Früher gegen Lampard, heute in der 11. Liga
Steve Birtz: "Das waren tolle Erlebnisse, an die ich immer noch sehr gerne zurückdenke."[Foto: Sebastian J. Schwarz]
Einst spielte er vor knapp 25.000 Zuschauern mit der Luxemburger U 21-Auswahl gegen England und war sogar regelmäßig auf internationaler Bühne aktiv. Heute heißen die Gegner SG Hochwald Zerf III, SG Pellingen II oder SV Fisch: Steve Birtz geht in der untersten Liga im Fußballverband Rheinland für den SV Tawern III in der Kreisliga D Saar auf Torejagd.
Seit neuneinhalb Jahren wohnt Birtz inzwischen mit seiner Familie in Tawern unweit der Grenze zu seiner luxemburgischen Heimat, arbeitet aber weiter als Bankangestellter im Großherzogtum. "Hier im Klub geht es sehr herzlich und familiär zu", bekennt der 41-Jährige, dessen Sohn und Tochter auch beim SVT spielen - Liam bei den Bambini und Hailey eine Altersstufe höher bei den F-Junioren. Geplant ist, dass er seinen großen Erfahrungsschatz auch als Trainer bald an den Tawerner Nachwuchs weitergibt.
Mit dem CS Grevenmacher, um die Jahrtausendwende eine der führenden Fußball-Adressen in Luxemburg, spielte Birtz mit Anfang beziehungsweise Mitte 20 regelmäßig in der Qualifikation um den UEFA-Cup, dem Vorgänger der heutigen Europa League. Im Sommer 2000 stand Birtz mit den Moselanern gegen den finnischen Vertreter HJK Helsinki dicht vor einer Überraschung, als man im Hinspiel zwar 1:4 verlor, im Rückspiel beim 2:0 aber nur noch ein Treffer zum Weiterkommen fehlte. Ähnlich knapp war es zwei Jahre später. Dem 0:3 auf Zypern bei Anarthorsis Famagusta folgte in Luxemburg ein 2:0. "Das waren tolle Erlebnisse, an die ich immer noch sehr gerne zurückdenke", sagt Birtz, der 2003 sogar mit Grevenmacher Luxemburger Meister wurde.
Gegen Gerrard, Lampard und Heskey
"Ich bin doch 41 – da muss man die Kirche im Dorf lassen"
Als sein schönstes Erlebnis auf europäischer Ebene nennt er jene Partie, die am 3. September 1999 in Reading unweit von London stattfand. Im U 21-Länderspiel zwischen England und Luxemburg wirkte Birtz mit. "24.500 Zuschauer waren im Stadion. Es herrschte eine großartige Atmosphäre, und bei den Engländern standen spätere Weltklassespieler wie Steven Gerrard, Frank Lampard oder Emile Heskey im Team."
Die Chance, als Profi ins Ausland zu wechseln, war da. Während es Kontakt zu Standard Lüttich gab, zog er sich aber einen Wadenbeinbruch zu. Ein Engagement beim FC 08 Homburg zerschlug sich, weil Grevenmacher seinen Leistungsträger nicht ziehen lassen wollte. Später ging der technisch beschlagene Offensivmann zu Jeunesse Biwer in die dritthöchste Luxemburger Liga. Hier wirkte er später als Sportkoordinator und spielt heute noch bei den Alten Herren.
Den Fußball liebt der technisch sehr beschlagene Kicker weiterhin - da ist es auch egal, dass der SV Tawern III nur in der elften und damit untersten Spielklasse des Fußballverbandes Rheinland kickt, wenn auch hier souverän die Tabelle anführt.
8 Einsätze, 6 Tore
"Selbst in der Dritten gibt es hier gute Fußballer, die früher mal A-Klasse oder Bezirksliga gespielt haben", berichtet Birtz. Tawerns Präsident Sebastian Junk bezeichnet den Luxemburger "menschlich und sportlich als absoluten Zugewinn".
"Er geht auf dem Platz immer voran und gibt uns wertvolle Tipps", sagt Teamkollege Alexander Hein. Trotz aller weiterhin vorhandener Qualitäten - in acht Einsätzen stehen sechs Treffer und fünf Vorlagen zu Buche - kommt für den Ex-Nationalspieler ein Einsatz in der zweiten oder gar ersten Mannschaft des SVT in der Kreisliga C oder A nicht mehr in Frage: "Ich bin doch 41 - da muss man die Kirche im Dorf lassen."