34 Schützen: Irrer Elferkrimi endet 17:16!
Als 34. Schütze: Vereinspräsident und Spieler Marco van Koten verwandelt den entscheidenden Elfer.[Foto: Inselfotografie Brede]
34 Schützen! Ein rekordverdächtiger Elfmeterkrimi im Kreispokal lässt eine ganze Nordseeinsel jubeln. In Freising sorgt derweil ein treffsicherer Torwart in letzter Minute für einen Grund zum Feiern. Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in einer neuen Ausgabe unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Verrücktes 17:16 im Kreispokal
Knapp zehn Monate lang gab es beim TuS Wangerooge in der vierten Kreisklasse keinen Fußball zu sehen. Doch das Warten auf Tore sollte sich bei der Rückkehr der Mannschaft von der Nordseeinsel bezahlt machen. Und wie: Insgesamt 33 Mal schlug der Ball beim Comeback des TuS im Netz ein, davon allein 29 Mal im wahrscheinlich längsten Elfmeterschießen der Geschichte des Kreispokals.
Am Ende war es der spielende Vereinspräsident Marco van Koten, der als 34. Schütze die Nerven behielt, den entscheidenden Elfmeter gegen den zwei Klassen höher angesiedelten Gegner SW Middelsfähr-Mariensiel verwandelte und somit für grenzenlosen Jubel bei den Inselkickern sorgte. Zum Vergleich: Das bisher längste Elfmeterschießen im DFB-Pokal zwischen dem SV Sandhausen und dem VfB Stuttgart (Endstand 13:12) war 1995 bereits nach "nur" 26 Schützen beendet.
"Insgesamt 34 Schützen, wir haben zweimal die Chance, es zu entscheiden und vergeigen es"
"Wir hatten von Anfang an gesagt, dass wir heute etwas holen können", erklärt van Koten rückblickend. Auch der Ausgleich der Gäste nach 2:0-Führung habe die Mannschaft nicht aus der Bahn geworfen, "da ist einfach die Kondition etwas eingebrochen". Ohne Verlängerung ging es direkt ins Elfmeterschießen, was dann passierte, fasst van Koten so zusammen: "Insgesamt 34 Schützen, wir haben zweimal die Chance, es zu entscheiden und vergeigen es." Doch die dritte Chance nach einem weiteren Fehlschuss sollte kommen. "Den durfte ich dann schießen. Er war drin, dann sind alle Dämme gebrochen. Wir sind als Mannschaft komplett ausgerastet", schildert der gebürtige Wangerooger die Gefühlslage nach dem Siegtreffer für den krassen Außenseiter, der in der nächsten Runde mit der SG Sengwarden/Fedderwarden erneut auf einen zwei Klassen höheren Gegner trifft.
Dann, so verspricht van Koten, werden die Underdogs von der Insel wieder alles für eine weitere Sensation geben. "Bei uns haben es die Gegner eigentlich immer schwer. Die lange Anfahrt, der viele Wind, das vertragen manche Teams nicht so gut", beschreibt er die besonderen Bedingungen bei Heimspielen des TuS, und fügt lachend an: "Notfalls halt wieder im Elfmeterschießen!" Genug Übung dürften sie auf Wangerooge dafür jetzt jedenfalls haben.
93. Minute: Torwart trifft zum Ausgleich
Ein ganz besonderes Tor-Debüt durfte Patrick Negele vom SC Eintracht Freising nach über 220 Spielen im Herrenfußball feiern: Der Torhüter traf in der Landesliga-Partie gegen den SB Chiemgau Traunstein zum ersten Mal aus dem Spiel heraus. Doch nicht nur das, der Treffer in der Nachspielzeit verhalf seiner Mannschaft sogar noch zu einem späten Punktgewinn.
Bis kurz vor Schluss hatten Negele und Kollegen mit 0:1 zurückgelegen. "Das war eine andere Sportart, mehr will ich dazu gar nicht sagen", meint Trainer Alexander Plabst zur ersten Halbzeit seiner Mannschaft. Doch auch im zweiten Abschnitt wollte den Freisingern nicht viel gelingen.
Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als den Hausherren noch einmal ein Freistoß tief in der eigenen Hälfte zugesprochen wurde. "Eigentlich sind alle schon nach vorne gegangen, aber unser Sechser kam dann nochmal zurück in meine Richtung", sagt Negele im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Und dann hat der Coach von draußen die Anweisung gegeben: 'Geh vor Patrick!'". Gesagt, getan. Negele beschreibt das Geschehen wie folgt: "Es war dann ganz wild. Der Ball geht rein in den Sechzehner, dann wieder raus, dann wieder rein, wird abgefälscht und kommt dann schließlich als Bogenlampe zu mir. Ich habe den Ball mit dem Oberschenkel tropfen lassen und dann einfach draufgehalten! Der wurde dann noch abgefälscht und ist irgendwie ins Tor getrudelt."
Völlig ungewohnt ist das Gefühl, zu treffen, für den 28-Jährigen nicht. "Ich habe in der Jugend eine lange Zeit im Feld gespielt, auch vorne drin. Ein Tor zu schießen ist schon ein schönes Gefühl, das ich lang nicht hatte." Ist Negele demnächst also wieder im Sturm zu sehen? Nicht, wenn es nach dem Keeper geht: "Ich fühle mich pudelwohl im Tor und kann meiner Mannschaft da auch mehr helfen", ist sich der stürmische Schlussmann sicher. Grund zum Feiern ist der Treffer allemal. "Nächstes Wochenende setzen wir uns zusammen und trinken ein Bierchen auf meine Kosten". Die Mannschaftskollegen werden das gern hören.
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