Emden: Trainer-C-Lehrgang für Flüchtlinge
Vom 16. August bis 2. November 2019 werden beim BSV Kickers Emden bis zu 20 Flüchtlinge zum C-Trainer ausgebildet.[Foto: BSV Kickers Emden]
Die Gegend in Ostfriesland ist einfach malerisch. Emden, an der Emsmündung und am Nordufer des Dollarts gelegen, ist schlichtweg ein wunderschöner Fleck in Niedersachsen. Und die kreisfreie 50.000-Einwohner-Stadt ist Geburtsort von Komikerikone Otto Waalkes. Aber Emden hat auch einen überaus engagierten Fußballklub. Die Rede ist vom BSV Kickers Emden, der sich seit 2015 für die Integration von Flüchtlingen stark macht und schon etliche Initiativen in die Wege geleitet hat.
Bereits 2016 waren die Kickers bei der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Hannover mit einer Sonderauszeichnung bedacht worden. Auch da ging es um die Integration von Flüchtlingen und andere soziale Projekte. Den Julius-Hirsch-Preis vergibt der DFB seit 2005 an Menschen und Vereine, die sich für Menschenrechte sowie den Schutz von Minderheiten einsetzen. Der Namensgeber für den Preis war ein jüdischer Fußball-Nationalspieler, der zur Nazizeit im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.
Der stellvertretende Vorsitzende der Kickers, Albert Ammermann, erinnert sich: "Zu Beginn ging es vor allem um akute Hilfe, wie das Verteilen von Schuhen und Kleidung, das Integrieren in die Mannschaften und das Fußballspielen. 60 bis 70 Flüchtlingen konnte damals geholfen werden", so Ammermann. "Aber uns war damals schon klar, dass wir die Flüchtlinge auch mit in die Verantwortung ziehen sollten", sagt der Vereinsvorstand. Doch bis zum Projekt 2019, das im Rahmen der Initiative "2:0 für ein Willkommen" von der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration mit insgesamt 3.400 Euro unterstützt wird, war es ein weiter Weg.
Fußball ein ideales Vehikel
"Alle treten in den gleichen Klamotten an, der Fußball zeigt in der Integrationsarbeit auf: Alle sind gleich"
Natürlich ist der Sport, in diesem Fall speziell der Fußball, ein ideales Vehikel, um die neuen Mitbürger zu integrieren. "Alle treten in den gleichen Klamotten an", sagt Ammermann, "der Fußball zeigt in der Integrationsarbeit auf: Alle sind gleich!" Bereits 2018 führten die Kickers eine sogenannte SoccerRefugee-Ausbildung durch. Es folgt quasi nahtlos der Sonderlehrgang vom 16. August bis 2. November 2019, der bis zu 20 Flüchtlingen als Inhaber des Trainer-C-Scheins die Befähigung geben wird, selbstständig Fußballgruppen zu führen und zu leiten. Der Lehrgang, der mit großer Unterstützung des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) abgehalten wird, ist ausschließlich an interessierte Geflüchtete gerichtet.
Der NFV tat sein Übriges, um die Rahmenbedingungen für den Lehrgang zu schaffen. Die Teilnahmegebühr wurde von 250 auf 170 Euro pro Person gesenkt. Die Referenten kommen aus der näheren Umgebung von Emden. "Die Flüchtlinge haben kein Auto, es ist wichtig, dass der Lehrgang vor Ort stattfindet", so Ammermann.
Die Ausbildung umfasst 120 Leistungseinheiten immer freitags und samstags. Kickers Emden stellt den Schulungsraum. Ammermann ist zuversichtlich, dass die Anzahl von 20 Schulungsteilnehmern erreicht wird. "14 haben wir schon zusammen", berichtet er. Weitere Werbemaßnahmen wurden gestartet.
"Verbindungen zum Verein sehr stark"
Eine Erfahrung hat Kickers Emden aus dem jüngsten Schiedsrichter-Lehrgang mit Flüchtlingen gemacht. "Es sind ganz viele gestartet, aber dann hat das Interesse doch stark abgenommen", sagt Ammermann, "deshalb haben wir jetzt einen Kostenanteil von 50 Euro für den Trainerlehrgang für die Teilnehmer verbindlich gemacht. Diese Summe wird zurückgezahlt, wenn der Teilnehmer die Prüfung macht. Er muss nicht einmal bestehen, aber muss bis zur Prüfung durchhalten." Durch diese Maßnahme soll aufgezeigt werden, welche Bedeutung der Lehrgang hat. Eine sicher richtige Entscheidung, um den Flüchtlingen die Wertigkeit und das Außergewöhnliche des angebotenen Trainer-C-Lehrgangs zu vermitteln.
Kickers Emden hofft natürlich, dass die Lehrgangsteilnehmer im Falle eines erfolgreichen Abschneidens auch künftig dem Verein mit ihrem Wissen, Rat und Tat zur Seite stehen. Ammermann: "Die Verbindungen zum Verein sind logischerweise sehr stark." 60 Flüchtlinge sind derzeit in Obhut des Klubs. Das sind zum Teil Kinder, es geht weiter über Jugendliche und Seniorenspieler bis zum Alter von 52 Jahren. Auch dies zeigt, wie nachhaltig die Arbeit beim BSV Kickers Emden in den letzten Jahren gewesen ist. Bereits am 15. Februar 2016 wurde der Verein von der Küste mit einer Anerkennungsprämie von 500 Euro im Rahmen der Initiative "1:0 für ein Willkommen" bedacht.