Futsal in Sachsen: Vorreiter mit Potenzial
Nationalspieler in Sachsen: Durum Elezi, Pavlos Wiegels, Christopher Wittig und Sandro Jurado Garcia (von links). [Foto: VfL Hohenstein-Ernstthal]
Das erste Futsal-Länderspiel in Sachsen war - vor allem wegen der tollen Stimmung - ein großer Erfolg: Fast 3.000 Zuschauer sahen das 2:5 gegen den Nachbarn aus Tschechien beim letzten Heimländerspiel des Jahres für die Futsaler des DFB. Nicht nur die Ausrichtung der Partie in Dresden, sondern auch die Arbeit an der Futsal-Basis ist in Sachsen auf höchstem Niveau. Sowohl auf Verbandsebene, als auch in den Vereinen wird Futsal gelebt. FUSSBALL.DE stellt euch die Arbeit in Sachsen einmal genauer vor. FUSSBALL.DE stellt die Arbeit in Sachsen einmal genauer vor.
Futsal ist schnell, trickreich und bietet besonders viele Tore. Eine Sportart im Aufwind. Heiko Fröhlich ist einer der Gründe für den Futsal-Aufschwung in Sachsen. Er ist der Begründer des Futsals, Vereinsvorsitzender und Teammanager im Fußball und Futsal beim derzeitigen deutschen Vizemeister VfL Hohenstein-Ernstthal. Der Verein, zwischen Chemnitz und Zwickau liegend, hat sich seit 2012 der Entwicklung des Futsals verschrieben und spielt zudem auch im Fußball eine große Rolle im Bundesland.
"Der Futsal hat nicht nur hier enormes Potenzial, kommen die heutigen Jugendspieler in den nächsten Jahren in die Herrenteams, wird der Sport noch deutlich präsenter werden"
Doch nicht nur der Klub aus Hohenstein-Ernstthal ist futsalbegeistert, auch der Sächsische Fußballverband setzt sich seit Jahren für einen geregelten Spielbetrieb ein und sicherte sich jetzt das erste Länderspiel in Sachsen. Hergerichtet wurde für das Futsalfest eine der modernsten Sporthallen Deutschlands in Dresden. Die BallsportARENA in der Sächsischen Landeshauptstadt hat einen Glasboden mit integrierten LED-Lichtern, die sportartspezifisch die notwenigen Linien anzeigt. Mit bis zu 3000 Sitzplätzen hat die Halle eine passende Größe für das erste Futsal-Länderspiel in Sachsen, fand auch Oliver Herzberg, Beauftragter für den Breitensport beim Sächsischen Fußballverband: „Wir haben uns als Verband bereits für die Länderspielpremiere beworben, die letztlich in Hamburg stattfand. Jetzt bin ich überglücklich, dass wir das Spiel gegen Tschechien nach Dresden holen konnten.“
Die Begeisterung für den Futsal ist spürbar in Sachsen, freut sich Herzberg. Neben den Vorreitern aus Hohenstein-Ernstthal gibt es zahlreiche weitere Teams, die mehr und mehr auf den Futsal setzen. Zumindest in den Wintermonaten, wo der Fußballspielbetrieb ruht, werden die Stollen gegen die glatte Sohle getauscht und die Hallen zum Kochen gebracht. „Wir versuchen weiter an der Basis anzufangen, die Leute direkt in den Vereinen zu akquirieren und Sie dann bestmöglich zu schulen, damit sie in ihren Teams und Vereinen den Futsal selber fördern. Das Interesse dafür ist da.“
Die Qualifizierung schreitet im Verband zunehmend voran. Die Pilotveranstaltung zum Thema Futsaltrainer wurde sehr gut angenommen. „Bei guten Spielern braucht man auch gute Trainer und die haben wir bislang kaum in Deutschland“, merkt Herzberg an. Die guten Spieler werden in den kommenden Jahren zudem mehr werden. „Besonders bei den Jugendteams kommt der Wechsel im Winter mittlerweile sehr gut an“, sagt Herzberg. Die Verbandsturniere sind jedes Jahr eine spannende Geschichte. „Der Futsal hat nicht nur hier enormes Potenzial, kommen die heutigen Jugendspieler in den nächsten Jahren in die Herrenteams, wird der Sport noch deutlich präsenter werden“, glaubt Herzberg, der auch eine Futsal-Bundesliga befürwortet. „Ich hoffe, da entsteht noch mehr. Die Stimmung, die Regeln, die Vorteile für die Spieler, eine Bundesliga wäre da nur logisch und würde den Sport in Deutschland extrem aufwerten.“
Der Meinung ist auch Heiko Fröhlich. Der Ziehvater des Futsals beim derzeitigen Vizemeister VfL Hohenstein-Ernstthal ist tagtäglich für den Futsal unterwegs. Fröhlich arbeitet als Teammanager an einer Professionalisierung des Sports im eigenen Verein und hat bereits Strukturen aufgebaut, die in Deutschland noch seinesgleichen suchen. Ein großer Beweis dafür sind die neuen Spieler, die Fröhlich für sein Team gewinnen konnte. Die beiden deutschen Nationalspieler Sandro Jurado Garcia, der aus Schwerte kam und Keeper Pavlos Wiegels, zuletzt in Polen aktiv, suchten den Weg nach Hohenstein-Ernstthal, um die besten Strukturen des Landes zu nutzen. Allerdings sind das nicht die einzigen Auswahlspieler im Team des VfL. Auch Durim Elezi und Christopher Wittig durften bereits mit dem Adler auf der Brust auflaufen.
