"Großer Traum" |24.08.2020|15:15

Triplegewinner Tramm: "Pure Glückseligkeit"

Todesfelde-Trainer Sven Tramm: "Ich war absolut erschöpft - sogar mehr als ich es je als Spieler war."[Foto: imago]

Für Oberliga-Meister SV Todesfelde endete eine Wahnsinns-Saison mit einem Sensationserfolg am Finaltag der Amateure. Nach dem Titelgewinn in der Liga und dem Triumph beim Hallenmasters gewann Todesfelde durch ein 3:2 gegen Drittliganeuling VfB Lübeck auch den Landespokal von Schleswig-Holstein. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Erfolgstrainer Sven Tramm über sein "Triple" und einen Gefühlsausbruch.

FUSSBALL.DE: Herzlichen Glückwunsch zum Pokalsieg, Herr Tramm! War das der größte Tag der Vereinsgeschichte?

Sven Tramm: Das wäre er selbst bei einer Niederlage gewesen. Wir standen schließlich zum ersten Mal überhaupt im Endspiel des Landespokals. So war es nun ein Erfolg, den ich immer noch nicht richtig realisieren kann. Für uns alle im Verein ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen.

Wurde denn nach dem Abpfiff - den aktuellen Gegebenheiten entsprechend - gebührend gefeiert?

"Man hat gemerkt, dass nicht nur die elf Spieler auf dem Platz, sondern der komplette 24-Mann-Kader diesen Pokalsieg unbedingt wollte"

Tramm: Es gab eine anständige Kabinenparty. (lacht) Für mich war um drei Uhr früh Schluss. Die Spieler haben es noch ein wenig länger krachen lassen.

Wie war der Sieg gegen den großen Favoriten VfB Lübeck aus der 3. Liga möglich?

Tramm: Spielerisch ist Lübeck zwar auf einem anderen Level als wir und das hat der VfB auch gezeigt. Allerdings ist viel mit Leidenschaft möglich - vor allem im Pokalwettbewerb. Wir haben es geschafft, den VfB mit einer geschlossenen Teamleistung niederzuringen.

Nach einer frühen Führung ging Ihre Mannschaft mit einem Rückstand in die Pause. In der zweiten Hälfte konnte Todesfelde die Partie noch drehen. Was hatten Sie zu Ihren Spielern in der Kabine gesagt?

Tramm: Dass sie unseren Matchplan weiter verfolgen und dranbleiben sollen. Es ist oft so, dass Mannschaften, die einen Rückstand gedreht haben, ein wenig das Tempo herausnehmen. Das hat auch Lübeck getan und uns so die Möglichkeit gegeben, zurück ins Spiel zu kommen. Besonders kämpferisch war das ein Wahnsinnsauftritt von uns. Man hat gemerkt, dass nicht nur die elf Spieler auf dem Platz, sondern der komplette 24-Mann-Kader diesen Pokalsieg unbedingt wollte.

Die Begegnung war bis zum Abpfiff extrem spannend. Lübeck rannte an und kam noch zu einigen Chancen. Was ging da in Ihrem Kopf vor?

Tramm: Es stimmt, dass Lübeck uns noch einmal unter Druck gesetzt hat und viel am Ball war. Aber ich hatte dennoch nie das Gefühl, dass wir die Partie noch herschenken. Ich war mir sicher, dass wir nichts mehr anbrennen lassen, weil ich großes Vertrauen in die Jungs hatte.

Nach dem Abpfiff sanken Sie überwältigt zu Boden. Beschreiben Sie uns doch einmal diesen Moment.

Tramm: Als ich vor drei Jahren das Traineramt übernommen habe, lautete mein großes Ziel, den SV Todesfelde in den DFB-Pokal zu führen. Es war ein ambitioniertes Ziel, das wir nun aber tatsächlich erreicht hatten. Deshalb würde ich diesen Moment als eine Mischung aus abgefallener Last und purer Glückseligkeit beschreiben. Außerdem war ich absolut erschöpft - sogar mehr als ich es je als Spieler war. (lacht)

War der Sieg noch einmal etwas besonderer, weil Sie und viele Ihrer Spieler beim VfB Lübeck eine lange Vergangenheit haben?

Tramm: Für die Spieler vermutlich mehr als mich. Bei mir ist es schon mehr als 20 Jahre her, dass ich für den VfB aktiv war. Für mich war es wirklich nicht wichtig, gegen wen wir im Finale spielen. Die einzige Motivation, die ich brauchte, war die Qualifikation für den DFB-Pokal.

In Lübeck spielten Sie damals unter der Regie des viermaligen DFB-Pokalsiegers und Bundesliga-Rekordspielers Karl-Heinz "Charly" Körbel. Wie war Ihr Verhältnis zu ihm?

Tramm: Sehr gut. Charly hat mich in der kurzen Zeit, in der ich unter ihm gespielt habe, sehr gefördert. Ich kam gerade aus der A-Jugend hoch und konnte mich beim VfB direkt in die Stammelf spielen. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.

Im DFB-Pokal wartet nun in der ersten Hauptrunde zwischen dem 11. und 14. September der Zweitligist VfL Osnabrück auf Ihr Team. Wie bewerten Sie das Los?

Tramm: Ich durfte früher im Nachwuchsbereich selbst oft gegen Osnabrück spielen und freue mich auf das Duell mit dem VfL. Das wird ein Riesenevent für unseren Verein und wir werden alles geben, um für eine weitere Sensation zu sorgen.