Kurzpass kurios|30.09.2014|13:45

Zu schnell für die Kamera

Vorsicht, Ball! [Foto: imago]

Nicht Alltägliches aus dem Amateur-Alltag - regelmäßig in unserer Rubrik Kurzpass kurios. Heute: Jede Menge Tore im Sekundentakt und Gelb-Rote Karten am Fließband.

1 Minute, 3 Ballberührungen, 2 Tore

Malik Momfor war zu schnell. Zu schnell für seine Gegenspieler. Aber auch zu schnell für seinen Onkel. Der stand draußen an der Seitenlinie und hatte die Kamera noch nicht parat, als Momfor schon zum 1:0 gegen Bad Wimpfen traf. Der Kapitän der B-Junioren des FC Union Heilbronn II hatte sie alle überrumpelt. „Wir hatten Anspiel und unser Stürmer Joshua Baur spielte den Ball direkt zum linken Mittelfeldspieler Sven Palinkasch. Sven, der mich schon rennen gesehen hat, flankte den Ball direkt in den gegnerischen Sechzehner und ich nehme den Ball direkt und schieße nach 20 Sekunden das 1:0“, berichtet der 15 Jahre alte Malik.

Doch damit nicht genug. Nur wenige Sekunden später steht es 2:0 für Heilbronn. Schon wieder hat Malik Momfor getroffen: „Nach dem Tor hatte natürlich SG Bad Wimpfen Anspiel. Der Stürmer von Bad Wimpfen spielte zurück zum Mittelfeldspieler, der Mittelfeldspieler leitete weiter zum Innenverteidiger, gleichzeitig bin ich schon zum Innenverteidiger gerannt und der wusste nicht, wo er hinspielen soll. Deswegen spielte er zurück zum Torwart, aber das nicht so stark. Ich renne zum Torwart, lege den Ball an ihm vorbei und schieße so nach 52 Sekunden mit dem dritten Ballkontakt das 2:0.“ Dieses Mal hält der Onkel drauf und fängt das zweite Tor seines Neffen im Bild ein. 6:0 gewinnt Heilbronn am Ende. „Hab’ ich Fußball-Geschichte geschrieben?“, fragt sich Malik jetzt. Eine bemerkenswerte Geschichte ganz sicher.

„Hab’ ich Fußball-Geschichte geschrieben?“

5-mal Rot in 7 Spielen

Ein Rekordjäger ganz anderer Art ist Christian Schellhase. Der Innenverteidiger des nordhessischen Klubs TSV Schöneberg steht wohl ungerne ganze 90 Minuten lang auf dem Fußballplatz. Statt auf die Auswechslung durch den Trainer zu warten, nimmt er die Sache lieber selbst in die Hand. Beziehungsweise in die Füße. Neun Spiele hat seine Mannschaft in der Kreisliga A bislang absolviert. Schellhase hat das Kunststück fertig gebracht, dabei fünfmal vom Platz zu fliegen. Die Quote wird noch bedenklicher, wenn man berücksichtigt, dass er nach einer Roten Karte auch noch zwei Spiele aussetzen musste.

Glück für Schellhase, dass die Gelb-Rote Karte in der Kreisliga in Hessen nicht automatisch eine Sperre nach sich zieht. Der TSV Schöneberg steht dennoch abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz – 27 Tore haben die Hessen in neun Spielen kassiert. Wer ständig auf einen Innenverteidiger verzichten muss, hat es eben doppelt schwer.

7 Tore in 80 Minuten

Diese Torfolge liest sich sehr eintönig: 1:0 Drangmeister (10.), 2:0 Drangmeister (19.), 3:0 Drangmeister (30.), 4:0 Drangmeister (35.), 5:0 Gomolla (Eigentor) (48.), 6:0 Drangmeister (44.), 7:0 Drangmeister (50.), 8:0 Drangmeister (78.). Die JSG Blau-Weiß 29 aus Groß Oesingen, Tabellenführer der B-Junioren-Bezirksliga Braunschweig Nord, hat nicht etwa mehrere Drangmeister in ihren Reihen, sondern nur Jannes.

Dessen Sturm und Drang ist aber ungebrochen. Zehnmal hat er bislang in drei Partien getroffen, alleine sieben Mal gegen den SV Reislingen-Neuhaus II . Nur weil Noah Gomolla noch ein Eigentor unterlief, taucht auch noch ein anderer Name in der Torschützenliste auf.

3 Hattricks

Wenn es einmal läuft, dann läuft es: Adrian Postall, Stürmer des SV Münster , schoss sich im Spiel gegen den TSV Neustadt in einen wahren Rausch. Beim 15:0-Sieg seiner Mannschaft gegen den Tabellenletzten der Kreisoberliga traf allein Postall elfmal. In der ersten Halbzeit begnügte er sich noch mit einem Hattrick. Dafür schoss er nach Wiederanpfiff gleich fünf Tore in zehn Minuten. Und kurz vor Schluss legte er, weil es so schön war, noch einen Hattrick drauf. Mit insgesamt 17 Treffern ist er nun, oh Wunder, erfolgreichster Torschütze seines Teams.

1 Elfmeter zurückgegeben

Die Lokalpresse kürte ihn bereits zum „Ballermann der Liga“. Jan-Lukas Elling, Torjäger vom Dienst des italienischen Fußballklubs Lupo Martini Wolfsburg , trifft so oft, dass er fremde Hilfe nicht nötig hat. Beim Spiel der dritten Mannschaft in der 1. Kreisklasse Wolfsburg gegen den SV Brackstedt gab Elling einen Strafstoß zurück, den ihm der Schiedsrichter zugesprochen hatte. Der Gegner habe ihn gar nicht berührt, gab Elling zu, der Elfmeter wurde zurückgenommen. In der 20. Minute traf der Knipser dennoch ganz regulär zum 1:0. Sein sechstes Tor im fünften Ligaspiel. 3:0 gewann Lupo Martini in Brackstedt. Der faire Torjäger Elling knüpft nahtlos an die vergangene Spielzeit an: mit insgesamt 44 Treffern war er 2013/14 uneinholbar Torschützenkönig geworden.