Schiedsrichter-Lehrgang hinter Gittern
In der JVA Lerchesflur in Saarbrücken wurden vom Saarländischen Fußballverband Schiedsrichter ausgebildet. [Foto: Symbolbild/Imago]
In der Justizvollzugsanstalt Lerchesflur in Saarbrücken wurden vom Saarländischen Fußballverband (SFV) Schiedsrichter ausgebildet. Sie werden die Spiele der Gefängnismannschaften leiten. Nach ihrer Entlassung werden die neuen Schiedsrichter in die jeweiligen Gruppen im Saarland integriert.
Vor 25 Jahren wurde in der JVA Saarbrücken unter dem Namen LSG (Lerchesflur-Sport-Gemeinschaft) ein Verein gegründet. Dieser Verein, der mehrere Sparten betreibt (Tischtennis, Fußball, Handball und einige mehr) ist wie auch die Vereine des SFV dem Landessportverband angeschlossen. In diesem Verein sind überwiegend Inhaftierte Mitglieder, aber auch sehr viele von deren Angehörigen. Er wird geführt wie ein herkömmlicher Verein und ist im Vereinsregister gemeldet. Alle zwei Jahre findet eine Versammlung mit Neuwahlen statt.
Gründung einer Fußball-Liga
Vor 17 Jahren hat sich durch mehrere Gruppierungen eine Fußball-Liga gegründet. In dieser Liga mit zwölf Mannschaften spielen nur Inhaftierte. Die Spiele werden alle in der Halle durchgeführt und haben eine Spielzeit von 40 Minuten. Es wird eine Doppelrunde gespielt, und am Ende der Runde wird der Meister geehrt. Vor Rundenbeginn meldet jede Mannschaft seine Spieler auf der so genannten Spielerliste, wobei kein Spieler in der laufenden Runde zu einer anderen Mannschaft wechseln kann - und zum Leiten der Spiele werden auch Schiedsrichter benötigt, welche sich bisher aus dem Kreis der Inhaftierten rekrutierten, allerdings ohne entsprechende Ausbildung.
"Ich bin seit 32 Jahren in der JVA beschäftigt und sehe vieles mit anderen Augen. Aber dieser Lehrgang war schon etwas Besonderes"
„So kamen der ansässige Sportlehrer Herr Taffner und ich zu dem Entschluss, einen Schiedsrichterlehrgang anzubieten“, erzählt Reimer Biehl vom FC Wadrill, der seit 32 Jahren in der JVA beschäftigt ist: „Nach Rücksprache mit Verbands-Obmann Heribert Ohlmann, der den Lehrgang befürwortete, setzten wir uns zusammen, um den Termin festzulegen.“
Im Folgenden beschreibt Reimer Biehl den Ablauf des Lehrgangs: „Wir starteten mit zehn Inhaftierten. Referent waren Maximilian Bock, ehemaliger Lehrwart der Gruppe Wadern, und ich selbst. Insgesamt wurden zehn Übungstage mit je zwei Stunden abgehalten. Sechs davon leitete Max, vier davon ich. Hinzu kamen zwei Stunden Lauftraining. Alle Teilnehmer waren sehr aufmerksam und mit Eifer bei der Sache. Nach der abgelegten Prüfung unter der fachmännischen Leitung von Heribert Ohlmann und Heiner Müller haben alle den Lehrgang bestanden. Etwas Luft nach oben besteht bei Einigen beim Laufen. Wie gut sie ihre Arbeit beim Pfeifen erledigen werden, wird sich nun zeigen. Als Mitarbeiter im Vollzug werde ich mir an den Spieltagen, die immer freitags und samstags stattfinden, den einen oder anderen unter die Lupe nehmen. Es finden auch vier Lehrabende im Jahr statt. Das Ganze wollen wir weiter ausbauen, da gibt es bereits einige Ideen.“
Das Besondere für die Inhaftierten war der Abschluss mit bestandener Prüfung und das gemeinsame Beisammensein mit Essen und Trinken, allerdings ohne Alkohol. Für die Gäste war es wohl ein besonderes Erlebnis, einmal hinter Gittern gewesen zu sein, auch der Eindruck, wenn die Türen ins Schloss fallen und man nicht mehr die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen. Aber auch der Kontakt zu den Inhaftierten war wohl interessant.
Reimer Biehl: „Ich bin seit 32 Jahren in der JVA beschäftigt und sehe vieles mit anderen Augen. Aber dieser Lehrgang war schon etwas Besonderes.“ Die ausgebildeten Inhaftierten werden nach Ihrer Entlassung der jeweiligen Gruppe ihres Wohnortes zugeordnet. Sie werden dann ihre Spiele wie alle anderen Schiedsrichter im Saarland leiten.