Drei- bis viermal Mannschaftstraining, einmal eine extra Torwarteinheit und ein persönliches Fitnesstraining steht den Nationalspielern jede Woche zur Verfügung. Ein Meilenstein für ein deutsches Futsalteam. Neben dem Training ist allerdings auch der Spielalltag beim VfL ein anderer. Neben der Regionalliga freut Fröhlich sich besonders über die geographische Nähe zu professionellen Futsalclubs: „Wir haben einen großen Vorteil. Die Nähe zu Tschechien bietet uns die Möglichkeit gegen sehr starke Gegner Testspiele durchzuführen. Die Tschechen sind im Futsal noch ein paar Jahre voraus und dienen uns als eine Art Entwicklungshelfer. Es gibt in deren erster Liga einige super Teams mit denen wir uns schon messen durften, wir würden in der Liga dort schätzungsweise einen guten Mittelfeldplatz belegen.“
Elf Spiele, elf Siege
Auch für das internationale Niveau der Deutschen ist diese schnelle Verbindung zu den Nachbarn wichtig: „Unsere Nationalspieler brauchen Gegner auf höchstem Niveau, um sich zu entwickeln.“ In der Regionalliga steht der VfL derzeit mit elf Siegen aus elf Spielen auf Meisterschaftskurs. Das ist auch das ausgegebene Ziel von Fröhlich. „Wir wollen wieder Meister in unserer Regionalliga werden und in die Playoffs einziehen, da ist in jedem Spiel, besonders wenn man nur ein Spiel hat und auswärts ran muss, immer alles möglich. Die Meisterschaft wäre natürlich trotzdem etwas Besonderes, aber für uns sind ab dem Viertelfinale alles Bonusspiele“.
Fröhlichs primäre Ziele liegen woanders. „Wir möchten die Spieler ausbilden, die derzeit bei uns sind. Wir wollen jedem die besten Möglichkeiten zur Verfügung stellen sich zu verbessern. Das nächste große Ziel ist das Entwickeln einer U 19. Wir haben einige sehr talentierte junge Spieler, von denen wir glauben, dass sie in Zukunft auch zu Nationalspielern werden können.“ Jugendteams spielen seit Jahren im Winter ausschließlich Futsal, „das ist der Grundstein“, meint Fröhlich. „Die Spieler, die damit aufwachsen, kennen in der Halle quasi nichts anderes mehr, die kennen aber alle Vorteile und wissen wie anspruchsvoll der Futsal in Sachen Technik, Taktik und Fitness ist.“
Der Erfolg hat den VfL dazu gebracht, noch mehr zu investieren. Doch nicht nur in der Halle ist der Verein auf Meisterschaftskurs. Auch die Herrenmannschaft auf dem Feld führt derzeit die Sachsenliga an. Getrennt werden die Teams jedoch trotzdem, sagt Fröhlich. „Wir haben seit Jahren eigentlich keine Überschneidungen mehr zwischen Futsal und Fußball, beide Teams haben einen starken Kader mit Spezialisten. Die Hallenspezialisten durften sich zudem über eine besondere Kulisse beim Länderspiel in Dresden freuen. Zuvor hatte Fröhlich angekündigt, extra Busse für die mit Spannung erwarteten Spiele gegen Tschechien zu organisieren. Ähnlich spannend zu verfolgen bleibt auch der Weg des VfL Hohenstein-Ernstthal und des Futsals in Sachsen.