute dabei laut medizinischer Studien unter einer akuten Farbenblindheit leiden. Getreu des ewigen Gesetzes: „Wenn der Torwart rauskommt, muss er ihn haben“ , nagelt er beim Vorstoß auch die eigenen Männer rigoros aus seiner Ideallinie.
Max Merkels eingangs erwähnte Diagnose, dass Torhüter nicht ganz frisch in der Birne seien, lässt sich noch durch zig weitere Eigenheiten belegen. Diese Entwicklung beginnt schon ab dem Zeitpunkt, in dem sich ein fußballbegeistertes Kind erstmals die Torwarthandschuhe überstreift. Warum wählt man bitte die Position, auf der man den Großteil der Zeit machtlos den Kollegen dabei zusieht, wie sie reihenweise beste Chancen verballern? Das gesamte Spiel über stehst du auf deiner Linie, deine Mitspieler lassen unzählige Hundertprozenter liegen und du bist am Ende trotzdem der Idiot vom Dienst, weil dir der Ball kurz vor Schluss einmal durch die Hosenträger gerutscht ist. Da muss man ja verrückt werden!
Die Wichtigkeit eines guten Keepers steht außer Frage, aber man spielt Fußball doch in der Regel, weil man den Ball bevorzugt mit dem Fuß spielt. Schon auf dem Schulhof kommt der Knipser am besten bei den Kollegen und Mädchen an, während der mieseste Kicker zwischen die Pfosten muss und sich verdammt nochmal nicht so anstellen soll, wenn ihm das Leder aus kürzester Distanz mit 100 Stundenkilometern auf die blanke Hand gejagt wird. Auch im Verein trainieren sie als Einzige isoliert vom Rest der Truppe – da ist ein spezieller Weg einfach vorgezeichnet.
Zudem kommt beim Keeper die ewige „Highlander“-Problematik zum Tragen: „Es kann nur einen geben!“ Formstarke Stürmer, Mittelfeldspieler und Abwehrrecken können Seit an Seit spielen, im Tor gilt die Darwin’sche Evolutionstheorie: „Survival of the Fittest“ . Kein Torhüter muss den Bio-Leistungskurs belegt haben, um zu verstehen, dass jeder weitere Patzer dem Konkurrenten die große Chance zur Wachablösung eröffnet. Somit liegt auf der Hand, dass das Eingestehen von Fehlern nicht zu den Stärken des gemeinen Schlussmannes zählt. Greift er wie ein Fliegenfänger am Ball vorbei oder fällt wie die berühmte Bahnschranke, ist er um keine Ausrede verlegen: So stand wahlweise die Sonne beim Schuss „viel zu tief“ oder der Ball ist durch den nassen Boden unhaltbar schnell geworden. Wird in einer übersichtlichen Situation schwungvoll am Ball vorbeigesenst, folgt gerne mal ein: „Ich dachte, das wäre ein Rückpass gewesen?!“ Oder es handelte sich doch um einen „krassen Platzfehler“ , der dem Ball urplötzlich eine völlig neue Richtung gegeben hat. Aus der Kategorie „Klassiker der Moderne“ stammt das Genörgel über die heutigen „Plastikpillen“, die unberechenbare Flugkurven hätten. Alternativ könnte auch eine starke Windböe für den Einschlag des Balles gesorgt haben.
Keine dieser billigen Ausreden hält beim Tschauner-Fehler als Erklärung Stand, wie er auch selbst eingestand: „Ich weiß nicht, ob es ein Torwart schon mal geschafft hat, den Ball ohne Wind so ins Aus zu schießen.“ Die unzähligen Kameraperspektiven entziehen einem Profi-Torhüter ohnehin die Erklärungsgrundlage für die meisten Patzer. Der einfallsreiche 96-Keeper baute sich aber gerade aus diesem Umstand seine exklusive, aber nicht ganz ernst gemeinte Ausrede: „Ich wollte auch mal Teil von lustigen Facebook- und Instagram-Videos werden.“ Hut ab, der Plan ging aber mal voll auf.
Kaum hochgeladen, ploppt auf Tschauners Facebook-Account auch schon die erste Neuigkeit auf: „Max Merkel gefällt das.“
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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