8 Operationen |24.09.2018|12:00

Scuderi nach Horrorblessur: "Wiedergeburt"

Zurück nach zwei Jahren Leidenszeit: Dortmunds Nachwuchsspieler Dario Scuderi.[Foto: imago/Thomas Bielefeld]

Mit einem 2:0 am Samstag beim Aufsteiger 1. FC Kaan-Marienborn hat sich die U 23 von Borussia Dortmund auf Platz drei in der Regionalliga West vorgeschoben. Es war der dritte Dreier in Folge für den Unterbau des Champions-League-Teilnehmers, der mit nur einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Viktoria Köln Tuchfühlung zur Spitze aufgenommen hat – und diesmal ohne Hilfe der Profis auskam. Im Team von Trainer Jan Siewert haben im Laufe der noch jungen Saison nämlich unter anderem schon Nationalspieler Julian Weigl und Alexander Isak (Schweden) und zuvor hoch gehandelte Jungprofis wie Jeremy Toljan oder Dan-Axel Zagadou gekickt. Auf seinen ersten Einsatz beim BVB II wartet derweil noch ein Spieler, dessen Rückkehr in den erweiterten Kader schon eine Sensation ist: Dario Scuderi.

Es ist der 14. September 2016, als der Deutsch-Italiener vor den Trümmern seiner hoffnungsvollen Karriere steht. Im UEFA-Youth-League-Spiel gegen Legia Warschau bleibt Dario Scuderi unglücklich im Rasen hängen, sein Knie verdreht sich und ungefähr alles in diesem Gelenk, was kaputt gehen kann, ist hinüber. Die Mitspieler des damals 18-Jährigen halten sich vor Entsetzen die Hände vor ihre Augen. Zwei Jahre und acht Operationen später feiert Dario Scuderi am 13. August 2018 sein Comeback. Es ist nur ein Testspiel, fühlt sich für den jungen Mann aber wie eine Wiedergeburt an.

FUSSBALL.DE: Dario Scuderi, wann sehen wir Sie in der Regionalliga?

Dario Scuderi: Ich hoffe bald und kann es kaum erwarten! Allerdings wird es sicher noch eine Zeit dauern, denn jeder Tag und jedes Training bringen mich zwar näher an mein Comeback in einem Pflichtspiel, aber nach der langen Pause dauert es eben auch ein wenig länger.

"In dem Moment weiß man, wofür man sich die ganze Zeit in der Reha gequält hat"

Ihr erstes Comeback haben Sie ja schon gefeiert, beim Testspiel gegen den Lüner SV. Wie hat es sich angefühlt, wieder mit der Mannschaft auf den Platz zu laufen!

Scuderi: Das war wie eine Wiedergeburt! In dem Moment weiß man, wofür man sich die ganze Zeit in der Reha gequält hat. Mit den Jungs in der Kabine zu sitzen und mit ihnen auf dem Platz zu stehen, ist ja genau das, worauf ich immer hingearbeitet habe. Auch das erste Mannschaftstraining im April war schon so ein besonderer Augenblick. Jetzt fehlt noch der nächste Schritt, ein Einsatz in der Meisterschaft.

Von Ihrer Horrorverletzung im Youth-League-Spiel gegen Legia Warschau bis zum Comeback im Testspiel gegen Lünen sind fast zwei Jahre vergangenen. Wie haben Sie es überhaupt geschafft, so lange durchzuhalten?

Scuderi: Ich hatte einfach viele Menschen, die mich unterstützt haben: An erster Stelle meine Mutter, der Rest der Familie und die Freunde, aber natürlich auch der BVB. Vom Vorsitzenden Hans-Joachim Watzke über Sportdirektor Michael Zorc und den Verantwortlichen in der Nachwuchsabteilung haben mir alle gut zugeredet und jegliche Hilfe angeboten. Das baut einen auf und lässt dich daran glauben, dass es weiter gehen wird.

Haben Sie nie daran gedacht, alles hinzuschmeißen, nach der x-ten OP oder dem hundertsten Tag Quälerei in der Reha?

Scuderi: Nein! Es war eine sehr harte Zeit, das muss ich zugeben, aber ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Ich wusste, dass ich eines Tages wieder da sein würde, egal wann. Nun ist die Zeit gekommen, ich kann wieder Fußball spielen und genieße jede Minute, die ich auf dem Platz verbringen kann.

Ihr behandelnder Arzt, der Kniespezialist Professor Strobel, hat nach einer der ersten Operationen gesagt, Sie würden wohl nie wieder Fußball spielen können und könnten froh sein, wenn Sie mal mit Ihren eigenen Kindern spielen könnten...

Scuderi: Da sieht man mal, dass sich auch der beste Arzt irren kann... (lacht) . Vielleicht sah es ja anfangs auch so aus, schließlich gab es ja sogar diese Not-OP, ansonsten wäre mein Bein vielleicht abgestorben. Wichtig ist für mich, dass es anders gekommen ist und ich nicht mehr daran denken muss, was hätte sein können.

Haben Sie gar keine Angst, in die Zweikämpfe zu gehen und eine neuerliche schlimme Verletzung zu erleiden?

Scuderi: Nein, dann hätte ich gar nicht erst wieder anfangen müssen! Ich trainiere ganz normal, mache alles mit und schaue nur noch positiv nach vorne.

Der BVB stand in der schwersten Zeit treu an Ihrer Seite, aber Ihr Vertrag in Dortmund läuft im nächsten Jahr aus. Falls es mit einem wirklichen Comeback in der U 23 des BVB, also mit Einsätzen in der Regionalliga, nicht klappen sollte: Würden Sie dann auch den Verein wechseln?

Scuderi: Daran denke ich nicht, das ist für mich noch ganz weit weg. Für mich zählt im Moment nur der nächste Schritt und der bedeutet: Weiter hart arbeiten, um meine hundertprozentige Fitness zu erreichen und so noch näher an die Mannschaft heranzurücken. Erst dann wird sich für unseren Trainer Jan Siewert die Frage stellen, ob ich der Truppe helfen kann. Ich hoffe, ja!