Falke sucht die Kreisklassen-Stars
Überrascht vom Niveau: Falke-Trainer Dirk Hellmann (Mitte). [Foto: Oliver Meyer]
Tolle Stimmung herrscht auf der Anlage am Sportplatzring. Mehr als 100 Interessierte sind in den Hamburger Stadtteil Stellingen gekommen, um bei gegrillten Würstchen und leckeren Kaltgetränken Fußball zu schauen. Nichts Ungewöhnliches für ein Punktspiel, doch das hier ist kein Punktspiel, es ist das Probetraining eines künftigen Kreisligisten, ein Casting der besonderen Art. Der Hamburger Fußball-Club Falke ist ohnehin kein gewöhnlicher Verein. Der Klub ist von langjährigen Fans des Hamburger SV gegründet worden, die sich nach der Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung vom Bundesligisten abgewendet haben. Hier hatten wir über die Anfänge von Falke schon mal berichtet.
Der Vereinsname erinnert an die Anfänge des HSV, der einst aus einem Zusammenschluss dreier Vereine entstand: Der Germania von 1887, dem Hamburger FC 1888 und dem FC Falke 1906. Viele ehemalige HSV-Fans haben die „Falken“ zu ihrem neuen Lieblingsverein ernannt. „Wenn so viele Menschen alleine zu einem Probetraining kommen, fängt es bei dem Gedanken an die ersten Pflichtspiele auch bei mir an zu kribbeln“, sagt Trainer Dirk Hellmann.
70 Bewerber für die Kreisklasse
Das öffentliche Interesse an dem Fußballverein, der in der Saison 2015/2016 in der Kreisklasse beginnen wird, ist immens. Alleine zur Trainervorstellung kamen Anfang Januar 150 Fans. Zeitungen und Fernsehsender in Norddeutschland berichten regelmäßig über das besondere Projekt. Entsprechend groß ist das Interesse vieler Fußballer, ein Teil dieses Vereins zu sein. Nach einem Aufruf in den sozialen Netzwerken meldeten sich über 70 Amateurspieler. Manche von ihnen haben höherklassige Erfahrung in der Landesliga oder Oberliga gesammelt. “Einigen Spielern ist es gar nicht so wichtig, in welcher Liga sie bei uns spielen. Es geht ihnen vielmehr darum, auf dem ersten Mannschaftsfoto dieses Vereins zu sein”, meint Hellmann: “Wir haben uns bereits gedacht, dass sich viele Spieler für unser Projekt interessieren würden. Und weil wir nicht alle Fußballer kennen, haben wir zweimal ein Probetraining veranstaltet.”
"Einigen Spielern ist die Liga gar nicht so wichtig, es geht ihnen darum, auf dem ersten Mannschaftsfoto des Vereins zu sein"
Insgesamt 70 Fußballer kamen zu den beiden Sichtungstagen, um Cheftrainer Hellmann, den Co-Trainern Christopher Dobirr und Dennis Himburg, Torwarttrainer Jan Peters und Obmann Nils Kuntze-Braack ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. Nach einer kurzen Ansprache der Verantwortlichen ging es los: Verschiedene Pass- und Positionsübungen standen auf dem Programm, einige Laufübungen waren zu absolvieren, später gab es noch ein Fünf gegen fünf. Nach gut einer Stunde war die Einheit beendet. „Viele der Jungs mussten am Sonntag für ihren aktuellen Verein spielen. Von daher wollten wir nicht allzu hart trainieren“, erklärt Trainer Hellmann. Von der Qualität der Bewerber war er sehr angetan. „Obwohl ich von einigen Spielern noch nie zuvor etwas gehört hatte, war das Niveau wirklich gut.“
Früher HSV-Jugend - künftig HFC Falke
Die Trainer notierten auf einem Scouting-Formular fleißig ihre Eindrücke. Welche Stärken und Schwächen hat der Spieler? Bei welchen Übungen fiel er positiv auf? Für welche Positionen kommt er in Frage? „Wir waren uns relativ schnell einig, wer in unsere Mannschaft passt. Einige Spieler haben wir uns später noch einmal bei einem Ligaspiel angesehen“, sagt Hellmann. Etwa zehn Teilnehmer des Castings dürfen mit einem Platz im Kader rechnen.
Einer davon ist der 23-jährige Torhüter Dennis Verstege, der früher in der Jugend des Hamburger SV gespielt hat. Oder der 25-jährige Defensivallrounder Timo-Alexander Wedler, der aktuell noch beim Kreisligisten Weiß-Blau 63 die Kapitänsbinde trägt. Der Verein schätzt sich glücklich, dass sogar Spieler mit semiprofessioneller Erfahrung beim HFC Falke einsteigen möchten. Der 27-jährige Christian Schümann wurde zum Beispiel mit dem FC Elmshorn Oberligameister, stand zudem im Finale des Landespokals. „Es ist doch geil, bei so einer Sache von Anfang an dabei zu sein. Da stört auch die Ligazugehörigkeit nicht“, wird Schümann auf der Vereinswebsite, zu der es hier geht, zitiert.
Am 25. Juni soll die neue Mannschaft offiziell das Training aufnehmen. Die Heimspiele werden auf dem Vereinsgelände des SC Union 03 ausgetragen. In Fankreisen wird bereits gemunkelt, dass beim ersten Pflichtspiel rund 1000 Zuschauer erscheinen werden. Gemeinsam möchten Verein und Fans schnelle Erfolge feiern. Der Aufstieg in die Kreisliga soll schon im ersten Jahr gelingen. “Wir sind keine Thekentruppe. Wir wollen hier etwas erreichen. In einigen Jahren wollen wir in der Oberliga spielen”, betont Präsidentin Tamara Dwenger. Vier Aufstiege wären dafür notwendig.