Schiri, der hat schon Perso!
Kreative Problemlösung: Weil der Schiedsrichter seine Karten vergessen hatte, musste der Personalausweis als Gelbe Karte herhalten. [Foto: Imago/Montage: FUSSBALL.DE]
Sonntag, 11:50 Uhr, in Esslingen am Neckar. Schiedsrichter Senad Jerkovic zieht sich um, in 40 Minuten soll er die Partie in der Kreisliga B zwischen dem TSV Berkheim III und dem TSV Harthausen anpfeifen. Plötzlich merkt er, dass er etwas Wichtiges vergessen hat: Pfeife und Karten. Eine Pfeife kann ihm vom Heimverein geliehen werden, nur Karten findet man keine im Sportheim. Das Spiel steht kurz vor der Absage. Doch dann hat Schiri Jerkovic eine kuriose Idee.
„Ich habe in meine Brieftasche geschaut und gedacht: Mein Personalausweis ist grau, der kann auch als Gelbe Karte durchgehen. Und meine Bank-Karte von der Kreissparkasse nehme ich dann als Rote Karte.“ Jerkovic erklärt beiden Teams sein Vorhaben. Die Spieler stimmen sofort zu. Ein Schiri, der Persos und Bank-Karten vergibt, ist allemal besser als eine Absage.
Die Begegnung zwischen Berkheim III und Harthausen endet 1:4. Das Ergebnis wird zur Randnotiz. Das Gesprächsthema Nummer eins bei Zuschauern und Spielern ist der Schiedsrichter, der ganze sechs Mal den Personalausweis und kurz vor Schluss sogar eine Ampelkarte, also eine Perso-Bank-Karte, verteilen muss. „Ich spiele seit einigen Jahren Fußball, aber so was habe ich noch nie erlebt“, sagt Benjamin Schmid, Spielertrainer der dritten Mannschaft des TSV Berkheim. In der Kabine konnte man sich nicht mal richtig über die Heimniederlage ärgern. Zu groß war der Spaß an der Sache mit den Karten.
Ampelkarte wird zum Spektakel
"Ich habe den Personalausweis nicht ganz so hoch gehalten, damit die Zuschauer nicht anfangen zu lachen"
„Das Spiel lief gut und die Spieler haben die Situation echt gut angenommen. Auch wenn wir natürlich immer alle schmunzeln mussten, wenn eine Karte gezeigt wurde“, sagt Schiri Jerkovic. Dabei habe sich der 46-Jährige beim Zeigen der Karten extra zurückgehalten. „Ich habe das immer eher versteckt gemacht. Den Personalausweis nicht ganz so hoch gehalten, damit die Zuschauer nicht anfangen zu lachen.“ Auch die Spieler konnten sich nicht so richtig an die Situation gewöhnen: „Wir wussten ja vorher, dass er uns keine richtige Karte zeigen kann. Natürlich war es eine komische Situation, einen Perso gezeigt zu bekommen. Und die Ampelkarte war dann ein richtiges Spektakel für die Zuschauer“, amüsiert sich Spielertrainer Schmid.
Knapp drei Wochen ist die Partie jetzt her. Bei Senad Jerkovics Teamkollegen von den Alten Herren der TB Holzheim in Göppingen ist die Geschichte immer noch ein Running Gag: „Klar kann ich mir da den ein oder anderen Spruch von meinen Jungs anhören. Das stört mich aber nicht“, sagt Jerkovic. Auch er könne immer noch darüber lachen. Seit fünf Jahren ist er jetzt als Schiedsrichter tätig und pfeift in der Bezirksliga, Kreisliga A und Kreisliga B. Ein paar Jahre vor dem Kuriosum in Esslingen hatte er schon einmal etwas beim Spiel vergessen: seine Schuhe. Da war aber noch genug Zeit, um nach Hause zu fahren und sie zu holen. „Wir Schiedsrichter sind auch nur Menschen. Das mit den Karten war doch eine gute Lösung für alle Seiten“, findet Jerkovic.
Die Esslinger Zeitung hatte nach der kuriosen Partie fälschlicherweise berichtet, dass Jerkovic seinen Führerschein als Rote Karte eingesetzt habe. Dabei ist es für den Schiri ganz logisch: „Die rote Sparkassenkarte passt doch viel besser als ein Führerschein.“