Ü 35-Frauen: Erfolgsprojekt in Dülmen
Seit zwei Jahren spielen die DJK-Frauen bereits zusammen.[Foto: FLVW]
Mit zehn Spielerinnen haben sie vor zwei Jahren angefangen. Mittlerweile sind 30 "Alte Damen" bei der DJK Rödder Dülmen gemeldet. Sie sind nicht nur die einzige Alt-Damenmannschaft in ihrer Stadt, sondern die einzige im gesamten Kreis Coesfeld. Auch auf dem gesamten Gebiet des Fußball- und Leichtathletik Verbandes (FLVW) stellen sie damit eine echte Rarität dar. Denn während Altherren-Mannschaften zum Alltag des Amateurfußball gehören, finden sich Frauen im Ü 35-Alter eher selten zusammen.
Die Stimmung ist fröhlich an diesem Oktoberabend in Dülmen. 16 Ü 35-Frauen bereiten sich auf ihre Trainingseinheit auf dem Platz der DJK Rödder Dülmen vor. Eine von ihnen ist Heike Pennekamp. Sie hat lange Zeit aktiv Fußball gespielt. Dann war irgendwann Schluss. Wie bei vielen Frauen rückte das Familienleben in den Vordergrund. Regelmäßiges Training werde dann oftmals schwierig. Nach ein paar Jahren Pause sei zudem der Altersunterschied zu den aktiveren Spielerinnen zu groß, die im Schnitt eher jünger seien.
Dann kam die Idee: "Ich bin seit vier Jahren als Trainerin in der Jugend tätig und habe immer mal wieder mit der Idee gespielt, eine eigene Truppe zu gründen, um selbst wieder auf dem Feld stehen zu können", erklärt die 45-Jährige.
Nach einer Betreuer-Feier im Sommer 2018 wurde die Idee konkreter. Pennekamp wandte sich an ihren Jugendtrainer-Kollegen Jürgen Enstrup. Sie wollte ihn als Trainer für eine Ü-Frauenmannschaft gewinnen. "Ich habe ihr damals gesagt: 'Wenn du bis nach den Sommerferien mindestens zehn Frauen zusammenbekommst, bin ich dabei'", sagt Enstrup. Pennekamp fand zehn Frauen. Der Gründung der ersten Ü-Damenmannschaft der DJK stand nichts mehr im Weg.
"Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Wir sind wirklich eine tolle Truppe"
Seitdem stehen die begeisterten Fußballfrauen einmal in der Woche auf dem Platz – und das bei Wind und Wetter. "Das Training fällt eigentlich nie aus bei uns. Im Sommer sind wir auf dem Rasen, im Winter auf der Asche oder in unserer neuen Freiluft-Halle unterwegs", sagt Enstrup, der begeistert ist, wie schnell das Fußballprojekt Wellen geschlagen hat. Denn aus den zehn Frauen wurden im Laufe der ersten Jahre schnell 15. Mittlerweile sind 30 Frauen in Dülmen aktiv.
Die jüngste Spielerin ist 35 Jahre alt, die älteste 45. "Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Wir sind wirklich eine tolle Truppe", sagt Pia Reick. Sie hatte zuvor fast gar keine Vereinserfahrung. Ein halbes Jahr hatte sie es einmal in einer Frauenmannschaft versucht, wurde aber schnell durch eine Verletzung gestoppt. Bei Dorfturnieren stand sie aber immer mal wieder auf dem Platz und hat die Lust am Fußball nie verloren. In Dülmen kann sie diese nun wieder aufleben lassen.
Vom Neuling bis zum Ex-Profi
Das Schöne an der Mannschaft sei zudem, dass sich die Spielerinnen in ihren Vorerfahrungen auf dem Platz sehr unterscheiden. Ein Problem habe das nie dargestellt. "Von Spielerinnen ohne jegliche Vorerfahrungen bis hin zu einer ehemaligen Zweitliga-Spielerin vom MSV Duisburg ist bei uns alles dabei", sagt der 55-jährige Enstrup. "Außerdem ist es unglaublich unkompliziert", ergänzt Pennekamp. Wenn mal jemand keine Zeit habe und nicht zum Training komme, sei das überhaupt kein Problem.
Doch trotz all der Unkompliziertheit und des Spaßes darf eines nie vergessen werden: Die Frauen wollen Fußball spielen. "Wir wollen uns natürlich auch verbessern. Ball in die Mitte werfen und drauf losspielen gibt es bei mir nicht", sagt Enstrup und lacht. Mit Wolfgang Stein hat er sich mittlerweile sogar einen zweiten Trainer ins Team geholt. Zusammen gestalten sie bei jeder Einheit Konditions- und Gymnastikübungen sowie natürlich auch Übungen mit dem Ball. Auch an diesem Abend steht deshalb erstmal ein ausführliches Dehnprogramm auf dem Plan. Im Anschluss Passübungen und kleine Freilaufspielchen. "Die Koordination und das Lernen, wie sich der Ball verhält, sind am Anfang die größten Herausforderungen. Aber wir haben schon viele Fortschritte gemacht", sagt Enstrup.
Kreative Trikotidee
Und genau diese würden die Frauen gern öfter in einem richtigen Spiel testen. Eigentlich hatte sich die DJK für das jährliche Ü-35-Frauenturnier im SportCentrum Kaiserau angemeldet. Da das wegen Corona ausgefallen ist, steht auf der Liste der Fußballerinnen bis jetzt nur ein Freundschaftsspiel. Das könnte in Zukunft aber gerne mehr werden. "Wir sind immer auf der Suche nach einem Gegner. Wer Lust auf ein Freundschaftsspiel hat, kann sich gern bei uns melden", sagt die 45-jährige Pennekamp.
Nach 30 Minuten Vorbereitung geht es an diesem Oktoberabend dann in den Spielmodus. Heute stehen die Frauen in der kleinen Freilufthalle auf dem Platz. Vier Mannschaften mit jeweils vier Spielerinnen werden gebildet. Stein und Enstrup gehen ins Tor. Das Trikot des Trainers ziert übrigens die Nummer eins. Darunter die Aufschrift: "DamENS TRUP". Enstrup ist die Freude seiner Arbeit mit der Damenmannschaft auch auf dem Feld anzusehen. Und seine Truppe sicherlich ein Vorbild für andere Frauen, die Lust haben, mal wieder, oder vielleicht auch das erste Mal, die Fußballschuhe zu schnüren.
Dieser Text erschien anlässlich des 50-jährigen Frauenfußball-Jubiläums in der Sonderausgabe des Verbandsmagazins "WestfalenSport" des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen. Weitere spannende Geschichten gibt es im E-Paper.