Kreisvorsitzende Mager: Noch eine Ausnahme
Mager: "Ich habe ein Jahr lang überlegt, ob ich das wirklich machen möchte."[Foto: FVM-Kreis Euskirchen]
Heike Ullrich als Generalsekretärin und neues Präsidiumsmitglied im DFB. Donata Hopfen als Geschäftsführerin der DFL Deutsche Fußball Liga. Der deutsche Fußball wird weiblicher - auch im Amateurfußball, obwohl Vorbilder wie Doris Mager immer noch zu selten sind.
Die 56-Jährige ist seit 2019 Vorsitzende des Fußballkreises Euskirchen, nur drei Frauen in ganz Deutschland haben aktuelle diese Position inne. Im Gespräch mit FUSSBALL.DE erklärt Mager, worauf es bei der Besetzung von Führungspositionen im Fußball ankommt und welche Hoffnungen sie in den neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf setzt.
FUSSBALL.DE: Frau Mager, wie kamen Sie zum Fußball?
Doris Mager: Aktiv habe ich selbst nicht gespielt, sondern bin über meinen Mann Josef zum Fußball gekommen. Er hat früher in seinem Geburtsort Odendorf gespielt, da bin ich zunächst mit zum Sportplatz gekommen, um bei seinen Spielen zuzuschauen. Als dann unser Sohn Lukas auf die Welt kam und in unserem Heimatverein SC Fortuna Kirchheim angemeldet wurde, kam eins zum anderen.
"Nicht das Geschlecht oder Alter sollte für die Besetzung einer Position ausschlaggebend sein, sondern einzig und allein die Qualifikation"
Erzählen Sie bitte.
Mager: Als Lukas bei den Bambinis kickte und wir beim Spiel zuguckten, hat der Jugendleiter des Vereins meinen Mann angesprochen: "Josef, wenn du hier schon so rumstehst, kannst du auch gleich was machen." (lacht) Er ist dann der Trainer der Jungs geworden, ich habe zu Hause mal die Trikots gewaschen oder Kaffee und Kuchen mit zum Sportplatz gebracht. Das war damals noch die klassische Rollenverteilung.
Die sich inzwischen jedoch gewandelt hat.
Mager: Mein Mann war ab der F-Jugend alleiniger Trainer der Mannschaft und für das Sportliche zuständig, ich habe angefangen, mich um das Organisatorische zu kümmern. Zunächst war ich bei uns im Verein als Vertreterin der Jugendabteilung Beisitzerin im Vorstand und habe mich dann auch in der Kreisjugendspruchkammer engagiert. Ich bin zwar keine Juristin, aber vieles lernt man mit der Zeit im praktischen Umgang. 2016 bin ich dann vom Vorstand des Fußballkreises Euskirchen gefragt worden, ob ich mir vorstellen könne, mich dort zu engagieren. Das konnte ich, denn ich hatte Zeit und Lust, unser Sohn war inzwischen erwachsen und ich lange genug im Fußballgeschäft dabei, um mich auch auf anderer Ebene ehrenamtlich im Fußball zu engagieren. So bin 2016 zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden und 2019 zur ersten Vorsitzenden.
Sie sind in der Rolle eine absolute Ausnahme im Fußball. War für Sie dennoch klar, dass Sie irgendwann auf diesem Posten landen würden?
Mager: Nein! Ich habe ein Jahr lang überlegt, ob ich das wirklich machen möchte, mich dann aber letztlich gerne dazu entschieden, weil es einfach passte. Allerdings muss ich betonen, dass diese Position nicht nur viel Wissen, vor allem in der Vereinsarbeit, erfordert, sondern man dafür auch den Rücken frei haben muss. Ich habe größten Respekt vor allen ehrenamtlich tätigen Menschen, egal ob im Fußball oder in anderen Bereichen, die solch eine Aufgabe neben ihrem Beruf ausüben. Ich habe den Freiraum dafür, weil ich eben nicht in Vollzeit arbeiten gehe, während sich die meisten anderen ehrenamtlich Tätigen erst abends nach dem Feierabend und am Wochenende um den Verein oder die Verbandsarbeit kümmern können.
Haben Sie aufgrund Ihres Geschlechts auch schon mal Vorbehalte gespürt?
Mager : Dass einer sagt: "Ein Mann hätte dieses oder jenes besser entschieden", habe ich noch nicht gehört. Im Gegenteil, ich erfahre viele positive Rückmeldungen und denke, dass ich im Fußballkreis Euskirchen ein hohes Ansehen genieße. Die Leute sagen: "Die Doris macht das schon so lange im Verein, die kennt sich aus." Ich bin im Fußball groß geworden und kenne das Geschäft von der Basis auf. Ich bin seit vielen Jahren an jedem Wochenende auf den Sportplätzen im Kreis präsent und tausche mich vor Ort mit den anderen Vereinsvertreterinnen und -vertretern aus. Deshalb denke ich, dass wir eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf der Ebene pflegen. Am Ende sollte aus meiner Sicht ohnehin nicht das Geschlecht oder Alter für die Besetzung einer Position ausschlaggebend sein, sondern einzig und allein die Qualifikation.
Was erwarten Sie von Bernd Neuendorf als neuem DFB-Präsidenten, der auch vom Mittelrhein kommt? Kurz nach seinem Amtsantritt ist auf Neuendorfs Vorschlag hin Heike Ullrich zur neuen DFB-Generalsekretärin berufen worden. Ein Zeichen dafür, dass Frauen jetzt mehr Macht im Fußball erhalten?
Mager: Ich denke, es geht in diese Richtung, und das freut mich. Ich habe Bernd Neuendorf Ende 2018 zum ersten Mal getroffen, und 2019 sind wir dann gemeinsam zum Amateurfußballkongress nach Kassel gefahren. Schon in seiner Zeit als Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein hat er klargemacht, dass er sich eine ausgewogene Besetzung der Gremien wünscht. Der FVM lebt Diversität und legt großen Wert darauf, dass Frauen dort führende Positionen übernehmen, wie zum Beispiel Johanna Sandvoß als Vizepräsidentin des FVM oder Sandra Fritz als stellvertretende Geschäftsführerin. Das ist der richtige Weg und dabei möchte ich gerne mithelfen.